Wegen Trump: Endlich Beschwerden gegen Fifa-Präsident Infantino
Gianni Infantino steht wegen seiner Nähe zu Donald Trump unter Beschuss.

IMAGO/Xinhua
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Gianni Infantino hat die FIFA in eine Sackgasse manövriert, aus der es keinen eleganten Ausweg mehr gibt. Die Beschwerde der Menschenrechtsorganisation FairSquare bei der FIFA-Ethikkommission dokumentiert nicht nur wiederholte Verstöße gegen die politische Neutralitätspflicht des Weltverbands. Sie offenbart ein System, in dem persönliche Machtinteressen über institutionelle Integrität triumphieren.
Wenn der oberste Repräsentant des Weltfußballs einem amtierenden US-Präsidenten öffentlich den Friedensnobelpreis andient, Instagram-Videos mit „Make America great again“-Parolen postet und bei Wirtschaftstreffen dazu aufruft, Trumps politische Maßnahmen zu unterstützen, dann ist das keine diplomatische Gratwanderung mehr. Es ist ein Kotau vor der Macht. Die FIFA-Statuten sind eindeutig: Artikel 15 des Ethikcodes verlangt politische Neutralität.
Infantino ignoriert diese Vorgabe nicht nur, er verhöhnt sie. Der eigens für Trump kreierte FIFA-Friedenspreis, ohne Beteiligung des FIFA-Councils beschlossen, ist dabei nur die Spitze eines Eisbergs systematischer Grenzüberschreitungen. Natürlich muss die FIFA mit der US-Regierung kooperieren, die WM 2026 steht vor der Tür. Aber zwischen notwendiger Zusammenarbeit und unterwürfiger Anbiederung liegt ein Ozean, den Infantino ohne Not überquert hat.
Infantino-Behauptungen zu Trump fragwürdig
Seine Behauptung bei der WM-Auslosung, Trump habe „zahlreiche Kriege weltweit beendet“, ist nicht nur faktisch fragwürdig, sondern macht die FIFA zum Sprachrohr politischer Propaganda. Die enge Beziehung zu Trump gefährdet die Integrität der FIFA fundamental. Ein Weltverband, der sich derart unverhohlen an eine politische Figur kettet, verliert seine Glaubwürdigkeit als neutrale Institution. Was passiert, wenn Trump in zwei Jahren nicht mehr im Amt ist? Was, wenn seine Nachfolger die FIFA für diese Parteinahme abstrafen?
Infantino opfert die langfristige Stabilität des Verbands für kurzfristige Machtspiele. Das Schweigen der FIFA auf die Anfrage von The Athletic spricht Bände. Man weiß in Zürich, dass die Vorwürfe substanziell sind. FairSquare fordert zu Recht eine Untersuchung der Umstände der Friedenspreis-Vergabe. Doch wer soll diese durchführen? Eine Ethikkommission, die unter Infantinos Ägide agiert?
Der Weltfußball braucht keine Friedenspreise für Politiker. Er braucht Funktionäre, die den Sport vor politischer Instrumentalisierung schützen, statt sie aktiv zu betreiben. Infantinos Trump-Hörigkeit ist kein Ausrutscher, sondern System. Die FIFA hat ihre Seele längst verkauft. Die Frage ist nur noch, zu welchem Preis.



