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Das Spiel Holstein Kiel gegen FC Bayern München war ein echtes Fremdschamfestival. Zumindest muss es sich für KSV-Anhänger so angefühlt haben. Kiel hatte gegen den Rekordmeister elf Hosen voll und ging schneller unter, als ein HSV-Fan "Aufstieg" sagen kann. Und 1:6 klingt sogar netter, als es war.
Ich hatte zwar nicht viel erwartet von den Kielern, aber ich bekam noch weniger. Das Ganze erinnerte vor allem zu Beginn an Bayern-Fankicks gegen Gewinnspiel-Auswahlteams, wie sie normalerweise Ende Juli stattfinden. Wobei diese Mannschaften ein 0:0 länger halten.
Der Kieler Widerstand hielt ganze 14 Sekunden, da hatte Jamal Musiala, zugegebenermaßen viermal wertvoller als der gesamte Kieler Kader, bereits eingenetzt. "Wir haben uns in die Hosen geschissen", analysierte Abwehrspieler Timo Becker. Davon sah man nach der Pause nichts, ein Hoch auf den Zeugwart.
Drei Spiele, elf Gegentore, drei Niederlagen und damit auch keine nächste Sensation gegen den Rekordmeister wie beim Pokalsieg im Elfmeterschießen also. Aber so ist das im Fußball: Wunder gibt es immer wieder – nicht.
Fin Bartels verwandelte übrigens damals, am 13. Januar 2021, den entscheidenden Strafstoß. Heute schießt er Tore für die Sportvereinigung Eidertal Molfsee von 1957 e.V. – das ist Kreisliga, also quasi dasselbe wie momentan seine Ex-Kollegen.
Ich erspare uns hier eine ausführliche Analyse, ob und wie Kiel den Klassenerhalt hinbekommen kann. Niemand will so etwas lesen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der erste Klub aus Schleswig-Holstein, der je in der ersten Liga spielte, in einem Jahr auch der letzte gewesen sein wird, würde ich aber im hohen 90er-Prozentbereich ansiedeln. Zumindest wenn die so weiterspielen. Andererseits: Man hat schon Beckhams kotzen sehen.
Am kommenden Samstag geht‘s nach Bochum. Das ist hart. Erstes Abstiegsduell der Saison. Der Nullpunkte-Gipfel. Mit einer deutlichen Niederlage würden es die Kieler sogar in die Top-3 der miesesten Bundesliga-Saisonstarts aller Zeiten schaffen. Und im Geschichte schreiben sind sie ja echt gut.
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