Aktuelle Videos
Jan geht in Fußballrente
Zum letzten Halali wurde noch einmal alles aufgefahren. Fans, Fußballfreunde, [...]

Foto: Benno Kraehahn
Inhaltsverzeichnis
Zum letzten Halali wurde noch einmal alles aufgefahren. Fans, Fußballfreunde, Fotografen und Filmschaffende begleiteten das letzte Spiel von Inters Ü60-Goalgetter Jan (62). Im höheren Alter feierte er seine größten Erfolge: Berliner Pokalsieger, Nordostdeutscher Meister und dann sogar noch Deutscher Meister. Im letzten Jahr versetzte sein langjähriger Mitspieler Axel den Oldies des großen FC Bayern München den Tiefschlag. Mit einem wunderbaren Solo, an dessen Ende drei FCB-Spieler auf dem Boden lagen, erzielte er den Treffer des Spiels. „Wer ist Okocha?“ fragte Hobbyfilmer Didi.
Die mit dem Mannschaftsbus der Profis angereisten Bajuwaren reisten enttäuscht aus Düsseldorf ab und fanden nicht einmal mehr Zeit, am Abschlussevent teilzunehmen. Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge waren ohnehin nicht dabei, ihre berühmt-berüchtigten Bankettreden entfielen. Egal, Axel und seine Mitspieler waren Deutscher Meister – und Jan natürlich auch.
Schon damals zwickte das Knie, die gefürchteten Drehungen mit dem satten Abschluss wurden seltener. Aber sie war immer noch gefürchtet, die linke Klebe. Und siebenmal hatte sie in dieser Saison auch getroffen. Nur beim letzten Spiel gegen den berühmtesten Berliner Verein, der allerdings schon bessere Zeiten gesehen hat, wollte es einfach nicht glücken.

Die Hertha-Mannschaft hat in den letzten 12 Monaten zahlreiche Spieler verloren. Auch im Alter gibt es immer noch Meinungsverschiedenheiten. Schließlich zog sich die Ü60 I zurück, die Zweite musste den Platz in der Verbandsliga einnehmen. Sportlich fair tritt man immer an, aber am Saisonende wird unwiederbringlich der Abstieg stehen. Da sollte für Jan doch noch ein Treffer drin sein.
Und tatsächlich, plötzlich kam die klassische Variante zum Vorschein: Ballannahme, Gegner auf Distanz halten, kurze Drehung, satter Schuss. Gelernt ist gelernt, aber der Ball ging links vorbei. Die Uhr lief unerbittlich runter, und das lädierte Knie würde kein weiteres Spiel zulassen. Die letzte Minute lief. Schade, es wäre so schön gewesen. Ein letztes Solo von Axel, Jan stiehlt sich noch einmal frei, steht fast auf der Torlinie neben dem Pfosten, bekommt das Zuspiel – und drückt tatsächlich die Kugel zum 4:2-Endstand ein. Was für ein Jubel!
Der Kameramann schwor, er hätte es geahnt. Weshalb er sich neben dem Tor postierte und nun hoffentlich die Bilder im Kasten hat. Ein Traum! Mit der letzten Szene des Spiels der krönende und würdige Abschluss einer langen Karriere. Auf meine Anmerkung: „Das hältst du doch gar nicht aus, so ohne Fußball!“ kam diese Antwort. „Es geht wirklich nicht mehr. Ich spiele seit Monaten mit Schmerzen!“ Und dann der Nachsatz: „Vielleicht komme ich wieder, wenn ich ein neues Knie habe!“
Für alle, die jetzt lachen: Die Medizintechnik hat sich weiterentwickelt. Jan wäre nicht der Erste, der mit einem künstlichen Kniegelenk noch einmal aufläuft. Insofern warten wir mal ab. Bis hierher ist eine große Karriere standesgemäß zu Ende gegangen.