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Ralf Rangnick zu Bayern? Das wird ein Spaß!

Was dafür spricht, dass der Schwabe Trainer beim Rekordmeister wird – und was dagegen

Foto: Imago / Sven Simon

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Natürlich ist die Idee, Ralf Rangnick zum Bayern-Trainer zu machen, charmant. Der Mann kann Fußball, bisweilen wirkt er bei seinen Auftritten sogar wie der Erfinder dieses Sports. Er hat auch Erfolge vorzuweisen.

Auf Schalke hält er den besten Punkteschnitt seit dem Zweiten Weltkrieg. Er machte Leipzig groß. Er marschierte mit Hoffenheim von der Regionalliga in die erste Liga durch. Und wer Österreich zu einer EM führt, der muss sowieso was können.

Der Schwabe Rangnick und das bayerische Bayern also. Wenn ich die Zeichen richtig deute, nimmt die Partnerschaft Formen an. Es muss nur noch eine klitzekleine Sache geklärt werden:

Wie zum Teufel soll DAS funktionieren?

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Nicht jeder hat das Zeug zum Bayern-Trainer. Damit meine ich weniger das Fachliche. Nein, man muss den Klub leben, um durchzukommen. Ein Trainer, der an der Säbener Straße erfolgreich sein will, muss Luft ein- und das Bayernemblem ausatmen können.

Thomas Tuchel ist ein glänzendes Beispiel für jemanden, der das nicht kann. Der Mann ist sein eigenes Universum. Ich bin Ich, statt Mia san Mia. Das ist okay, aber eben nicht bayernkompatibel. Für Jürgen Klinsmann galt das auch. Und vergessen wir Otto Rehhagel nicht.

Als Rehhagel Bayerntrainer wurde, war er gerade das Beste, was der Markt hergab. Aber der Mann machte einen großen Denkfehler: Er wollte nicht für die Bayern arbeiten, sondern dass Bayern für ihn arbeitete. Niemand kam mit ihm zurecht, die Spieler nicht, die Journalisten auch nicht. Als ihn einmal jemand etwas wohl Unpassendes fragte, antwortete König Otto, er beantworte nur Fachfragen. Der Journalist konterte: "Ich muss morgen das Kinderzimmer meiner Tochter neu streichen, welche Dispersionsfarbe würden Sie mir empfehlen?" Rehhagel hatte nach der Schulzeit Maler und Anstreicher gelernt.

Unter Ralf Rangnick würde stets Alarmstufe Dispersionsrot herrschen, fürchte ich. Als Trainer in München musst du im Angesicht einer Heerschar von Superstars auch mal bereit sein, fürs große Ganze einen Schritt rückwärts zu machen und dein Ego Ego sein lassen. Rangnick geht ständig vorwärts. Sein Kopf ist der Weg und die Wand das Ziel.

Er schloss es zuletzt noch öffentlich aus: Jetzt soll er der Favorit bei Bayern sein
Zuletzt erteilte Ralf Rangnick dem FC Bayern noch eine vermeintliche Absage. Jetzt soll er Trainer-Favorit.

Er ist eben stur. Auf Schalke warfen sie Rangnick vor, er würde am liebsten auch den Busfahrerposten übernehmen, weil er ja eh alles besser zu können glaubt. In München würde der 65-Jährige dem Platzwart versichern, dass die Grashalme in einem um zwei Grad falschen Winkel wachsen. Beim FC Bayern würde er womöglich einer Menge Leute auf die Füße treten. Das macht man dort aber nicht, und schon gar nicht als Schwabe, der, als würde das nicht schon reichen, obendrein in Deutschland nur einen DFB-Pokalsieg vorzuweisen hat.

Legendär war übrigens auch, wie er einst im Sportstudio des ZDF der Nation Fußballtaktik erklärte. Als Ulmer. Seither nennen wir ihn Professor.

Uli Hoeneß hat sich früher oft mit ihm angelegt; Rangnick und Bayern, diese Mentalitäten passten nicht zusammen. Der heutige Aufsichtsrat bezeichnete ihn wahlweise als "Besserwisser" oder "Feind" des FC Bayern (und revidierte es später).

Alles Vorurteile und Klischees? Natürlich! Und warum? Weil sie im Fußball meistens stimmen.

Und wie ich gerade noch mal über diesen Kolumnentext gehe, kommt mir ein Gedanke: Mensch, Rangnick ist ja der perfekte Trainer für Bayern!

Uns würde auf jeden Fall nie wieder langweilig werden.

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