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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Heute Abend schaue ich mir das Hamburger Derby FC St. Pauli gegen HSV live im Stadion an. Noch weiß ich nicht, ob ich mich wirklich auf das Top-Duell am Millerntor freuen kann. Vermutlich werde ich eine Menge Feinstaub einatmen, weil Ultra-Fans versuchen werden, das Spiel mit Pyrotechnik kaputtzumachen.
Beim letzten Mal, als ich dort war, stand das Spiel kurz vorm Abbruch. Außerdem gewann der HSV damals 4:0 und hat sich von dem Kantersieg nicht mehr erholt - er vergeigte den Wiederaufstieg im ersten Zweitliga-Jahr doch noch. Sei's drum. Wer heute zuschauen will: Sky überträgt ab 18.30 Uhr live. Ich werde winken.
Aber das wird nur der Auftakt zu einem furiosen Wochenende sein. Samstag geht's ab 13 Uhr mit dem WM-Finale der deutschen B-Jugend weiter, am Samstagabend werden im ZDF die Vorrundengruppe bei der Heim-EM ausgelost. Am Sonntag dann der Liga-Kracher: Bayer Leverkusen gegen Borussia Dortmund bei DAZN.
Ein umweltbewusstes Wochenende wünscht
Euer Pit Gottschalk
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⚽️ Unser Podcast
Heute zu Gast: Waldemar Hartmann
Vor 20 Jahren schrieben Waldemar Hartmann und Rudi Völler mit einem aufsehenerregenden ARD-Interview TV-Geschichte. Und auch mit der Neuauflage vor wenigen Wochen für das politisch umstrittene Portal Nius sorgten beide für Schlagzeilen. Bei Pit Gottschalk und Malte Asmus erklärt Waldi Hartmann, wie es wirklich zu dem Gespräch in Berlin kam, räumt mit einigen Falschinformationen auf und prangert dabei "zu viel Meinungsstärke und Nachrichtenschwäche" an. Außerdem fachsimpelt er mit unseren Moderatoren über Rudi Völler, den Leverkusener Aufschwung und die neue Rolle als aktueller Bayern-Jäger Nummer 1. Zum Podcast: Hier klicken!
⚽️ Naht das Ende von Vizekusen?
Von Alex Steudel
Ich habe das Gefühl, meine Tastatur wehrt sich förmlich dagegen, mich einen Text eingeben zu lassen, der von einem möglichen Deutschen Meister Bayer Leverkusen handelt. Aber hilft ja nix. Mit Gewalt hämmere ich die Buchstaben ein, denn Leverkusen ist besser denn je und wirklich in der Verfassung, etwas Historisches zu schaffen: Erstmals Meister zu werden und die Spottbeschreibung "Vizekusen" loszuwerden.
Es ist unvorstellbar und noch ein Stück Wegstrecke dorthin, gut, aber am Sonntag kann der fünfmalige Vizemeister einen großen Schritt tun und daheim höchstpersönlich Borussia Dortmund aus dem Weg räumen: 13 Punkte läge Leverkusen nach einem Heimsieg im Ligaknaller vor den Anspruchsmeistern.
Zweifelt jemand dran? Ich nicht. Die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso hat am letzten Wochenende ganz easy den Startrekord der Guardiola-Bayern (34 Punkte aus zwölf Spielen) eingestellt, gewinnt immer alle Heimspiele und zeigt stets sensationellen Fußball.
Der BVB hat zwar das Achtelfinale der Champions League erreicht, aber die Angewohnheit, in Phasen anwachsenden Selbstbewusstseins über Wollmäuse zu stolpern.
Leverkusen ist Tabellenführer. Vor dem FC Bayern, weit vor dem VfB, locker weit vor dem BVB. Hallt am 18. Mai 2024 nach dem Bayern-Spiel gegen Union Berlin wirklich "Wir gratulieren Bayer Leverkusen zur Deutschen Meisterschaft 2024" durch die Allianz-Arena?
Wir alle müssen uns langsam an diesen Gedanken gewöhnen, auch wenn alles an diesem Satz so dermaßen verrückt klingt, dass ihn Bayern-Stadionsprecher Stephan Lehmann sicherlich ein paar Monate vorher zu üben beginnen wird, damit er am 34. Spieltag unfallfrei rüberkommt.
Deutscher Meister Bayer Leverkusen!
Ist undenkbar, aber irgendwie charmant. Schließlich ist Leverkusen eine Art Zwitterwesen der Bundesliga: der Traditionsplastikklub. Die Mannschaft wird einerseits von der Bayer AG am Leben gehalten und dafür von Millionen Fans verspottet, andererseits spielt Leverkusen seit 1979 in der ersten Liga. Immerhin 4000 Bayer-Sympathisanten reisten am vergangenen Spieltag nach Bremen und sahen ein 3:0, das lockerer eingetütet wurde als Aspirin Granulat.
Deutscher Meister Bayer Leverkusen?
Wir überblicken die Tragweite dieses Satzes noch gar nicht. In den Geschichtsbüchern würde dann nämlich Simon Rolfes als Baumeister der ersten Meisterschaft in 120 Jahren Klubgeschichte stehen. Manager-Legenden wie Reiner Calmund und Rudi Völler müssten ins Kleingedruckte verschoben werden. Und Florian Wirtz hätte mit 21 geschafft, was Vollborn, Lucio, Kirsten, Schneider, Kießling oder Ballack in über Dutzenden von Lebensjahren dort nie hinbekamen.
Aber genug geschweift. Wir dürfen nicht vergessen: Die Dortmunder und die Münchner sind an diesem (Fern-)duell-Wochenende im Vorteil. Die Bayern haben am Mittwoch beim 0:0 gegen Kopenhagen die Kahn'schen Eier geschaukelt, der BVB spielte schon Dienstag, während die Leverkusener am späten Donnerstagabend in Göteborg ranmussten.
Steudel-Kolumnen gibt es auch als Buch! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten, 14,95 Euro. Wer's sofort will: Hier bestellen! Wer fürs gleiche Geld ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.
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++ Europapokal aktuell ++
Zwei Siege, eine Heimpleite
Gregoritschs Hattrick, Schicks Jokertor und Stanisics Doppel-Assist - das waren die Höhepunkte des Europacup-Abends gestern, Eintracht Frankfurts zweite Heimniederlage in Folge dagegen Tiefpunkt. Malte Asmus fasst den Stand jetzt in 90 Sekunden plus Nachspielzeit zusammen. Zum Podcast: Hier klicken!
⚽️ Heute im Fernsehen
20.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, Darmstadt 98 - 1. FC Köln
Köln droht ein Vereinsrekord
In der Bundesliga hat Darmstadt dieses Duell nie gewinnen können (0-2-6), das letzte Treffen wurde zum Debakel (1:6 im Januar 2017). Zuhause holten die Lilien nur einen Punkt aus vier Partien, doch sie dürfen hoffen: Bisher gewann Köln nur in der Rückrunde bei ihnen. Außerdem reist der Gast als Tabellenletzter an, der auswärts seit April und sieben Spielen sieglos ist. Dafür sind die Kölner aber gegen Aufsteiger acht Spiele ungeschlagen. Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht verlor nie gegen Köln, allerdings traf er nur in Liga 2 auf den FC (2-2-0). Es kommt zum Duell der Mannschaft mit den meisten Gegentoren mit der, die die wenigsten Tore schoss. Wenn die Kölner auch im 21. Bundesligaspiel in Folge einen Treffer kassieren, wäre der negative Vereinsrekord von 2020 eingestellt.
Samstag
13 Uhr, RTL: U17 WM-Finale, Deutschland - Frankreich
⚽️ Nicht vergessen: Es sind Kinder!
Von Pit Gottschalk
Der Junge, der am vergangenen Dienstag zum deutschen WM-Helden aufstieg, heißt Konstantin Heide, ist 17 und Torwart bei Unterhaching. Das Halbfinale gegen Argentinien hat er nur bestritten, weil Stammtorwart Max Schmitt erkrankt ausfiel. Ob Heide nach seinen zwei sensationell parierten Elfmetern beim WM-Finale am Samstag gegen Frankreich mitwirken darf, ist zur Stunde offen. Auch ein U17-Jugendteam hat seine Hierarchien. Schmitt ist wieder gesund.
RTL wird es sich trotzdem nicht nehmen lassen, Konstantin Heide und seine Mitstreiter ins Rampenlicht zu rücken. Der Sender hat sich die Rechte an der Live-Übertragung im Free-TV gesichert (Samstag ab 13 Uhr) und wird, was richtig ist, von den Heldentaten beim Fußballnachwuchs erzählen. Bisher hat die Mannschaft jedes WM-Spiel gewonnen. Als Zuschauer ist man dann schnell in Versuchung, dass alles andere als der Gewinn der Weltmeisterschaft eine Enttäuschung ist.
Man vergisst dann leider die beiden wichtigsten Dinge. Erstens: Es sind noch Kinder. Zweitens: Der Zuschauer darf von Teenagern nichts Übermenschliches erwarten. Mehr noch: Niemand kann mit Gewissheit voraussagen, ob die Jungs, die der DFB-Auswahltrainer Christian Wück so erfolgreich auf das WM-Turnier in Indonesien vorbereitet hat, tatsächlich das Zeug zum Fußballprofi haben. Sagen wir es so: Sie bringen die besten Voraussetzungen mit - nicht mehr, nicht weniger.
Allein dass die deutsche B-Jugend erstmals seit Jahrzehnten überhaupt in ein WM-Finale vorgestoßen ist, sollte uns stolz machen. Wie oft haben wir über Nachwuchsprobleme geschimpft, die Jugendförderung beim DFB infrage gestellt oder den Abgesang des deutschen Fußballs ab 2028 angestimmt. Nun stellen wir fest: Die B-Jugend, seit Sommer Europameister, kann sogar mit den besten Mannschaften der Welt mithalten und sie besiegen.
Konstantin Heide durfte sogar schon für seinen Verein bei den Erwachsenen in der 3. Liga ran, was womöglich sogar die größere Herausforderung ist, und muss gleichzeitig die Balance mit der Schule hinkriegen. Dass er das Abitur schafft, so liest man sein Interview in der TZ, ist keinesfalls sicher. Aber er gibt die Priorität vor: Die Schule ist wichtiger. Die Einstellung ist klug. Wir Zuschauer sollte das im Hinterkopf haben, wenn wir uns das WM-Finale vom Sofa aus ansehen.
Konstantin Heides Mitspieler Paris Brunner, der andere deutsche WM-Held, bekam im Oktober bei seinem Stammverein schon einen Vorgeschmack, dass die Öffentlichkeit die Grenze zwischen Jugendfußballer und Profispieler als fließend empfindet und nicht immer Rücksicht nimmt. Borussia Dortmund hatte seinen Jungstar "aus disziplinarischen Gründen" suspendiert, was Spekulationen befeuerte, was darunter zu verstehen ist.
Jede Berichterstattung nährte die Gerüchte. Mit Müh' und Not kamen keine Details ans Tageslicht; irgendwann konnte sich der Junge auf das WM-Turnier in Indonesien konzentrieren. Gut so! Youssoufa Moukoko, inzwischen 19 und früher selbst ein gefeierter Spieler in den DFB-Auswahlmannschaften, sollte Vorbild und Warnung sein: Talent allein reicht nicht zum Durchbruch im Männerfußball. Man braucht mindestens Nerven aus Stahlseilen. Und ein bisschen Glück.
Es mag unjournalistisch wirken, wenn man mit einem gewissen Wohlwollen auf das WM-Finale am Samstag blickt. Zu oft hören und lesen wir, unabhängig vom Fußball, dass die sogenannte "Jugend von heute" Zielstrebigkeit und Eigenmotivation vermissen lässt. In Indonesien sehen wir das genaue Gegenteil dieser Behauptung: Diese Jungs leben ihren Traum. Wir sollten sie darin unterstützen. Ganz gleich, wie das eine Spiel gegen Frankreich ausgeht.
⚽️ Was sonst noch so los ist
⚽️ Alle mal herschauen!
Kreisliga-Spieler fordert Weltmeister heraus
Mario Götze ist Weltmeister, Bundesliga-Spieler und Edeltechniker. Aber gewinnt er simple Fußball-Übungen gegen einen Kreisliga-Kicker? Im Stadion hätte der Eintracht-Profi einen Spieler aus der untersten Liga vermutlich vernascht. Aber zur Überraschung aller Beteiligten findet das Duell in Teil 1 der Challenge auf Augenhöhe statt. Ob der Herausforderer in Teil 2 sogar gewinnt und Götze seine Strafe umsetzen muss? Zum Video: Hier klicken!