Schalke 04 in der Zwickmühle


Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Seit Tagen frage ich mich, woher das Wort "Dilemma" stammt. Ständig steht es mir im Weg, sobald ich Situationen in den Vereinen beschreiben möchte. Kaum weiche ich aus, baut sich das nächste Dilemma auf.
Bei Borussia Dortmund hatte ich ein Dilemma entdeckt, weil die Wachablösung von Bayern München nur gelingen kann, wenn beim BVB nicht immer Topstars weglaufen. Wenn aber die Wachablösung nicht gelingt, laufen die Topstars weg.
In Frankfurt möchten sie den Trainer nicht sofort loswerden, weil sie sonst ihre Saisonziele gefährdet sehen. Weil aber die Saisonziele gefährdet sind, muss Oliver Glasner nach Saisonende gehen. Nach dem DFB-Pokal, den er gewinnen soll.
Im Volksmund wird ein Dilemma als eine Situation geschildert, in der man gezwungen ist, sich zwischen zwei gleichermaßen (unangenehmen) Dingen zu entscheiden. Wikipedia erklärt's ein bisschen differenzierter:
Ein Dilemma (von altgriechisch διλήμματοςdilēmmatos „aus zwei Sätzen bestehend“), auch Zwickmühle, bezeichnet eine Situation, die zwei Möglichkeiten der Entscheidung bietet, die beide zu einem unerwünschten Resultat führen. Es wird durch seine Ausweglosigkeit als paradox empfunden. Auch der Zwang zu einer Auswahl zwischen zwei positiven Möglichkeiten kann ein Dilemma sein.
Das neueste Dilemma erleben die Schalker: Einerseits wollen sie Bayern besiegen, um Punkte im Abstiegskampf zu sammeln; andererseits verschaffen sie dem Erzrivalen Borussia Dortmund damit Vorteile im Titelkampf. Und nun?
Ich für meinen Teil weiß, was zu tun ist! Ich überlasse Alex Steudel die Ausführungen zu Schalkes Dilemma. Obwohl… Vermutlich bringe ich das Thema schneller auf den Punkt. Aber dann müsste ich ja… Verflixt!*
Ein verzwicktes Wochenende wünscht
Euer Pit Gottschalk
*Natürlich wissen wir, dass Schalke alles tut, um Bayern zu schlagen.
Unser Podcast

Bei Eintracht Frankfurt endet am Saisonende die erfolgreichste Trainer-Ära seit Jahrzehnten: Oliver Glasner muss trotz Europa-League-Triumph und trotz Achtelfinaleinzug in der Champions League und trotz Titelchance im Pokalfinale gehen. Dabei hätte die Eintracht noch vor zwei Monaten sogar gerne mit ihm verlängert. Erleben wir die Wiedergeburt der launischen Diva vom Main? Was ist los in Frankfurt? Pit Gottschalk und Malte Asmus arbeiten die Gemengelage zusammen mit Eintracht-Reporter Christopher Michel auf.

Heute im Fernsehen
20.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, 1. FC Köln - Hertha BSC

Samstag
15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Bayern München - Schalke 04, Union Berlin - SC Freiburg, Eintracht Frankfurt - Mainz 05, VfL Wolfsburg - TSG Hoffenheim, VfL Bochum - FC Augsburg
18.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Borussia Dortmund - Mönchengladbach
20.30 Uhr, SPORT1: 2. Liga, St. Pauli - Fortuna Düsseldorf
Sonntag
11 Uhr, SPORT1: Doppelpass
15.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, VfB Stuttgart - Bayer Leverkusen
17.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, RB Leipzig - Werder Bremen
Klasse halten und BVB zum Meister machen?
Von Alex Steudel
Die wichtigste Regel des Fußballs muss neu geschrieben werden.
Jahrzehntelang galt: Wenn du gegen die Bayern spielst, kannst du nur gewinnen. Jeder hat das immer gesagt, obwohl es natürlich nie eine Studie gab, die das belegte, was aber auch egal war, denn Fußballer können mit Studien eh nicht so viel anfangen. Einige vermuten sogar, glaube ich, dass eine "Studie" eine junge, gutaussehende Studentin sein muss. Wie auch immer.
Wir wussten jedenfalls immer, dass die Regel Quatsch und das Scheitern an einer schweren Aufgabe kein Gewinn sein kann.
Kein Chef sagte je: Sie haben im letzten Jahr alles falsch gemacht, hier ist ihre Lohnerhöhung. Kein Schüler kündigte an: Ich habe morgen Mathe-Abiprüfung und keine Ahnung von der Materie, und genau deshalb werde ich es schaffen! Niemand stellte sich im Casino an den Roulettetisch und sagte zum Croupier: Alles auf die 13 bitte, da kann man nur gewinnen.
Und nun kommt's. Im Fußball geht das ab jetzt auch nicht mehr.

Der FC Schalke 04 spielt am Samstag beim FC Bayern und kann nur verlieren. Sowas gab's noch nie.
Der Klub, der sich nach der WM-Pause aufopferungsvoll und beeindruckend und gegen alle Erwartungen vom letzten auf den viertletzten Platz gehievt hat, steckt im Dilemma: Unterliegen die Königsblauen in der Allianz-Arena den Münchnern, haben sie erstens ein Spiel verloren, das man ja angeblich nur gewinnen kann, und zweitens ist dann der Abstieg höllisch nah. Sie wären total geliefert.
Gewinnen die Schalker aber beim Rekordmeister, sind sie noch gelieferter. Damit machen sie nämlich Borussia Dortmund zum Meister.
Wenn Schalkes Erzfeind Deutscher Meister wird, ist das schlimmer als alles andere. Gelsenkirchen verfiele in eine mehrmonatige Apathie, bei der Nichtabstiegsparty in zwei Wochen würde Pfefferminztee ausgeschenkt.
Was also tun, Schalke 04? Es gibt hier aus meiner Sicht wenig Lösung und viel Problem. Nach dem Bayern-Spiel stehen lediglich zwei Spieltage zur Verfügung, um eine eventuelle Niederlage wettzumachen. Wenn nun am Wochenende Stuttgart gegen Leverkusen und Bochum gegen Augsburg gewinnen, wäre die Mannschaft von Trainer Thomas Reis auf den vorletzten Platz zurückgerutscht und könnte den Klassenverbleib aus eigener Kraft nicht mehr schaffen.
Das wäre traurig nach dem Gewaltakt der letzten Monate, aber Dortmund wenigstens nicht Meister.
Welche Kröte schluckt der Schalke-Fan lieber?
Ach, es gibt da eine weitere Möglichkeit: Schalke könnte gegen die Bayern unentschieden spielen. Und das wäre die blödeste Variante. Sie könnte dazu führen, dass Schalke 04 absteigt UND Borussia Dortmund Meister wird.

Und das gönne ich niemandem, weil ich etwas Ähnliches selbst erlebt habe. Als am 16. Mai 1992 das Bundesligaspiel meiner Stuttgarter Kickers gegen VfL Bochum abgepfiffen wurde und die Kickers trotz ihres 2:0-Sieges als Absteiger feststanden, las ich im selben Moment auf der Anzeigetafel des Neckarstadions in Low Res diesen verheerenden Satz:
"Wir gratulieren dem VfB Stuttgart zur Deutschen Meisterschaft."
Von diesem Satz haben sich die Kickers erst 31 Jahre später erholt: Sie sind gerade in die Regionalliga Süd aufgestiegen.
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Was sonst so los ist









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