Müssen wir jetzt alle Bayern-Fans werden?
Matthias Esch über den fulminanten Auswärtssieg bei PSG in der Champions League - und ein paar kritischen Anmerkungen

IMAGO/Eibner
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16 Pflichtspiele, 16 Siege. Was der FC Bayern aktuell abliefert, ist einfach nur bockstark. Trainer Vincent Kompany kann mit seinem Team anscheinend nicht mehr verlieren und liefert zuverlässiger als jeder DHL-Bote. Auch beim Titelverteidiger der Königsklasse gibt sich der FCB keine Blöße.
Die menschliche Heckenschere Luis Diaz erschwert dem deutschen Rekordmeister mit seinem heftigen Einsteigen und dem Platzverweis zwar das Leben. Doch der französische Rekordmeister schafft es danach nicht, Tah, Upamecano und Neuer mehr als ein Mal zu überwinden. Endstand 2:1 für die Bayern. Platz 1 in der Liga, Platz 1 in der Tabelle der Königsklasse. Aber jetzt mal eine riskante Frage:
Ist das nicht tierisch langweilig?
Dass Bayern die Bundesliga in der Champions League vertritt, okay, sei mal dahingestellt. Ich habe früher super viel Formel 1 geschaut. Ich wollte auch immer, dass die deutschen Fahrer gewinnen.
Beim Tennis wird es schon schwieriger. Alexander Zverev….puh schwieriger Typ, aber Deutscher. Bin ich jetzt für den, obwohl er Frauen schlecht behandelt haben soll, ständig ausrastet, aber eben Deutscher ist?
Supporten Bayern-Fans denn eigentlich RB Leipzig? Oder Hoffenheim, Wolfsburg oder Augsburg, wenn sie mal international spielen? Nur weil das deutsche Vereine sind?
I doubt it.
Ich habe diese Frage auf meinen Social Media Accounts öffentlich zur Diskussion gestellt und es ist richtig eskaliert. Über 200 Kommentare habe ich alleine bei TikTok bekommen.
Wobei sich fast alle einig sind: Die Bundesliga ist langweilig, zumindest der Titelkampf. Der Vorsprung auf RB Leipzig beträgt aktuell nur fünf Punkte. Aber dass sie am 34. Spieltag vor dem FCB stehen, ist so unrealistisch wie ein Fußballspiel ohne Halbzeitpause. Das wird nicht passieren, wir wissen das alle.
Die meisten deutschen Fußballfans freuen sich in der CL trotzdem mit den Bayern. Ich bin da anders, ein sturer um-die-Ecke-Denker. Warum soll ich mich für einen Verein freuen, dem in ich die Punkte in der Liga ja auch nicht gönne? Schwieriges Thema, aber natürlich sind hier alle Meinungen erlaubt.
Fakt ist: Der FC Bayern hat in Deutschland jährlich einen so großen finanziellen Startvorsprung, dass er kaum einholbar ist. Und zwar bei den TV-Einnahmen. Die Bayern kassieren jährlich knapp 10 Millionen Euro TV-Geld mehr als der BVB. Und der BVB ist logischerweise schon ganz oben mit dabei. Im Vergleich zu den kleinen Vereinen der Liga bekommen die Bayern teilweise fast 50 Millionen Euro mehr – jährlich.
Da kann man jetzt sagen: Ja, sie holen auch deutlich höhere Einschaltquoten.
Oder man überlegt sich ein Modell wie in England. Dort werden die TV-Einnahmen halbiert. 50 Prozent des Geldes wird auf die 20 Premier League-Vereine gleichmäßig verteilt, als Sockelbetrag. Damit hat jeder Verein eine gewisse Summe schon garantiert. Die Startchancen sind besser. Die zweiten 50 Prozent gehen dann nach Einschaltquote und Beliebtheit. Ein Modell, dass der Bundesliga gut tun würde.
In den letzten 13 Jahren holten die Münchener zwölf Mal den Titel. Das kann kein Fan der Bundesliga gut finden, auch kein Bayern-Fan.
Dass sich die TV-Gelder Verteilung zeitnah ändert, ist aus diversen Gründen unrealistisch. Ich finde das schade, ich würde gerne mehr Bayern-Niederlagen sehen und bereite mich jetzt innerlich vor. Auf eure Kommentare auf diese spitze Meinung hier. Lasset die Social Media-Spiele beginnen! Vielleicht werden wenigstens die spannend.



