Streit um Regionalliga-Meister: Die Lösung liegt in der 3. Liga

Der DFB gründet eine Arbeitsgruppe, um eine existenzielle Frage des Amateurfußballs zu klären: Wie kann endlich jeder Meister aufsteigen?

|19. August 2025|
Fußball 3. Liga 01. Spieltag Rot-Weiss Essen - TSV 1860 München am 01.08.2025 im Stadion an der Hafenstraße in Essen Bernd Neuendorf ( Präsident, Deutscher Fußball-Bund ), Andreas Rettig ( DFB-Geschäftsführer ) *** Soccer 3 Liga 01 Matchday Rot Weiss Essen TSV 1860 Munich on 01 08 2025 at the stadium on Hafenstraße in Essen Bernd Neuendorf President, German Football Association , Andreas Rettig DFB Managing Director Sport
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IMAGO/Markus Endberg

Inhaltsverzeichnis

Wir kennen diesen wunderbaren Spruch aus der Berliner Politik: „Wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis.“ Der DFB sowie seine Regional- und Landesverbände nennen die Quasselrunden jetzt „Arbeitsgruppe“ und suchen gemeinsam für Präsident Bernd Neuendorf eine Antwort auf die vergleichsweise einfache Frage: Wie halten wir’s mit dem Aufstieg von der Regionalliga in die Dritte Liga?

Stand heute ist: Nicht jeder Meister der fünf Regionalligen darf rauf ins Vorzimmer zum Bundesliga-Fußball. Zwei Aufstiegsplätze sind fest vergeben, drei weitere werden in Rotation verteilt, und während ich die Sätze hier schreibe, wackelt meine Überzeugung, ob diese Regelung noch der neueste Stand ist oder längst überholt. So weit sind die Regionalligen also verkommen: Nichts Genaues weiß man nicht.

Zumindest bei den Nicht-Funktionären. Fragt man die Leute auf der Straße, welche Region aufstiegsberechtigt ist, sieht man in den meisten Fällen ein Fragezeichen im Gesicht: Wie, es darf nicht jeder Meister aufsteigen? Man wundert sich, dass nicht schon früher Widerstand aus allen Ecken der Amateurklubs kam. Ein Jahr lang rackert man sich ab, feiert Platz 1 und weiß doch: Die Belohnung bleibt aus.

Aufstiegsreform: Was aus der 3. Liga werden müsste

Es steht zu befürchten, dass die neue DFB-Arbeitsgruppe ein Marktplatz der Eitelkeiten wird. Verringung der Regionalligen, Losverfahren oder Relegation um die Aufstiegsplätze, geografische Zuteilung und Benachteiligung und so weiter und so fort. Man kennt die Ideen und Argumente. Vermutlich müsste DFB-Präsident Neuendorf ein Machtwort sprechen, um Klarheit zu schaffen. Aber im November sind Wahlen – mal lieber nix riskieren.

Darum kommt hier ein Vorschlag, der alle Probleme in der Regionalliga auf einen Schlag löst – und sogar die 3. Liga glücklich machen müsste. Gedanklich habe ich die Neuausrichtung der dritten und vierten Liga hundert Mal durchgekaut und nur auf den Moment gewartet, dass ich meine Erkenntnisse mit einem größeren Publikum teilen darf. Die Rettung der Regionalliga – die Lösung liegt in der 3. Liga.

Hier der Vorschlag im Detail:

  • Zweigeteilte 3. Liga: Zwei Staffeln mit jeweils 18 Mannschaften aus Nord und Süd. (Am besten nur erste Mannschaften erlaubt.)
  • Aufstiegsregelung: Die zwei Meister steigen auf, der bessere Zweite spielt Relegation gegen den Drittletzten der 2. Liga.
  • Abstiegsregelung: Aus beiden Ligen steigen jeweils die zwei Tabellenletzten ab, die beiden Drittletzten spielen Relegation um den Klassenerhalt.
  • Vorteil Regionalliga: Alle fünf Meister steigen auf und werden je nach geografischer Lage der 3. Liga Nord oder Süd zugeteilt.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Plötzlich bestünde die Dritte Liga aus 36 Teams, die von der 2. Liga träumen dürften. Die geografische Zuteilung in Nord und Süd reduziert Fahrtkosten und erhöht die Zahl der Lokalderbys. Eine Beschränkung auf erste Mannschaften würde Traditionsvereine aus der Versenkung heben. 612 statt 380 Live-Spiele würden der 3. Liga Sichtbarkeit geben und regionale TV-Pakete erlauben.

Und die Regionalliga hätte endlich, was sie immer wollte: fünf feste Aufstiegsplätze. Die Landesfürsten müssten nicht mehr darum streiten, ob man Terrain bei einem Zusammenschluss abgibt, wie man den eigenen Vereinen eine Nullrunde ohne Aufstieg erklären soll oder warum TSG Hoffenheim II Profifußball spielt, aber nicht die Stuttgarter Kickers. Leider verrät mir der Blick ins Mailfach die Realität: noch immer keine Einladung in den DFB-Arbeitskreis…