Tschechien: Abstieg in die Bedeutungslosigkeit
Die Niederlage gegen die Färöer setzt Tschechiens WM-Qualifikationschancen unter Druck.

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Trainer Ivan Haseks Entlassung nach der 1:2-Niederlage gegen die Färöer ist nur das Symptom einer viel tieferen Krise. Der tschechische Fußball hat sich seit 2006 systematisch selbst demontiert. Was einmal eine stolze Fußballnation war, die mit Pavel Nedved, Milan Baros und Petr Cech bei Weltmeisterschaften für Aufsehen sorgte, ist heute ein Verband, der nach drei Tagen Bedenkzeit einen Trainer feuert und hofft, dass ein ausländischer Retter die Probleme löst, die man selbst geschaffen hat.
Der Trainerwechsel zeigt die verzweifelte Lage Tschechiens in der WM-Qualifikation. Nur ein einziger Punkt trennt die Tschechen noch von den Färöern auf Platz drei. Ein Punkt, der darüber entscheidet, ob man überhaupt die Chance auf die Play-offs bekommt oder zum zweiten Mal in Folge eine WM-Qualifikation vergeigt. Die Färöer, wohlgemerkt. Ein Land mit 54.000 Einwohnern, dessen Spieler größtenteils Halbprofis sind. Dass diese Mannschaft Tschechien zu Hause schlagen konnte, offenbart nicht nur taktische Schwächen, sondern ein strukturelles Versagen.
Kapitulation vor der eigenen Unfähigkeit
Hasek war bereits der vierte Nationaltrainer seit 2018. Jeder seiner Vorgänger scheiterte an denselben Problemen: einer überalterten Liga ohne internationale Klasse, einem Nachwuchssystem, das seit Jahren keine Talente von Format hervorbringt, und einem Verband, der reflexartig den Trainer austauscht, statt die eigenen Strukturen zu hinterfragen. Die Entscheidung, nun möglicherweise einen ausländischen Coach zu verpflichten, wie Verbandschef David Trunda andeutete, wirkt wie die Kapitulation vor der eigenen Unfähigkeit.
Das Spiel gegen Gibraltar im November wird mit einem Übergangscoach bestritten. Ein Pflichtspielgegner, gegen den man normalerweise die Tordifferenz aufbessert. Für Tschechien ist es ein Endspiel um die Play-off-Teilnahme. Die Färöer treffen noch auf Kroatien und könnten theoretisch sogar vorbeiziehen. Es ist ein Szenario, das vor zehn Jahren undenkbar gewesen wäre.
Die eigentliche Tragödie liegt darin, dass Tschechien alle Voraussetzungen hätte, um erfolgreich zu sein: eine Fußballtradition, die bis in die 1930er Jahre zurückreicht, eine ordentliche Infrastruktur, genügend Spieler. Was fehlt, ist ein Plan. Stattdessen hangelt man sich von Trainer zu Trainer, von Niederlage zu Niederlage, während Länder wie die Färöer zeigen, was mit Konzept und Kontinuität möglich ist. Haseks Entlassung ist nicht die Lösung. Sie ist Teil des Problems.