Golden Boy 2025: Kein Deutscher dabei – ein Warnsignal für den Nachwuchs

Die Jury achtet auf individuelle Leistung, Bedeutung für die Mannschaft und internationale Ausstrahlung - dafür reichte es bei keinem DFB-Talent

|22. Oktober 2025|
Como 1907 vs Juventus FC - Serie A 2025 26 in Como, Italy - 19 Oct 2025 Kenan Yildiz of Juventus FC seen in action during Serie A 2025 26 football match between Como 1907 and Juventus FC at Giuseppe Sinigaglia Stadium. FINAL SCORE Como 2 0 Juventus Como Italy Copyright: xFabrizioxCarabellix xSOPAxImagesx 20251019R3FC3432_KenanYildiz
como-1907-vs-juventus-fc-1068031592

Kenan Yildiz, geboren und ausgebildet in Deutschland, spielt für die türkische Nationalmannschaft. IMAGO/SOPA Images

Inhaltsverzeichnis

Die Shortlist für den Golden Boy 2025 steht fest – und wieder fehlt ein deutscher Spieler unter den 25 Finalisten. Damit bleibt der prestigeträchtige Award, der jährlich den besten U21-Profi Europas kürt, auch in diesem Jahr ohne deutsche Beteiligung. Die Auszeichnung gilt seit Jahren als Frühindikator für kommende Weltstars: Frühere Gewinner wie Erling Haaland (2020), Pedri (2021), Gavi (2022), Jude Bellingham (2023) und Lamine Yamal (2024) prägen längst den internationalen Spitzenfußball.

Was der Golden Boy bedeutet

Der Golden Boy Award wird seit 2003 von der italienischen Sportzeitung Tuttosport vergeben. Eine internationale Jury aus führenden europäischen Sportmedien – darunter L’Équipe, The Times oder Marca – wählt jährlich den besten Spieler Europas unter 21 Jahren, der in einer Topliga aktiv ist. Die Jury achtet auf individuelle Leistung, Bedeutung für die Mannschaft und internationale Ausstrahlung.

Die Auszeichnung gilt als Seismograph für den Weltfußball: Wer den Golden Boy gewinnt, gehört meist schon kurz darauf zur absoluten Elite. Von Lionel Messi (2005) über Kylian Mbappé (2017) bis Erling Haaland (2020) – viele Preisträger haben den Sprung zum Superstar geschafft. Entsprechend groß ist die symbolische Bedeutung der Ehrung: Sie zeigt, in welchen Ländern und Akademien derzeit die besten Talente reifen.

Europas Nachwuchs glänzt – Deutschland schaut zu

In der diesjährigen Auswahl dominieren Talente aus Frankreich (6 Spieler), England (5), Spanien (2), der Türkei (2), Portugal (2) und Italien (2). Länder wie Argentinien, die Niederlande, Dänemark, die USA und Schweden sind jeweils einmal vertreten. Nur ein Spieler mit Deutschland-Bezug schafft es indirekt auf die Liste: Kenan Yildiz, geboren und ausgebildet in Deutschland, spielt allerdings für die türkische Nationalmannschaft.

Diese Zahlen sind kein Zufall. Während andere Nationen ihre nächsten Generationen konsequent auf Weltklasseniveau entwickeln, stagniert die deutsche Talentförderung. Seit Jahren gelingt es kaum, Spieler hervorzubringen, die international zu den Besten ihrer Altersklasse zählen.

Götze bleibt die Ausnahme

Der letzte deutsche Golden-Boy-Gewinner war Mario Götze im Jahr 2011. Danach wurde es still. Zwar kam Jamal Musiala dem Titel nahe – er gehörte mehrfach zu den aussichtsreichen Kandidaten –, doch auch er wurde nicht in Deutschland ausgebildet.

Dieses Muster wirft ein Schlaglicht auf ein strukturelles Problem: Deutschland bildet zwar solide Profis aus, aber kaum noch Weltstars. Selbst in der Breite der internationalen Top-Talente hinkt der DFB-Nachwuchs hinterher.

Nachwuchsförderung ohne Spitzenprodukt

Der Golden Boy zeigt, was in anderen Ländern funktioniert – und was in Deutschland fehlt. Frankreich profitiert von einer systematischen Förderung über die „Pôles Espoirs“ und die Akademien großer Klubs, England von einer mutigen Spielphilosophie, Spanien von technisch und taktisch geschulten Jahrgängen. Deutschland hingegen befindet sich nach den Reformen der 2000er-Jahre in einer neuen Phase der Selbstsuche.

Zwar hat der DFB mit dem neuen Nachwuchskonzept „Projekt Zukunft“ reagiert, doch die Ergebnisse lassen auf sich warten. Wenn kein einziger deutscher Spieler auch nur in die engere Auswahl zum Golden Boy kommt, ist das mehr als eine Momentaufnahme – es ist ein Alarmsignal.

Ein Warnruf an die Ausbildung

Der fehlende deutsche Vertreter unter Europas besten U21-Spielern verdeutlicht die Schieflage im Nachwuchssystem. Während andere Nationen regelmäßig neue Top-Talente hervorbringen, bleibt Deutschland außen vor. Der Golden Boy ist mehr als nur ein Pokal – er ist ein Barometer für die Zukunft des europäischen Fußballs. Und er zeigt derzeit klar: Die deutsche Nachwuchsausbildung verliert den Anschluss.