VfL Wolfsburg: Panikreaktion offenbart das eigentliche Problem
Nach der Trainerentlassung muss auch der Sportdirektor beim VfL Wolfsburg gehen.

IMAGO/Jan Huebner
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Vier Tage. So lange brauchte der VfL Wolfsburg, um nach Trainer Paul Simonis auch Sportdirektor Sebastian Schindzielorz vor die Tür zu setzen. Diese Hektik verrät mehr über die Führungsschwäche des Vereins als über die Qualität der Entlassenen. Wer innerhalb einer Woche zwei zentrale Positionen räumt, hat entweder vorher geschlafen oder handelt jetzt kopflos. Beides ist fatal.
Die Entlassung ist eine Reaktion auf die anhaltende sportliche Krise des Vereins. Zwei Siege aus zehn Spielen, Platz 14, Pokal-Aus gegen Holstein Kiel – diese Bilanz rechtfertigt Konsequenzen. Aber die Art, wie Wolfsburg sie zieht, wirft Fragen auf. Schindzielorz war erst seit Februar 2023 im Amt, was die Dringlichkeit der Maßnahmen unterstreicht. Nicht einmal zwei Jahre durfte der ehemalige VfL-Profi seine Ideen umsetzen. In dieser Zeit verpflichtete er Simonis, der nach vier Monaten wieder gehen musste. Ein Sportdirektor, dessen wichtigste Personalentscheidung nach so kurzer Zeit scheitert, steht natürlich unter Druck. Doch wer hat Schindzielorz eigentlich kontrolliert? Wer hat seine Arbeit begleitet, korrigiert, unterstützt?
VfL Wolfsburg: Weiteres Chaos abzusehen
Peter Christiansen übernimmt nun beide Aufgaben – die des Sport-Geschäftsführers und die des Sportdirektors. Ein Mann, zwei Jobs, null Zeit für strategische Planung. Währenddessen soll Interimscoach Daniel Bauer die Wende bringen, während die sportliche Leitung neu aufgestellt wird. Der U19-Trainer darf jetzt die Profis retten, ohne zu wissen, wer ihm bald Spieler kauft oder verkauft, wer seine Zukunft plant, wer überhaupt das Sagen hat. Diese Konstellation ist ein Rezept für weiteres Chaos.
Das eigentliche Problem in Wolfsburg liegt tiefer. Ein Verein, der von Volkswagen geprägt wurde, sollte Stabilität ausstrahlen. Stattdessen herrscht seit Jahren ein Kommen und Gehen auf allen Ebenen. Die Vereinsführung spricht von „neuen Impulsen“, aber Impulse brauchen Zeit, um zu wirken. Wer ständig neu startet, kommt nie an.
Schindzielorz mag Fehler gemacht haben. Simonis war sicher überfordert. Aber beide sind nur Symptome, die Wolfsburg seit Jahren befallen haben: die Unfähigkeit, einen klaren Kurs zu definieren und durchzuhalten. Solange der Verein bei jedem Gegenwind die Segel neu setzt, wird er weiter im Mittelmaß dümpeln. Die nächsten Entlassungen sind nur eine Frage der Zeit.



