So macht Miro Klose den Club wieder erstligareif

Der 1. FC Nürnberg beweist beim 1:1 in Hamburg, dass der Weltmeister die richtige Balance zwischen Angriff und Abwehr gefunden hat

|4. November 2024|
Foto: IMAGO/Zink
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Eigentlich hätte hier ein Text über den Aufstiegsfavoriten Hamburger SV stehen sollen. Doch erstligareif war an diesem Sonntag im Volksparkstadion nur der Gast aus Nürnberg. Unter ihrem neuen Trainer Miro Klose marschieren die Clubberer voran. Mit dem 1:1 beim HSV war Klose zufrieden, doch so verhalten muss er gar nicht sein. Der FCN ist spätestens seit diesem Spiel eins der besten Teams in der 2. Liga.

Was seine Mannschaft beim HSV, der bekanntlich mit den besten Kader der Liga hat, für eine selbstsichere Leistung hinlegte, dürfte doch viele Beobachter verwundern. Der Saisonstart verlief nicht gut. Nach sieben Spielen stand Nürnberg bei sieben Punkten auf Platz 14. Es gab teils peinliche Auftritte wie gegen Magdeburg (0:4). Klose schwor auf die tägliche Arbeit, was bei seiner ruhigen, fast langweiligen Art schnell wie Phrasendreschen wirken kann. Doch die vergangenen Wochen geben ihm und seinem Verein recht. Ein dominanter Derbysieg in Fürth wurde mit einem 8:3 gegen Regensburg bestätigt. Auch im DFB-Pokal in Hoffenheim waren sie nah an der Sensation. Klose schafft es, seinen Spielern eine Idee mit Ball zu geben, ohne das Spiel gegen den Ball völlig aufzugeben. Die Balance unterscheidet den Club beispielsweise vom HSV der vergangenen Jahre oder dem 1.FC Köln unter Gerhard Struber.

Nürnberg war als heimlicher Abstiegskandidat verschrien. Die großen Talente Can Uzun und Nathaniel Brown wurden für insgesamt 14 Millionen Euro verkauft. Ex-Coach Cristian Fiel verließ den Verein in Richtung Hertha BSC, auch wegen der sportlichen Perspektive. Miro Klose galt als Trainer mit einem großen Namen, aber wenig Kompetenz. Die Leute stürzten sich auf seine kurze, unglückliche Amtszeit in Altach. Aber wir reden hier immer noch von Miro Klose. Der Miro Klose, der sich als Quereinsteiger aus der Bezirksliga das Fußballspielen selbst beibringen musste. Der Miro Klose, der bei vier Weltmeisterschaften unter drei Bundestrainern unverzichtbar war. Klose hat sich auch als Trainer nicht ins gemachte Nest gesetzt. Nürnberg hat zehn der vergangenen elf Saisons in der zweiten Liga verbracht. Zwischenzeitlich war die Sorge vor dem Abstieg in die 3. Liga größer als die Hoffnung auf den Aufstieg.

Dieses Jahr ist das anders. Die Sommertransfers von Sportdirektor Olaf Rebbe sitzen. Robin Knoche, voriges Jahr noch in der Champions League bei Union Berlin, dürfte in jeder Top 11 der Liga stehen. Spielmacher Julian Justvan stand auch beim HSV hoch im Kurs, er wollte aber unbedingt zum FCN. Vielleicht hatte der Trainer mit seiner offensiven Ausrichtung ja seine Argumente. Caspar Jander kam vom Drittliga-Absteiger MSV Duisburg und ist bereits eine feste Größe. Leihgabe Stefanos Tzimas (18 Jahre) ist noch jünger, aber dürfte bei dem Potenzial auch nicht lange in Nürnberg spielen. Miro Klose liebt es laut eigener Aussage mit ihm an den Feinheiten zu arbeiten. „Beim Schuss muss er den Körper nach vorne bekommen, sonst wird das nichts“. Von wem will man sowas lieber hören als vom WM-Rekordtorjäger?

Nein, Nürnberg ist noch nicht aufgestiegen. Aber der Trend spricht klar für den FCN. Nürnberg ist viel gefährlicher weil geradliniger als in den letzten Jahren, als die Ballbesitz-Phasen meistens ein harmloses Herumgepasse waren. Den HSV im eigenen Stadion so herzuspielen, hat noch keine Mannschaft geschafft. In der zweiten Liga der Saison 2024/2025 gibt es außer dem HSV nicht den Top-Kandidaten. Nürnberg ist auf dem besten Weg, dieses Vakuum auszunutzen. Das Spiel gegen Kloses alte Liebe Kaiserslautern am nächsten Freitag ist das erste in einer neuen Favoriten-Rolle.

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