Liebe Bundesliga, muss ich mir Sorgen machen?
Same procedure as every year: Schon nach zwei Spieltagen stehen die üblichen Verdächtigen oben
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Ich habe eine schreckliche Entdeckung gemacht: Schon nach zwei Spieltagen stehen dieselben acht Vereine in den Top Acht der Tabelle wie am Ende der vergangenen Saison, nur in anderer Formation. Und sechs dieser Klubs landeten auch in der Spielzeit davor, also 2021/22, ebenfalls unter den ersten Sechs.
Die Bundesliga, same procedure as every year.
Vor einer Woche hatte ich mich an dieser Stelle über den Liga-Traumstart mit Toren in Eishockeydosierung gefreut, und jetzt das: Nach zwei Runden schwingt sich das Pendel ein.
Ist dieses rekordverdächtig blitzartige Erreichen des Normalzustands ein Wink des Schicksals? Eine Ankündigung, dass die immer reicheren Klubs immer schneller immer oben stehen werden?
Die Bundesliga, ein Dinner for One auf Gras?
Für die jüngeren Leser: Dinner for One ist eine Fernsehsendung, die jedes Jahr gleich ausgeht. Am Ende ist einer freudetrunken besoffen, und der Rest schaut dumm aus der Wäsche. Diese Sendung ist eine Anspielung auf den FC Bayern, also vor allem seine Weißbierduschen am 34. Spieltag, und auf die restliche Bundesliga, also vor allem Borussia Dortmund.
Daran haben wir uns zwar gewöhnt, aber nun scheint alles noch viel schlimmer zu werden: Selbst der Speckgürtel der Liga sieht jetzt dauernd gleich aus. Wir sehen da immer dieselben Mannschaften, und das ist wirklich traurig, denn so geht jede Spannung flöten.
Hätte denn nicht wenigstens zum Start ganz kurz der 1. FC Heidenheim oben stehen können? Oder der VfL Bochum, damit die Leute was zum Hoffen/Freuen/Lachen haben? In der zweiten Liga schaffen sie das ja auch, dort steigt am Anfang IMMER ein Underdog wie Phönix aus der Asche: der HSV. Es geht doch!
Stattdessen im Ausguck der 1. Liga dauernd dasselbe Bild: Bayern, Berlin, Dortmund, Frankfurt, Freiburg, Leipzig, Leverkusen, Wolfsburg. Der Trost, dass selbst in England gleich wieder ManCity Erster ist, ist ein kleiner.
Ich zweifle und habe ein bisschen Angst. Angst davor, dass sich künftig nur wohlsituierte Vereine inklusive der drei Werkslimonade-Klubs im internationalen Bereich festbeißen.
Plus Union Berlin und SC Freiburg natürlich, die halt zum Bedauern der weiter hinten stehenden Kohleklubs so gut arbeiten, dass sie kein nicht vorhandenes Geld der Welt da oben wegbrechen kann.
Und das Ganze natürlich auch zum zwölften, dreizehnten, vierzehnten und fünfzehnten Mal angeführt vom großen, reichen FC Bayern München, den sogar eine viertelmilliardenschwere Harry-Kane-Verpflichtung nicht ins Wanken bringt.
Zumindest nicht, solange sich wie gestern geschehen im Handumdrehen neue Sponsorenstaaten einfinden. Diesmal: das Wahlzettelparadies Ruanda.
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