Mourinho und die Ironie des perfekten Timings

Benfica Lissabon trennt sich nach einer Niederlage von Trainer Bruno Lage.

|18. September 2025|
Jose Mourinho during the match between FC Porto and CD Nacional valid for Liga Portugal Betclic at Estadio do Dragao on 13 September 2025. Copyright: IMAGO Prime Sports Images Fernando Silva Porto Porto Portugal Copyright: xFERNANDOxSILVAx
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IMAGO/Prime Sports Images

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Die Geschichte schreibt manchmal ihre eigenen Pointen. Ende August scheiterte José Mourinho mit Fenerbahce in den Champions-League-Playoffs ausgerechnet an Benfica Lissabon. Drei Wochen später verliert Benfica gegen Qarabag Agdam und entlässt Bruno Lage. Jetzt soll der Mann zurückkehren, dessen Aus in Istanbul die Lissabonner selbst besiegelten. Es ist die Art von Wendung, die nur der Fußball produziert.

Dass Benfica eine 2:0-Führung gegen Qarabag verspielte, war mehr als ein Betriebsunfall. Es war der finale Beweis dafür, dass diese Mannschaft ihre mentale Stabilität verloren hat. Ein Team, das gegen den aserbaidschanischen Meister nach zwei Toren Vorsprung noch verliert, hat ein Problem, das tiefer sitzt als taktische Unzulänglichkeiten. Präsident Rui Costa zog die Konsequenz noch in derselben Nacht – um 1:20 Uhr verkündete er Lages Entlassung. Diese Eile verrät mehr über den Zustand des Klubs als jede Analyse.

Die nächtliche Pressekonferenz war kein Panikakt, sondern kalkulierte Inszenierung. Costa wusste, dass er einen großen Namen präsentieren muss, um die aufgebrachte Anhängerschaft zu beruhigen. Mourinho ist dieser Name. Der 62-Jährige, seit seiner Entlassung bei Fenerbahce arbeitslos, begann vor 25 Jahren seine Trainerkarriere bei Benfica. Jetzt soll er als Heilsbringer zurückkehren – zu einem Verein, der ihn damals nach nur neun Spielen entließ.

Doch Mourinho 2024 ist nicht mehr der hungrige Assistent von damals. Er ist ein Trainer, der seine besten Jahre hinter sich hat und dessen letzte Stationen allesamt vorzeitig endeten. Roma, Tottenham, Fenerbahce – überall hinterließ er verbrannte Erde. Die hohen Erwartungen, die seine mögliche Verpflichtung weckt, könnten sich als gefährliche Illusion erweisen.

Benfica braucht keinen Messias, sondern einen Konstrukteur. Jemanden, der aus den vorhandenen Spielern eine funktionierende Einheit formt. Mourinho war einmal genau das, aber seine jüngste Vergangenheit zeigt einen Trainer, der mehr mit sich selbst als mit seiner Mannschaft beschäftigt ist. Die Sehnsucht nach vergangener Größe macht blind für gegenwärtige Realitäten.

Wenn Costa tatsächlich einen Trainer sucht, der den Verein repräsentiert und die Mannschaft auf das erforderliche Niveau bringt, sollte er genauer hinsehen. Mourinhos Rückkehr wäre spektakulär, keine Frage. Aber Spektakel ist nicht, was Benfica jetzt braucht. Der Klub braucht Ruhe, Arbeit und einen klaren Plan. Alles Dinge, die Mourinho schon lange nicht mehr liefert.