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Peinlich, Herr Schlotterbeck!

Nach seinem blamablen Fehlschuss beim 0:1 der Dortmunder gegen Stuttgart beleidigt der Innenverteidiger auch noch Sky-Reporter Wasserziehr

|7. April 2024|
Peinlich
Peinlich

Foto: Imago / RHR-Foto

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Mit das Schönste am Fußball sind Reaktionen von Fußballern, die sich in ihrer Ehre gekränkt fühlen oder ihre Leistungen fehlinterpretiert sehen. Beispiele gibt’s genügend, etwa Toni Kroos („Du hattest 90 Minuten Zeit, dir vernünftige Fragen zu überlegen, und dann stellst du mir zwei so Scheißfragen“), Stefan Effenberg („Freunde der Sonne!“), Per Mertesacker („Was wollen ’se?“), Lothar Matthäus („Steudel, was soll das denn schon wieder?“).

Am Samstag gesellte sich Nico Schlotterbeck dazu, nachdem ihm eine völlig naheliegende Frage gestellt worden war. Nämlich die, wieso der Dortmunder Innenverteidiger aus zwei Meter Entfernung einen Ball, statt ihn ins einladend offene VfB-Tor zu schießen, wie Millionen anderer Fußballer aus aller Herren Ligen es getan hätten, so weit drüber hämmerte, dass Mario Gomez Freudentränen gekommen sein mussten.

Sofort kursierten jedenfalls bei „X“ Bilder eines Balles, der auf dem Mond liegt.

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Schlotterbeck hätte antworten können, dass ihn der plötzlich herbeifliegende Ball überrascht habe. Jeder, der Dortmund in dieser Saison spielen sah, hätte gleich gewusst, was er damit meinte. Er hätte sagen können, dass er den Ball halt nicht richtig getroffen habe. Oder: Dass er nicht wisse, was da passiert sei. Oder: Dass er eben nur Innenverteidiger sei.

Schlotterbeck entschied sich aber, wie in den vergangenen Monaten leider zu oft auch im Spiel, für den falschen Move. Er war gleich beleidigt und stellte im Gegenzug die Kompetenz des Sky-Fragestellers Patrick Wasserziehr nicht nur infrage, sondern stritt ihre Existenz gänzlich ab („Eine tatsächlich blöde Frage … weil Sie noch nie Fußball gespielt haben“).

Natürlich was das beste Unterhaltung, aber auch ein bisschen fremdschambehaftet. Schlotterbeck wirkte auf mich wie früher ein Mitschüler, der meine schönsten Gehässigkeiten jedes Mal nur mit „Und du bist dumm!“ zu kontern wusste.

Nun gibt es einen großen Unterschied zwischen Kroos, Effenberg, Mertesacker, Matthäus auf der einen und Schlotterbeck auf der anderen Seite: Die ersten Vier waren Weltklassefußballer. Sie gewannen in Summe WM-Titel, haufenweise nationale Meisterschaften, (Welt-)Fußballer des Jahres-Trophäen, sie spielten im Ausland und waren Champions-League-Sieger.

Da darf man dann schon ab und zu mal patzig und sogar überheblich rüberkommen.

BVB: Nico Schlotterbeck zofft sich mit Sky-Reporter Wasserziehr!
Nico Schlotterbeck beim 0:1 gegen Stuttgart DIE Chance auf den Ausgleich. Danach zofft er sich im Sky-Interview mit Patrick Wasserziehr.

Nicht sollte das tun, wer noch ziemlich nix geleistet hat, außer nach guten Spiel(situation)en immer gleich den großen Max rauszuhängen. Schlotterbeck, inzwischen auch schon 24 Jahre alt, hat als Profi im Verein genausoviele Titel gewonnen wie Patrick Wasserziehr, der übrigens sehr wohl Fußball gespielt hat (laut transfermarkt.de sogar Regionalliga). Nämlich: keine. Immerhin war Schlotterbeck aber, das soll hier nicht unter den Tisch fallen, ein sehr passabler U21-Spieler. Mit der deutsche U21 gewann er vor drei Jahren die EM.

Seither schafft er es – statistisch zwar nicht von mir nachweisbar, aber bestimmt richtig –, in jedem zweiten Spiel mindestens einen kapitalen Bock zu schießen, was sich auf seine ansonsten zugegebenermaßen oft starken Leistungen auswirkt wie ein umfallender Eimer Wasser auf ein fröhlich vor sich hin flackerndes Streichholz. Aus der Nationalmannschaft wurde er deshalb bereits entfernt, und den BVB führten seine Kompetenzen nicht gerade ins Paradies.

Hätte Schlotterbeck also schweigen müssen? Keinesfalls! Die Interviews sind in dieser Saison mit das Beste am BVB.

Hätte er so überheblich antworten sollen? Eher nicht, denn dazu ist er einfach noch nicht gut genug. Siehe Kroos & Co. – und Wasserziehr übrigens auch, denn der ist als Reporter seit Jahrzehnten „Stammspieler“ in der Champions League und für mich ein Fußballjournalist mit deutlich konstanteren Leistungen auf Topniveau, als der Innenverteidiger Schlotterbeck das von sich behaupten kann.

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