Was hat Leroy Sané geleistet, um für Deutschland nominiert zu werden?
Fever Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel über eine sehr überraschende Einladung zu den nächsten Länderspielen

Foto: IMAGO/DeFodi Images
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Gestern Mittag ereignete sich im Rahmen unserer üblichen Kolumnenthemen-Absprachen folgendes Telefongespräch zwischen Fever-Pit’ch-Herausgeber Pit Gottschalk und mir:
Ich: „Hallo Pit.“
Pit: „Ich bin sauer.“
Ich: „Ich weiß warum.“
Pit: „Sané.“
Ich: „Ich wusste es.“
Um ehrlich zu sein, geht es mir nämlich genauso. Die Nominierung des ewigen Leistungs-Nicht-Trägers Leroy Sané für die WM-Qualifikationsspiele in Luxemburg und gegen die Slowakei kommt in etwa so überraschend wie ein Tesla mit Tankstutzen. Ich frage mich: Was hat Sané geleistet, um von Bundestrainer Julian Nagelsmann für Deutschland nominiert zu werden?
Wir erinnern uns: Sané ist der Spieler, der sehr schnell ist, aber leider nicht schnell genug für seine Form – der rennt er seit Jahren hinterher.
Angeblich, so heißt es nun, habe der 29-Jährige bei Galatasaray Istanbul zuletzt ordentliche Leistungen in der Champions League und der türkischen Süper Lig gezeigt. Das kann in Gänze niemand überprüfen, weil niemand türkische Süper Lig guckt – laut Uefa-Ranking ist sie nur die neuntbeste Europas. Die Türken liefern sich da hinten gerade ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Tschechien.
Groben Schätzungen zufolge soll es sich bei den zuletzt ordentlichen Leistungen Sanés um drei bis vier gute Einsätze handeln, die nun gefühlt 30 schlechte Länderspiele ungeschehen machen.

Um sicherzugehen, dass Pit Gottschalk und ich nicht die einzigen Menschen auf diesem Planeten sind, die sich über die Einladung des Ex-Bayern wunderten, habe ich mal das Netz gecheckt. Und unter dem X-Account der Nationalmannschaft finden sich tatsächlich einige bis alle, die das so ähnlich sehen.
- „Sané? Was raucht bitte Nagelsmann“, fragt einer.
- „Trainerliebling Sané ist mal wieder dabei“, resigniert ein anderer.
- Der nächste: „Nagelsmann null an seinen Worten von Leistungsprinzip festgehalten.“
So geht das ewig weiter. Ich bin kein X-Fan, aber diese Leute haben einen Punkt. Sané enttäuscht uns seit Jahren und bekommt doch mehr zweite Chancen als alle Deutsche-Bahn-Bosse der letzten 25 Jahre zusammen.
Da tröstet mich auch die Nominierung des 19 Jahre jungen Kölner Shootingstars Said El Mala wenig, zumal das andere neue Supertalent, Lennart Karl, zu Hause bleiben muss. Der Shooting Star hatte zuletzt drei Supereinsätze beim FC Bayern hingelegt. Auf drei Supereinsätze kommt Sané wahrscheinlich in den letzten drei Jahren nicht.
Merke: Drei Supereinsätze reichen nur fürs Nationalteam, wenn im Perso Leroy steht.
Karl ist sogar erst 17 und spielt wie Sané vornehmlich rechts. Seine Nominierung wäre ein echtes Zeichen gewesen, jeder hätte das gutgeheißen. Aber vielleicht denkt der Bundestrainer ja, die Raketen, die links hinten für Luxemburg und die Slowakei kicken, seien eine zu harte Nuss für Karl.
„Sané, aber kein Bischof oder Karl – viel Spaß mit dem Achtelfinalaus bei der WM“, schrieb gestern einer auf „X“. So weit würde ich nicht gehen, trotzdem schaue ich die WM-Quali mit der Lupe an – und wehe, Sané haut mich nicht 180 Minuten lang vom Hocker, dann schicke ich die beiden Spiele mit Retourenlabel an den Deutschen Fußball-Bund zurück.
Das kann man ja jetzt: Gestern wurde Zalando als neuer Hauptsponsor des DFB vorgestellt.
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