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Angesichts der Leistungen unserer neuen DFB-Abteilung Attacke ist ein Mann etwas in Vergessenheit geraten. Es fühlt sich so an, als sei Batman in Rente gegangen. Dabei ist Batman erst 28. Ich rede von Leroy Sané.
Sané ist eigentlich eine Sensation. Hat auf Schalke das Laufen gelernt, wechselte früh zu ManCity, ist seit 2020 bei den Bayern. Leider hat es für ihn bisher zu viel mehr als lokalen Meisterschaften nicht gereicht. Sané hat stets so geschickt den Verein gewechselt, dass er nichts Großes gewinnen konnte. Man nennt das übrigens auch Beraterpech.
Ich musste unfreiwillig nicken, als ich gestern las, was der frühere HSV-Star Raphael van der Vaart über ihn gesagt hat: "Aus meiner Sicht ruft er nur 20 Prozent seiner unfassbaren Qualitäten ab. Ich hoffe, dass er auch mal wach wird, dass ihm einer in den Arsch tritt."
20 Prozent ist vermutlich ein bisschen übertrieben, sagen wir 80 Prozent. Selbst 80 Prozent machen einen jedoch weltfußballermäßig gesehen zum VW Polo unter den Sportwagen.
"Sané ist das größte unerfüllte Versprechen seit der Telekom-Aktie"
Ich selbst war/bin großer Sané-Fan. Ihn anzuschauen, ist ein Genuss, aber nur, wenn er den Getriebemodus Sport Plus eingeschaltet hat. Den hat er in den Genen. Die Mutter war eine erfolgreiche Sportgymnastin, der Vater schnellster Spieler Deutschlands. Sané junior ist vermutlich schon in Zehn-Null aus dem Kreißsaal zur Säuglingsstation gerobbt.
Als ich Student war, rannte Souleyman Sané, damals beim SC Freiburg, fünf Meter von mir entfernt im Waldaustadion seinem Gegenspieler der Stuttgarter Kickers dermaßen davon, dass ich es kaum glauben konnte. Ich weiß nicht mehr, wer der Mann war; vermutlich, weil er nach diesem Laufduell seinen Namen änderte.
Wenn Sané junior gerade nicht in Papamanier rennt, lässt er gern auch mal die Schultern hängen und hadert mit dem Schicksal. Manchmal nervt das nur. Diese Phasen dauern lange und beginnen immer dann, wenn alle zu glauben anfangen, dass er es jetzt geschafft hat einstellungstechnisch.
Sané ist das größte unerfüllte Versprechen seit der Telekom-Aktie. Das ist abwechselnd schade oder bedauerlich oder nervig. Ich würde persönlich mit dem ICE von Hamburg nach München fahren, um ihm (drei Stunden nach dem vereinbarten Termin) in den Arsch zu treten. Vielleicht hilft es ja und eines der größten Talente, das wir je hatten, wacht endlich auf und zeigt einmal über einen sehr großen Zeitraum, was er kann.
Leider ist Sané jetzt verletzt, dafür kann er nichts. Ich hoffe, er kommt wieder, und zwar mit super Leiste und noch superer Einstellung. Die WM ist aber schon in knapp zwei Jahren.
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