Trümmertruppe? Absturz in Mönchengladbach

Das halbe Stammteam ist weg, der Saisonauftakt verpatzt und der Trainer keine Erfolgsgarantie – das kann ja heiter werden

|31. August 2023|
Trümmertruppe? Absturz in Mönchengladbach
Trümmertruppe? Absturz in Mönchengladbach

Foto: Imago / Beautiful Sports

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Vor zwei Wochen traf ich einen langjährigen Mönchengladbachfan, der mich fragte, wie es um seinen Lieblingsklub stehe. Ich war überrascht. „Müsstest du das nicht besser wissen als ich?“, fragte ich zurück. Und er: „Oh nein, ich trau‘ mich schon lange nicht mehr, etwas über Gladbach zu lesen.“

Ist auch kein Wunder, keiner weiß das so gut wie ich. Ich habe nämlich eine sprachliche Analyse der Berichterstattung zum Zustand des Traditionsklubs Borussia Mönchengladbach vorgenommen. So viel vorab: Dagegen sind HSV-Texte Oscargewinnermaterial.

Die Wortkombi „Favorit Mönchengladbach“ kam jedenfalls nicht vor, außer vielleicht in Texten über die Chancen auf Relegationsplatz 16, die ich verpasst haben könnte. Auch die Kombination „sehr“ und „gut“ suchte ich in Gladbach-Texten vergebens.

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Stattdessen fand ich: „Absturz“, „notdürftig“, „Trümmertruppe“, „Ablöse-Desaster“.

Das liegt vor allem daran, dass die Liste der Sommerabgänge furchterregend ist. 40 Prozent der Stamm-Feldspieler –  Jonas Hofmann, Marcus Thuram, Ramy Bensebaini und Lars Stindl – haben das Weite gesucht.

So viele Menschen wie in Gladbach sieht man eigentlich sonst nur bei Waldbränden wegrennen.

Leider wurde der qualitative Mangel nicht behoben. Wer den Kader anschaut, den Manager Roland Virkus für diese Saison zusammengebastelt hat, kommt schnell auf den Gedanken, es könne sich dabei um die zweite Mannschaft der Gladbacher handeln.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Für jämmerliche 30 Mio. Euro hat Virkus Spieler geholt, die obendrein kaum einer kennt. 30 Millionen sind nicht viel, wenn man fast die Hälfte der Mannschaft verloren hat und vielleicht mal wieder wie früher weiter oben mitmischen will.

30 Millionen zahlt der FC Bayern schon für eine Option auf den neugeborenen Sohn von Harry Kane.

Der Saisonstart gestaltete sich entsprechend. Einen Punkt nur gab’s beim FC Augsburg (fast hätte ich „beim Mitabstiegskandidaten FC Augsburg“ geschrieben), ein chancenloses 0:3 setzte es daheim gegen Bayer Leverkusen, und eine Niederlage gegen den FC Bayern.

Mich wundert das alles nicht.

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Zusammengehalten werden soll der labile Laden nämlich ausgerechnet von Trainer Gerardo Seoane, dem zuletzt hauptamtlichen Nichtzusammenhalter aus Leverkusen. Wir erinnern uns: Seoane hatte es dort geschafft, mit einem Superkader den rekordverdächtig schlechten Punkteschnitt von 1,57 zu erreichen.

Wie soll er denn mit einer „Trümmertruppe“ mehr hinbekommen?

Ah, Moment mal, sorry, ich sehe gerade, ich war zu schnell, das Bayern-Spiel findet ja erst Samstagabend statt.

Wobei: Im Ergebnis macht das aktuell keinen großen Unterschied, glaube ich.

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