Atletico Madrid verkauft seine Seele für zwei Milliarden Euro

Die Übernahme von Atlético Madrid durch Apollo Sports Capital wirft Fragen zur Zukunft auf.

|11. November 2025|
Atletico de Madrid v Royale Union Saint-Gilloise - UEFA Champions League MADRID, SPAIN - NOVEMBER 04 : Diego Pablo Simeone manager of Atletico de Madrid during the UEFA Champions League 2025 26 League Phase MD4 match between Atletico de Madrid and Royale Union Saint-Gilloise on November 4, 2025 in Madrid, Spain, 04 11 2025 Madrid Spain PUBLICATIONxNOTxINxFRAxBEL Copyright: xJanxDexMeuleneirx
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IMAGO/Photo News

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Apollo Sports Capital übernimmt 55 Prozent der Anteile an Atlético Madrid, und die Verantwortlichen feiern das als Fortschritt. Dabei ist es der Anfang vom Ende dessen, was diesen Verein einmal ausgemacht hat. Zwei Milliarden Euro Bewertung klingen beeindruckend, doch der wahre Preis dieser Transaktion wird erst in den kommenden Jahren sichtbar werden.

Die Unsicherheit beginnt bereits bei den handelnden Personen. Miguel Ángel Gil und Enrique Cerezo bleiben zwar als CEO und Präsident im Amt, doch mit 55 Prozent der Anteile hat Apollo Sports Capital das letzte Wort. Diese Konstellation ist ein Rezept für Konflikte. Wer entscheidet künftig über Trainerwechsel, Transfers oder die strategische Ausrichtung? Die bisherigen Eigentümer haben ihre Kontrolle gegen Geld eingetauscht und hoffen nun, dass die neuen Mehrheitseigner ihre Vision teilen. Ein naiver Glaube.

Atletico Madrid: Konkrete Daten fehlen

Apollo verspricht zusätzliche Investitionen in Mannschaft und Infrastruktur, doch konkrete Details fehlen. Langfristige Pläne klingt nach dem üblichen Investoren-Sprech, der alles und nichts bedeuten kann. Geht es um ein neues Stadion? Um teure Starspieler? Oder doch nur um die Maximierung des Markenwerts? Die Pressemitteilung bleibt bewusst vage, weil Präzision Verpflichtung bedeuten würde. Stattdessen serviert man den Fans Worthülsen und hofft auf deren Geduld.

Die Bewertung von über zwei Milliarden Euro offenbart die eigentliche Tragödie. Atlético Madrid, einst der stolze Arbeiterverein aus dem Süden Madrids, ist zur Handelsware geworden. Die Summe mag die Bücher der Verkäufer füllen, doch sie zeigt auch, dass im modernen Fußball alles einen Preis hat. Sogar die Identität eines Vereins, der sich jahrzehntelang über seinen Widerstandsgeist gegen die Übermacht Real Madrids definiert hat.

Investmentvehikel mit klaren Rendite-Erwartungen

Apollo Sports Capital ist keine wohltätige Organisation, sondern ein Investmentvehikel mit klaren Rendite-Erwartungen. Die Übernahme, die im ersten Quartal 2026 abgeschlossen sein soll, markiert einen Wendepunkt. Atlético wird effizienter, profitabler und vermutlich auch erfolgreicher werden. Aber es wird nicht mehr derselbe Verein sein. Die Fans werden zu Kunden, die Spieler zu Assets, der Verein zu einem Produkt.

Was bleibt, ist die bittere Erkenntnis, dass auch Atlético Madrid nun endgültig im Zeitalter des Investorenfußballs angekommen ist. Die romantische Vorstellung vom Verein als emotionale Heimat weicht der kalten Realität des Kapitalmarkts. Apollo hat nicht nur 55 Prozent der Anteile gekauft, sondern auch ein Stück der Seele dieses Vereins. Der Preis dafür: zwei Milliarden Euro. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, was dabei verloren geht.