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Wie muss der perfekte Bayern-Trainer ticken?
Alonso & Co., die Suche beginnt: Was der Nachfolger von Thomas Tuchel mitbringen muss, um diese Mannschaft in den Griff zu kriegen

Foto: Imago / Ulrich Wagner
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Nach dem Tuchel-Aus in München frage ich mich: Wie muss eigentlich ein Trainer ticken, wenn er beim FC Bayern erfolgreich sein will? Kandidaten gibt es natürlich viele. Zum Beispiel Xabi Alonso, der die Bayern mit Leverkusen vorführt und immer mehr in den Mittelpunkt der Diskussionen rückt.
Klar ist: Ausuferndes Taktikwissen oder gute Außendarstellung oder mit einem anderen Verein Titel gewonnen haben allein reicht nicht. Der Traummann der Bayern muss viele positive Eigenschaften verkörpern.
Kommen wir zunächst einmal zur wichtigsten Eigenschaft: Der Neue sollte die Kabine nicht gleich nach dem Eintreffen verlieren. Zuletzt schafften das beim Rekordmeister so viele Trainer, dass man sich fragt, ob die DFL demnächst eine Umkleiden-Fundstelle einrichten muss.
Erfinder der abhandengekommenen Bayern-Kabine ist Otto Rehhagel. Vor knapp 30 Jahren verlor er den Kontakt zu Spielern schneller als heutzutage ein durchschnittlicher deutscher Nationalmannschafts-Innenverteidiger bei gegnerischen Kontern.
Rehhagel beherrschte wiederum ein anderes Feld perfekt: Selbstbewusstsein. Was auch schiefging, er erklärte es gekonnt, und er war nie selbst schuld. An dieser Einstellung mangelt’s den Bayern momentan, man muss nur in die wässrigen Augen von Joshua Kimmich schauen.
In München braucht’s also einen Trainer mit etwas Rehhagel inside, der den Spielern so hart eintrichtert, wie gut sie sind, dass sie es am Ende selbst glauben.
Das ist nicht leicht, die Hauptprobleme der Bayern-Kabine sitzen nämlich drin: desolate, erfolgs-unhungrige Profis. Für einen Trainer gibt es nichts Schlimmeres als Protagonisten mit Bankkonten und Pokalregalen, auf denen kein Platz mehr ist. Sie sind satt, satt, satt.
Das kann man jedoch recht einfach kurieren: mit Angst. Frag‘ nach bei Felix Magath, der seine Untertanen früher stundenlang diverse Gebirge hochjagte. Ein bisschen Magath würde den Bayern heute nicht schaden, und wenn das nicht reichen sollte, empfehle ich noch eine Prise Werner Lorant. Niemand konnte so gut am lebenden Objekt beleidigen wie der 1860-Coach.
Natürlich darf man das Ganze nicht übertreiben, sonst rufen die Spieler ihre Wellnessbeauftragten, also Berater an: „Der war gerade laut zu mir, steht davon eigentlich was in meinem Vertrag?“
Es ist recht klar: Der neue Bayern-Trainer sollte von allem etwas können, aber von wenigem nichts. Eierlegende Wollmilchsau sagte man früher dazu.
Kommunikation ist zum Beispiel superwichtig. Aber nicht unbedingt das, was ein Fußballprofi darunter versteht: „Der Trainer sollte mir jeden Freitag sagen, dass ich Samstag in der Startelf stehe, oder das Maul halten.“ Weil es ein Dazwischen gibt, brauchen die Bayern einen Trainer, der ein bisschen Ottmar Hitzfeld kann.
Taktisch unangreifbar sollte der Neue obendrein sein, also: ein paar Gramm Pep Guardiola bitte noch dazu. Und eine Prise Menschlichkeit täte auch gut, womit wir bei Hansi Flick angelangt wären, dem Mann, der das Triple gewann, und niemand weiß wie.
Merkt ihr, wie kompliziert die Sache ist? Zum Beispiel kann Flick allein natürlich nicht die Lösung für die Bayern sein. Der Mann ist menschlich super, aber in Sachen Motivation eher der Typ Tofuplatte im Steakhaus, wie wir seit der WM-Doku wissen.
Deshalb muss der neue Bayern-Trainer auch einige Motivationsbestandteile von Jürgen Klopp enthalten.
Oder die Bayern nehmen gleich den ganzen Jürgen Klopp. Der kann alles, was ich geschrieben habe, und er wurde sogar näher zu München als zu Dortmund oder Liverpool geboren (nämlich in Stuttgart, tja) – und: Er ist im Sommer frei. Das Problem: Er hat gesagt, dass er dann ein Sabbatical plant, Familien-Entscheidung und so. Kann man nichts machen.
Es sei denn, die Bayern werfen so lange mit Tennisbällen nach ihm, bis es im Hause Klopp zu einer neuen Abstimmung kommt.
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