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Druck auf Nagelsmann wächst

Der FC Bayern legt mit drei Unentschieden in Serie den schwächsten Jahresstart seit 2007 hin. Mehr als die Ergebnisse beunruhigt das „Wie“. Neben den Spielern ist auch Trainer Julian Nagelsmann gefragt - und muss aufpassen, dass er die Kabine nicht verliert.

Reden alleine reicht nicht. Auch nicht bei Julian Nagelsmann. Foto: Imago / Passion2Press

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Dreimal 1:1 zu Jahresbeginn, nur drei von neun möglichen Punkten, kein Sieg 2023: Darf man bei Bayern München von einer Krise sprechen? Der Blick auf die Bundesliga-Tabelle liefert Statistisches. Einerseits: noch immer Spitzenreiter und ein Punkt Vorsprung auf Union Berlin. Andererseits: Drei Unentschieden haben den Gegenwert von zwei Niederlagen. Also: Krise oder ein Stück Normalität?

Nach dem ersten Rückrunden-Spieltag liegen zwischen Tabellenplatz 1 und 5 nur drei Punkte. Hinter den Bayern-Jägern Union Berlin und RB Leipzig, Borussia Dortmund und SC Freiburg lauert Eintracht Frankfurt in Schlagweite. Der BVB hat gestern in Leverkusen geliefert und feierte den dritten Sieg in Folge. Man kann es nicht anders sagen: So macht die Bundesliga Spaß.

Und Bayern München? Julian Nagelsmann wird noch zu spüren bekommen, was es heißt, Trainer beim Rekordmeister zu sein. Bundesliga, schön und gut. Seine entscheidenden Tage werden der 14. Februar und 8. März werden - die zwei Achtelfinalspiele gegen Paris Saint-Germain in der Champions League. Kommt er weiter: alles prima. Scheidet er aus, egal wie: Dann erlebt er Rambazamba.

Und seien wir ehrlich: Bei den Bayern laufen so viele Dinge hochprofessionell, dass man sich ein bisschen Schadenfreude über Misslungenes wie das geheimnisvolle Ausscheiden des Torwarttrainers und die Verballhornung von Gucci-Gnabry gönnen darf. Was zählt, ist auf'm Platz. Abgerechnet wird nicht nach dem 18. Bundesliga-Spieltag, sondern Mitte März in der Champions League.

Einen modebewussten Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk


Das muss sich Nagelsmann ankreiden lassen

Von Kerry Hau

Drei Remis in Folge: Der Fehlstart des FC Bayern ins Jahr 2023 ist perfekt. Mehr als die reinen Ergebnisse gegen drei formstarke Gegner - Leipzig, Köln, Frankfurt - macht jedoch die Art und Weise der jüngsten Bayern-Auftritte Sorgen.

Wenig Kreativität und Zielstrebigkeit, Anfälligkeit bei gegnerischen Kontern auf dem Rasen - und abseits des Platzes hausgemachte Baustellen wie die krachende Entlassung des bei vielen Spielern beliebten Torwarttrainers Toni Tapalovic oder der ausgiebig in der Öffentlichkeit diskutierte Paris-Trip von Serge Gnabry.

Schlechte Nachrichten, nicht nur vor dem Champions-League-Kracher in Paris in zwei Wochen, sondern schon vor dem Pokal-Spiel in Mainz am Mittwoch.

Vorstandschef Oliver Kahn spricht von einem „Tief“, er habe das Gefühl, eine andere Mannschaft im Vergleich zum fulminanten Spätherbst auf dem Rasen zu sehen. Alarmierende Worte, die nicht nur die Spieler aufrütteln sollten, sondern auch Julian Nagelsmann.

FC Bayern: Kommentar – Die Ablöse schützt Julian Nagelsmann nicht vor Rauswurf
Bayern ist voll in der Ergebnis-Krise. Ein Kommentar von BILD-Sportchef Matthias Brügelmann.

Der Bayern-Trainer, der im Gegensatz zu Kahn bis dato nur eine Ergebniskrise sieht, hat keinen Welpenschutz mehr. In seiner ersten Saison scheiterte er daran, seine Mannschaft in der heißen Phase voll hinter sich zu bringen und zu Höchstleistungen zu pushen. Gewiss, es ist eine große Aufgabe, eine voller launischer Ich-AGs bestückte Bayern-Kabine zu managen.

Doch das 2022 noch nachvollziehbare Argument, Nagelsmanns Arbeit werde von dem einen oder anderen Unruhestifter beeinträchtigt, zieht nicht mehr. Alphatier Robert Lewandowski, mit dem Nagelsmann Schwierigkeiten hatte, ist weg. Der im Trainerteam als Maulwurf geltende Tapalovic nun ebenfalls. Nagelsmann ist in der Bringschuld. Neben den Spielern muss auch er liefern, um die großen Ziele zu erreichen.

Seine Erklärung, sein Team spiele derzeit „zu langsam, mit zu großen Passdistanzen zwischen den Linien“, mag zutreffen, ist aber auch das Resultat fehlender mentaler Frische und mangelnden Selbstvertrauens. Eine klare inhaltliche Analyse, wie der 35-Jährige sie nach dem 1:1 gegen Frankfurt ankündigte, wird daher nicht ausreichen, um die Leichtigkeit und die Konstanz aus der Phase vor der WM zurückzuerlangen.

Mehr als eine Ergebniskrise
Die Bayern spielen seltsam uninspiriert, die Klubbosse schlagen Alarm, Trainer Nagelsmann aber verniedlicht die Situation - kann das gutgehen?.

Er sollte nun vor allem eines: gut, offen und ehrlich mit seiner Mannschaft kommunizieren. Bei so vielen Stars im Kader kann man es nicht jedem recht machen. Hier helfen jedoch klare Absprachen, und genau in diesem Punkt muss sich Nagelsmann weiterhin Aufholbedarf ankreiden lassen.

Das zeigt allein sein Umgang mit Ryan Gravenberch, dem er nach dessen starker Leistung beim Köln-Spiel erst einen Startelf-Einsatz gegen Frankfurt in Aussicht stellte, um ihn dann doch wieder auf der Bank schmoren zu lassen.

Die Causa Gnabry wurde auch erst so brisant, nachdem sich Nagelsmann vor dem Duell mit Köln ausführlich und kritisch zu dessen Fashion-Week-Ausflug geäußert hatte. Ein simples „Das besprechen wir intern“ hingegen hätte wenig Spielraum für einen derart öffentlichen Wirbel gelassen.

Wenn der Coach will, dass seine Stars für ihn 100 Prozent geben, wird er nicht umherkommen, sie zumindest nach außen hin in Watte zu packen. Denn Fußballer, erst recht beim FC Bayern, sind sehr sensibel. Sie merken sich, wenn ihr Trainer sie nicht unterstützt. Die Beispiele Gravenberch und Gnabry sind nur zwei von mehreren.

Nagelsmann muss aufpassen, dass er die Kabine nicht verliert.

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Schwabenfluch: Hertha bald Rekord-Absteiger?

Von Alex Steudel

Vor ein paar Wochen wurde Fredi Bobic als Messias des deutschen Fußballs gehandelt. Sportdirektor beim DFB sollte er werden. Dann wurde in einem ausgeklügelten Assessment-Center-Prozess ("Mach' du's, Rudi!") ein anderer ausgewählt. Und jetzt ist Bobic nicht mal mehr gut genug für Hertha BSC. Samstagabend wurde er gefeuert. Tiefer kannst du in so kurzer Zeit kaum fallen. Nicht mal in Würde absteigen durfte Bobic.

Wobei: Es war irgendwie klar. Schwabe in Berlin, das konnte nicht gutgehen. Jeder ist dort gescheitert. Bei manchen ging es schnell (Tayfun Korkut, Jürgen Klinsmann), bei anderen war es ein quälend langsamer Prozess (Dieter Hoeneß). Der aktuelle, total erfolglose Trainer Sandro Schwarz darf nur bleiben, weil er aus Mainz kommt – 150-km-Polster zur schwäbischen Grenze. Das Glück der entfernten Geburt.

Warum Fredi Bobic gehen musste
Hertha BSC erklärt die überraschende Trennung vom Sportchef: „Wir brauchen mehr Leidenschaft und Überzeugung“.
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Das Aus für Fredi Bobic bei der Hertha kam für ganz Fußball-Deutschland überraschend. Sein Nachfolger bei der Eintracht, Markus Krösche, übte Kritik. | TAG24

Das alles mag nach Scherz klingen, aber nein, es stimmt, ich weiß das, ich bin ja selbst Schwabe und habe in Berlin gelebt. Als Schwabe wirst du von Berlinern angeguckt wie jemand, der gerade mit einem Motorradhelm auf dem Kopf und drei großen Stofftaschen in der Hand eine Bank betritt. Das Netz ist voller "Warum Berliner die Schwaben hassen"-Geschichten. Es gibt sogar einen "Schwaben in Berlin"-Wikipedia-Eintrag. Erster Satz: "Schwaben in Berlin ist eine stereotype Bezeichnung für als spießig, wohlhabend und provinziell wahrgenommene Zugezogene."

Man wolle künftig "mehr Hertha-DNA" in den Klub bringen, hat gestern sogar Hertha-Präsident Kay Bernstein gesagt. Da passt es halt nicht, wenn man aus einem Stuttgarter Arbeiterviertel kommt und morgens beim Bäcker statt Schrippen Weckle bestellt.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Was ich nicht verstehe: Bobic ist im Grunde gar kein richtiger Schwabe. Gut, wohlhabend ist er (nach dem Hertha-Engagement noch viel wohlhabender), aber er wirkte in Berlin weder spießig noch erfolgreich, wie man es den Schwaben ja auch nachsagt. Die Hertha führte er vom Tag seiner Ankunft Mitte 2021 bis heute von Platz 16 auf 17. Ob er den Gehweg vor der Geschäftsstelle gekehrt hat, weiß ich nicht.

Und jetzetle? Geht die Angst um. Angst vor Bobics Tagebüchern, klar, aber auch Angst vor einer neuen Verpflichtung von Felix Magath. Und vor allem Angst um die Zukunft des Klubs. Der sechste Bundesliga-Abstieg droht – das würde Platz zwei in der ewigen Absteigertabelle bedeuten. Gleichauf mit Bielefeld, hinter Nürnberg. Immerhin mal ein Sprung nach vorn.

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Nach dem 0:2 im Derby gegen Union Berlin trennt sich Hertha BSC von Sportchef Bobic. Der Klub steht damit wieder vor einem Scherbenhaufen.
Post von Wagner: Betrifft: Big City Club Hertha
Die Wirklichkeit von Hertha ist die Wirklichkeit der Stadt.

Die chronisch erfolglosen Berliner haben nämlich diese Saison in 18 Spielen nur 20 Tore geschossen und sind Vorletzter einer an Durchschnittsteams nicht gerade armen Liga. Hoffnung sieht anders aus, zumal die neue Doppel-Sport-Spitze Zecke Neuendorf und Benjamin Weber zuletzt nicht gerade als effektive Tormaschine in Erscheinung getreten ist. Ich finde, die Hertha bräuchte gerade eher ein paar neue Ideen mehr auf dem Platz als im Büro. Ach, übrigens, was das betrifft: Leider ist Neuendorf/Weber auch keine mit allen Wassern gewaschene Bundesligamanager-Paarung.

Egal, Spätzle abputzen und weitermachen. Und ausgerechnet am kommenden Spieltag geht's zum Europacup-Sieger und Bayern-Ein-Remis-Abtrotzer Frankfurt. Die Eintracht strotzt vor Siegeslust. Wie sagt man so schön: Bei diesem Gegner kann man nur gewinnen. Ich fürchte, dass wir am Samstag sehen werden: Das ist nur so ein Spruch.

Das neue Steudel-Buch ist da! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten für 14,95 Euro. Wer das Buch sofort will: Hier bestellen! Wer ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.

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