Ticketpreise bei der WM 2026: Wenn Fußball zur Luxusware wird
3580 Euro soll der Eintritt zum WM-Finale kosten. Und das ist noch nicht alles

IMAGO/ABACAPRESS
Mindestens 155 Euro für ein Gruppenspiel gegen Curacao. 3580 Euro für das Finale. Wer diese Zahlen liest und nicht zusammenzuckt, hat entweder zu viel Geld oder zu wenig Bezug zur Realität des durchschnittlichen Fußballfans. Die FIFA hat mit ihrer Preispolitik für die WM 2026 einen neuen Tiefpunkt erreicht – und das will bei diesem Verband etwas heißen.
Die Fanorganisation Football Supporters Europe spricht von einem ungeheuren Verrat an der Tradition der Weltmeisterschaft. Das klingt nach starkem Tobak, trifft aber den Kern des Problems. Eine WM lebt von der Atmosphäre in den Stadien, von singenden, feiernden, leidenden Fans, die ihre Mannschaften durch das Turnier tragen. Diese Menschen sind keine Kulisse, sie sind das Herz des Spektakels. Doch die FIFA behandelt sie wie Melkkühe.
WM-Tickets: Das will die Preispolitik
Besonders perfide ist die Konstruktion der Ticketkontingente. Den Nationalverbänden stehen pro Spiel acht Prozent der Netto-Stadionkapazität zur Verfügung. Das klingt nach einem fairen Anteil für die treuesten Anhänger. Doch die günstigste Preiskategorie, die die FIFA öffentlich mit 60 US-Dollar bewirbt, ist in diesen Kontingenten schlicht nicht enthalten. Die Fans, die über ihre Verbände buchen – also jene, die sich registrieren, Mitglied werden, den bürokratischen Aufwand auf sich nehmen – zahlen automatisch mehr als der anonyme Käufer auf dem freien Markt. Das ist keine Preispolitik, das ist Hohn.
FSE fordert die FIFA auf, den Verkauf über die Nationalverbände unverzüglich einzustellen. Eine radikale Forderung, die zeigt, wie groß die Verzweiflung mittlerweile ist. Ob sie Gehör findet, darf bezweifelt werden. Die FIFA unter Gianni Infantino hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass Faninteressen auf der Prioritätenliste irgendwo zwischen Catering-Auswahl und Parkplatzmarkierung rangieren.
Nicht nur die Eintrittspreise: WM 2026 stellt große Herausforderungen
Das Turnier in den USA, Kanada und Mexiko wird ohnehin eine logistische und finanzielle Herausforderung für europäische Fans. Transatlantikflüge, Hotelpreise in nordamerikanischen Großstädten, Inlandsreisen zwischen den Spielorten – die Nebenkosten explodieren. Wenn dann noch Ticketpreise hinzukommen, die ein Gruppenspiel zum Luxusgut machen, bleibt die WM 2026 für viele ein Fernseherlebnis.
Die FIFA wird ihre Stadien trotzdem füllen. Sponsoren kaufen Kontingente, Hospitality-Pakete gehen an Unternehmen, und der nordamerikanische Markt ist groß genug, um die Ränge auch ohne deutsche Durchschnittsfans zu bestücken. Wirtschaftlich mag die Rechnung aufgehen. Aber eine Weltmeisterschaft, die ihre treuesten Anhänger systematisch ausschließt, verliert etwas, das sich nicht in Bilanzen messen lässt: ihre Seele.



