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Leverkusen zerstört seinen Ruf

Bayer kann im Spitzenspiel gegen Bayern den wichtigsten Schritt zur Meisterschaft machen – die Geschichte müsste neu geschrieben werden

Foto: Imago / Sven Simon

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Was die Spieler von Xabi Alonso seit Monaten abliefern, ist wirklich imageschädigend, Bayer Leverkusen ist drauf und dran, seinen Ruf zu zerstören, wonach am Ende immer alles schiefgeht. Wenn ich einem Menschen, der sich nicht für Fußball interessiert, dieses Phänomen erkläre, sage ich: Stell' dir ein hochmodern ausgestattetes Flugzeug vor, das in einer perfekt ruhigen Flugbahn seine Passagiere sicher an ihr Ziel bringt - und dann aus Versehen auf dem Kartoffelacker neben der Landebahn aufsetzt.

Das Beständigste an Bayer Leverkusen war stets seine Unbeständigkeit.

Und jetzt das: 30 Pflichtspiele ohne Niederlage, Platz eins in der Bundesliga, Halbfinale im DFB-Pokal.

Vizekusen in Gefahr!

Ich mag es gar nicht aussprechen: Bayer kann das Double gewinnen.

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Wenn das so weitergeht, müssen wir unseren Kindern irgendwann beibringen, dass Leverkusen früher ständig Zweiter wurde. Sie werden uns einen Blick geben, als erklärten wir gerade, dass Smartphones vor 40 Jahren an einem Kabel festgemacht waren, das so kurz war, dass es gerade so nicht vom Flur bis ins Kinderzimmer reichte.

"Du, Papa, waren die Bayern echt auch mal Meister?"

Leverkusen fehlt nur ein Heimsieg im Spitzenspiel gegen die Münchner, dann ist die Sache meiner Meinung nach nicht mehr aufzuhalten, und im Mai brechen alle Dämme. Trainer Alonso würde einen weiteren Meilenstein setzen: Noch nie gewann ein Chefcoach bei seiner ersten erstklassigen Trainerstation schon nach 19 Monaten die Deutsche Meisterschaft. Selbst Sause-Sammer brauchte in Dortmund 22 Monate.

Ich finde das alles so schön und freue mich auf Samstag. Es wird ganz sicher das Spiel des Jahres: Ich erwarte viel Tempo, viel Zauber, viel Finesse, viel Mut, also wenig deutsche Nationalmannschaft.

Leverkusen gegen Bayern: Der Teamvergleich
Bayer Leverkusen und Bayern München machen die Meisterschaft in dieser Saison wohl unter sich aus, beide Teams trennen zwei Punkte.

Ich sage das, obwohl - strenggenommen - nicht die leistungsfähigsten Teams Deutschlands aufeinandertreffen. "Heute haben die beiden besten Mannschaften der Liga gegeneinander gespielt", sagte Deniz Undav, Stürmer des VfB Stuttgart, am Dienstag nach dem Pokal-Viertelfinale in Leverkusen, und das muss für Bayernfans der schrecklichste Moment ihres Lebens seit Solskjaers 2:1 am 26. Mai 1999 gewesen sein.

Im Falle einer Niederlage gegen Leverkusen werden Millionen Bayern-Anhänger nach einer Fluchtmöglichkeit im Mai suchen, weil sie nicht mitansehen wollen, wie Alonso, Wirtz, Tah & Co. in Cabrios durch die Stadt gefahren werden und den 340 am Straßenrand stehenden Leverkusenern die Meisterschale präsentieren.

"Wohin soll's denn gehen?", wird man sie im Reisebüro fragen.

"Egal. Nur irgendwo hin, wo es kein Internet gibt."

"Da empfehle ich Nordkorea. Oder einen ICE."

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