Häppchenweise zur Heim-EM
Bis Donnerstag erfahren wir, welche Spieler Bundestrainer Julian Nagelsmann zur EM mitnimmt. Seine PR-Strategie verfängt offenbar
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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Häppchenweise kommt heraus, wen Bundestrainer Julian Nagelsmann zur EM mitnimmt. Sonntag fiel der Name Nico Schlotterbeck, Montag der Name Jonathan Tah. Die erste Info wurde so zielgerichtet durchgesteckt, dass sogar die Tagesschau ihre Exklusiv-Nachricht prominent zur besten Sendezeit unters Volk brachte. Schlotterbeck zur EM: Als gäbe es in der Welt nichts Wichtigeres.
Donnerstag wird die Zusammensetzung des 26-köpfigen DFB-Ensembles offiziell verkündet. Dass Schlotterbeck jetzt wohl doch dazugehört, ist in der Tat eine große Überraschung. Er hat unter Nagelsmann noch kein Länderspiel bestritten und konnte seinen Ruf als Bruder Leichtfuß nie wirklich entkräften. Aber, immerhin: Der BVB steht auch seinetwegen im Finale der Champions League am 1. Juni.
Wir lernen: Der Bundestrainer, der zunächst nur einen Dortmunder nominieren wollte (Niclas Füllkrug), belohnt die Nationalspieler, die ein Formhoch zeigen. Das hatte er versprochen. Ob Mats Hummels berufen wird, ist offen. Insofern bleibt uns vielleicht doch ein bisschen Spannung erhalten, mit wem wir Europameister werden wollen. Vorsichtshalber schalte ich heute Abend die Tagesschau ein.
Und kaum habe ich diese Zeilen geschrieben, ploppen die nächsten Nachrichten in meinem Handy auf. Zuerst verkündet Frauke Ludowig (ja, genau die!) bei RTL Soundso, dass Aleksandar Pavlović vom FC Bayern mitfährt. Nicht viel später meldet eine Dachdeckerin (wie passend!) aus dem Irgendwo, dass Manuel Neuer an der EM teilnimmt. Der Fachkräftemangel in Deutschland: plötzlich behoben!
Einen berufenen Dienstag wünscht
Euer Pit Gottschalk
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⚽️ EM-Kader: Besser so als #zsmmn
Von Marco Mader
Das kulturelle Ereignis Eurovision Song Contest, die politische Weltlage, ein Großbrand in Warschau – und dann: Nico Schlotterbeck fährt zur EM! Als einer von bis zu 26 deutschen Fußballern. So mancher Zuschauer mag sich am Sonntagabend verwundert die Augen gerieben haben. Wie bitte?! Ist diese Nachricht nicht viel zu unbedeutend für die seriöse Tagesschau?
Darüber lässt sich sicher streiten. Ein Coup für alle Beteiligten war die öffentlichkeitswirksame und recht überraschende Präsentation des ersten deutschen EM-Teilnehmers allemal. Das gilt erst recht für die folgende Schnitzeljagd, auf der Bundestrainer Julian Nagelsmann die Fans häppchenweise mit weiteren Namen füttert.
Ein fröhliches Ratespiel für die Fußball-Nation – und das mit Sympathieträgerinnen wie der herzigen Oma Lotti und Altenpfleger Rashid Hamid. Gratulation!
Zumal der Auftakt der mit Salami-Taktik hingeworfenen Nominierungsrunde nichts gemein hatte mit den teils arg verunglückten PR-Aktionen bei vergangenen Turnieren. Stichwort: „Best NeVer rest“ oder „#zsmmn“. Stichwort: Kader-Präsentation auf der Zugspitze.
Nagelsmanns Nominierung trifft wie schon das pink-lila Auswärtstrikot und die begleitende Kampagne nicht nur den Nerv der Generation TikTok. Sie erzeugt Aufmerksamkeit und vielleicht sogar etwas Vorfreude in der breiteren Anhängerschaft.
Das ist nicht die schlechteste Idee angesichts der Tatsache, dass dem interessierten Fan längst mindestens 20 der 26 Namen bekannt sein dürften, die Nagelsmann letztlich aus dem Hut zaubern wird.
Die Anzahl der Überraschungen wird sich in Grenzen halten. Umso schöner, wenn Namen wie Manuel Neuer oder Toni Kroos von jemandem wie Oma Lotti „geleaked“ werden. Dabei muss die liebenswürdige 93-Jährige auch gar nicht wissen, was das eigentlich bedeutet.
Marco Mader ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)
⚽️ Mit Gegenpressing in den Abstiegskampf
Heute zu Gast: Manuel Veth (Transfermarkt)
Die Bundesliga liefert „Wahnsinn bis zum Ende“. So titelt der Kicker und trifft den Nagel auf den Kopf. Malte Asmus und Manuel Veth (Transfermarkt und Gegenpressing: The Bundesliga Podcast) schauen auf den Abstiegskampf und das Rennen um die internationalen Plätze, die am 34. Spieltag viel miteinander zu tun haben werden. Zum Podcast: Hier klicken!
⚽️ Bundesliga-Modus killt das Unkalkulierbare
Von Pit Gottschalk
Im dritten Jahr in Folge spielt die Bundesliga im neuen Modus: An den letzten beiden Spieltagen der Saison müssen die 18 Vereine nicht mehr zeitgleich antreten, sondern nur noch am 34. und allerletzten Spieltag – am Samstag, 15.30 Uhr. Ein Festtag für die Sky-Übertragung und jede Radio-Konferenz.
Die Zersplitterung des 33. und vorletzten Spieltags auf Freitag bis Sonntag hat natürlich einen wirtschaftlichen Grund: Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wollte seinerzeit mehr unterschiedliche Anstoßzeiten ins zweite große TV-Rechtepaket gewinnbringend reinpacken. Das ist gelungen.
Was nicht gelungen ist: Mögliche Titelanwärter und Abstiegskandidaten, die am Sonntag spielen, kennen die Spielergebnisse der Konkurrenz, die am Freitag oder Samstag antreten mussten, und richten ihre taktischen Vorgaben fürs Spiel aus. So geht der Vorschlussrunde Brisanz verloren. Normalweise.
Denn schaut man sich den 33. Spieltag vom Wochenende etwas genauer an, liefert die Konjunktiv-Diskussion ernüchternde Erkenntnisse zu den wichtigsten Spielpaarungen am Sonntag.
⚽️ Heute im Fernsehen
⚽️ Klick gemacht
HSV nur noch Nummer 4
Der FC St. Pauli und Holstein Kiel haben den Aufstieg in die Bundesliga klar gemacht und setzen vom Hamburger SV Richtung Werder Bremen ab. Der HSV muss für das siebte Zweitliga-Jahr planen, auch unter Steffen Baumgart hat es nicht für die Rückkehr ins Oberhaus gereicht. Was bedeutet das für den Fußball und die Machtverhältnisse in Norddeutschland? Zum Video: Hier klicken!
⚽️ Was sonst noch so los ist
Doppelpass mit VAR: So lief der Funkverkehr in Köln
Im Bundesliga-Spiel zwischen dem 1. FC Köln und Union Berlin (3:2) kam es zum VAR-Check, da Alidou im Strafraum der Kölner mit der Hand am Ball war. Schiedsrichter Deniz Aytekin gibt Einblicke in den Funkverkehr zwischen ihm und dem VAR. Zum Video: Hier klicken!
⚽️ Alle mal herhören!
Die Nacht von Sevilla (mit Manuel Neukirchner)
Fußballfans werden sich an die unvergessene „Nacht von Sevilla“ erinnern. Im Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 droht der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich das Aus. Nach einem 1:1 in der regulären Spielzeit liegt das DFB-Team 1:3 zurück. Rummenigge sorgt für den Anschluss, Klaus Fischer mit einem legendären Fallrückzieher für das nicht mehr für möglich gehaltene 3:3. Es geht ins Elfmeterschießen. Dank Torhüter Toni Schumacher zieht Deutschland ins Endspiel ein. Toni Schumacher? Da war doch was! Genau: Das harte Einsteigen gegen den Franzosen Patrick Battiston. All das und noch viel mehr rund um die „Nacht von Sevilla“ kommt jetzt als Theaterstück auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Zum Podcast: Hier klicken!