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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Die Nachricht von Franz Beckenbauers Tod erreichte mich gestern Nachmittag. Ich war erschüttert - wie wohl alle, die den Fußball lieben und den Kaiser kannten. Am Tag zuvor hatte ich noch die ARD-Doku über ihn in der Mediathek angeschaut.
In den Sozialen Netzwerken sehe ich seitdem ungezählte Postings von Kollegen, die ihr Selfie mit Herrn Beckenbauer veröffentlichen. Ich habe deshalb lange überlegt, ob ich mein eigenes liebstes Foto mit ihm ebenfalls zeigen soll.
Am Ende habe ich mich dafür entschieden. Denn erstens zeugt jedes Foto von der Wertschätzung, die Franz Beckenbauer erfahren und geschenkt hat. Und zweitens darf man stolz sein, diesen besonderen Menschen kennengelernt zu haben.
In meinem Nachruf zum Tod von Franz Beckenbauer erzähle ich, wie ich ihn erlebt habe, wie er mich behandelt hat. Vielleicht versteht dann jeder, warum mir völlig gleichgültig ist, was 2006 mit den 6,7 Mio. Euro passiert ist.
Einen majestätischen Dienstag wünscht
Euer Pit Gottschalk
⚽️ Ruhe in Frieden
Franz Beckenbauers einzigartiges Leben
Wie die Familie der deutschen Fußball-Ikone der Deutschen Presse-Agentur (DPA) am Montag bestätigte, ist der Kaiser im Alter von 78 Jahren verstorben.
Er ist Deutschlands bekanntester Fußballstar. Weltmeister als Spieler und Teamchef - und Bayern-Legende: Bei Franz Beckenbauer reichen die Superlative nicht aus. "In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist", teilte die Familie gestern mit. "Wir bitten, in Stille trauern zu können und von allen Fragen abzusehen." Sein Leben im Video: Hier klicken!
Von Pit Gottschalk
Natürlich verfolgte ich jahrelang, was über Franz Beckenbauer und die deutsche Heim-WM 2006 recherchiert und veröffentlicht wird. Natürlich stinkt zum Himmel, was beim Deutschen Fußball-Bund hinter den Kulissen passiert sein muss. Die 6,7 Millionen Euro, die nie erklärt werden konnten. Trotzdem tat mir das Beckenbauer-Bashing, ganz ehrlich, in der Seele weh.
Als ich 1992 bei der Abendzeitung München anfing, war Deutschland zwei Jahre vorher Weltmeister in Rom geworden. Mit Franz Beckenbauer als Teamchef. Die Bayern waren noch längst nicht die dominierende Macht, die sie heute sind, und wurden eben nicht jedes Jahr Deutscher Meister. Härtester Rivale war, man staune, der 1. FC Kaiserslautern.
Wir reden von einer Phase, als Dynamo Dresden und Lok Leipzig (damals als VfB Leipzig) in der Bundesliga spielten. Anfang der 90er-Jahre. Manager Uli Hoeneß verzweifelte damals fast, dass der 13. Meistertitel (inzwischen sind es mehr als doppelt so viele) nicht gelingen wollte. Er hatte sogar Lothar Matthäus von Inter Mailand zurück nach München geholt.
Dann zur Rückrunde 1993/94: Erich Ribbeck hatte ausgedient, Franz Beckenbauer wurde Bayern-Trainer. Für mich hieß das: Fortan würde ich, der Bayern-Reporter der Abendzeitung, mit dem Kaiser fast jeden Tag an der Säbener Straße zusammenarbeiten. Und ich kann, bevor ich Details nenne, jetzt schon sagen: Die Zeit mit Franz Beckenbauer war prägend.
Um es in meiner Sprache zu sagen: Ich hätte Verständnis gehabt, wenn Beckenbauer mich, den Jungen aus dem Rheinland, nicht mit dem Hintern angeschaut hätte. Er war: der Kaiser. Die Lichtgestalt. Der Weltmeister. Aber nie, weder damals noch später, habe ich ihn respektlos oder arrogant erlebt, wenn wir vor ihm saßen und Fragen stellten, die simpel klangen.
Einmal lungerte ich vor lauter Langeweile auf dem Trainingsgelände an der Säbener Straße herum. Längst waren alle Spieler, wie ich enttäuscht feststellte, auf dem Heimweg. Da kam Beckenbauer aus der Geschäftsstelle, unterm Arm ein Stapel ausgedruckter Statistiken vom nächsten Gegner. Nichts funktioniert bei ihm mit Handauflegen. Er arbeitete wie besessen in seinem Trainerjob.
Was mir imponierte: Immer hatte er gute Laune. Wenn er uns Journalisten in einer Hotellobby entdeckte, blieb er wie selbstverständlich stehen, grüßte alle und begann in seinem typischen Münchner Dialekt mit der Flachserei: "Na, Ihr Wegelagerer! Habt Ihr nichts zu tun?" Daraus entstand meistens ein Gespräch, das überhaupt nichts mit Fußball und Bundesliga zu tun hatte.
Beckenbauer interessierte sich für die jungen Leute von der schreibenden Zunft. Als er zum Beispiel einen TV-Auftritt beim Bayerischen Rundfunk hatte, war ich hinter den Studiokulissen dabei, um zeitnah einen Text zu seinen Aussagen zu verfassen. Der Weg vom BR-Studio auf dem Gelände zum Besucherparkplatz am Ausgang dauerte irre lange.
Der Kaiser, der natürlich vor der Studiotür parken durfte, zögerte keine Sekunde und bot mir den Beifahrerplatz in seinem Mitsubishi an: "Kommen Sie, ich fahre Sie zum Auto draußen." Ich stieg in seinen Wagen, wir plauderten über das viele Geld, das ein französischer Fußballstar wie Jean-Pierre Papin kassieren wollte, und verabschiedeten uns herzlich.
Nach einem Auswärtssieg in Leipzig lud er alle Journalisten auf einen Drink an die Hotelbar ein. Wir, die wir alle ein Z im Zeitungsnamen trugen (AZ, SZ und TZ), saßen um ihn herum und hörten, wie er über das deutsche Versicherungssystem schimpfte und nicht das Spiel. "Alles abschaffen, alles auf Anfang!", wetterte er. Er verlangte nicht einmal, dass das Gesagte geheim bleiben sollte.
Mit diesem Beckenbauer-Swing holten die Bayern den 13. Titel. Die Meisterschaft feierten sie auf dem Nockherberg. Im Übermut legte Beckenbauer den Ball beim Torwandschießen vom Aktuellen Sportstudio auf ein Weißbierglas. Ich war live dabei, als er schoss und der Ball von der Schaumkrone unten rechts ins Eck hoppelte. So war Beckenbauer damals: ein Alleskönner.
Später, als ich bei Sport-Bild als Chefredakteur arbeitete, stand er 2006 auf unserer Bühne in Hamburg und nahm dankend unseren Award entgegen, weil er mit der WM-Organisation eine Leichtigkeit im Land erzeugt hatte, die sich die Deutschen selbst nicht zugetraut hatten. Ich mag diese Stimmung vom Sommermärchen nicht vergessen, wenn andere über Beckenbauer urteilen.
Anfang 2016 trafen wir uns beim Fußballtalk „Sky90“ in einem Vorort von München nach vielen Jahren wieder. In der Garderobe warteten wir auf unseren Auftritt. Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, war dabei. Im Hintergrund lief irgendein Bayern-Spiel im Fernsehen. Beckenbauer schaute hin und fluchte wie verrückt.
Er mochte den Fußball von Trainer Pep Guardiola nicht. "Nachher spielen sie den Ball noch auf der Torlinie quer", schimpfte Beckenbauer. Watzke lachte verschmitzt. Auf einem anderen Monitor lief Golf. "Das ist der wahre Sport", jauchzte Beckenbauer noch. Damals ahnte ich nicht, dass es einer seiner letzten Auftritte bei Sky werden sollte.
Beckenbauer hatte sich vor seinem Tod fast vollständig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Aus gesundheitlichen Gründen. Ich muss sagen: Ich vermisse ihn und seinen unnachahmlichen Charme. Mit diesem Rückblick wollte ich den Grund erklären. Bin ich naiv, was ihn und die WM 2006 betrifft? Vielleicht. Und das aus voller Überzeugung.
⚽️ BVB-Beben: Watzke will nicht mehr
Von Thomas Nowag
Wichtige Nachrichten und strategieprägende Personalien muss das Fußball-Unternehmen Borussia Dortmund als Ad-hoc-Mitteilung an der Börse melden. Schließlich, so die Denke dahinter, sind Anleger über kursrelevante Entwicklungen umgehend zu informieren.
Als der BVB am Montagmittag den bevorstehenden Abschied seines langjährigen Geschäftsführers Hans-Joachim Watzke verkündete, blieben die Märkte unbeeindruckt. Einerseits wird die Amtsübergabe erst in rund zwei Jahren erfolgen, andererseits ist sie keineswegs der "Hammer" oder "Paukenschlag", als die sie im ersten Überschwang verkauft wurde.
Watzkes Abschied ist eine sehr logische Konsequenz aus seinen Aussagen der vergangenen Jahre - schon Ende 2022 hätte er wahrscheinlich aufgehört, hätte nicht die Coronakrise, wie er nun noch einmal hervorhob, den BVB ein zweites Mal "in den Abgrund blicken" lassen. Ein zweites Mal nach den dramatischen Tagen von 2005, die immer mit seinem Namen verbunden bleiben werden.
Ohne Hans-Joachim Watzke würde Borussia Dortmund wahrscheinlich nicht mehr existieren. Was ist das schon im Vergleich mit unbefriedigenden Spielen, mancher unbedachten, lautsprecherischen Äußerung, sogar einer verspielten Meisterschaft und der Fehleinschätzung, dauerhaft auf Augenhöhe mit Bayern München agieren zu können?
Man wird ihm am Borsigplatz vollkommen zu Recht ewig dankbar sein. Doch, und das hat Watzke erkannt: Seine Zeit ist gekommen. Eben nicht ad hoc, sondern mit viel Vorlauf für eine Übergabe ohne Turbulenzen.
Auch das wird ihm, bei allen berechtigt kritischen Stimmen, später als Verdienst angerechnet werden.
Thomas Nowag ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)
⚽️ Heute im Fernsehen
⚽️ Der Amateurfußball muss sich neu erfinden
Von Gerd Thomas
Das ablaufende Jahr wirkt auf uns beide wie eine Zäsur. Die meisten Mitstreiter im Amateurfußball haben sich zurückgezogen. Sie sind in Rente, haben familiäre Schwerpunkte oder kümmern sich einfach mehr um sich selbst, was nicht verwerflich ist. Es dürfte sich nicht nur um einen Berliner Trend handeln.
Es wird immer schwerer, Menschen für das Ehrenamt im Verein zu begeistern. Die Lebensentwürfe verändern sich, die Prioritäten werden neu gesetzt, der Arbeitsmarkt fordert mehr. Die Herausforderungen an ein Ehrenamt wachsen. Um dem Wandel zu begegnen, müssen Vereinsvertreter umdenken.
⚽️ Was sonst noch so los ist
Ailton wie in besten Zeiten
Beim Hallenturnier in Oldenburg liefert Ailton als Publikumsliebling neben einigen Toren auch schöne Jubel und gewohnt witzige Szenen. Er springt jubelnd auf die Bande und macht den Bellingham-Jubel. Da kommen Erinnerungen an seine Torschützenkönig-Saison 2003/2004 hoch! Zum Video: Hier klicken!
⚽️ Alle mal herschauen!
Dank Reus und Großkreutz
Nach dem Aufstieg aus der Regionalliga zählte für Rot Weiss Ahlen in der Zweitliga-Saison 2008/09 nur der Klassenerhalt. Das Vorhaben klappte, auch dank zweier Youngsters, die später zu großen Namen im deutschen Fußball wurden - Marco Reus und Kevin Großkreutz. Zum Video: Hier klicken!