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Gehaltsobergrenze: Filbrys Forderungen sind richtig und kommen trotzdem zu spät
Klaus Filbry schlägt Maßnahmen zur Erhöhung der Liga-Spannung vor.

IMAGO/Ulmer/Teamfoto
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Werder-Geschäftsführer Klaus Filbry fordert eine Gehaltsobergrenze und eine gerechtere TV-Geld-Verteilung. Seine Analyse der nationalen Schieflage stimmt. Doch während deutsche Klubs über Umverteilung diskutieren, hat die Bundesliga längst den Anschluss an die europäische Spitze verloren.
Seit der Neuordnung des TV-Geld-Schlüssels Anfang der 2000er Jahre gewann Bayern München 16 der letzten 20 Meisterschaften. Der aktuelle Verteilerschlüssel mit 43 Prozent Leistungsanteil verstärkt diese Dominanz: Wer oben steht, erhält mehr Geld und bleibt oben. Ein Mechanismus, der Spannung verhindert.
Ab der Saison 2025/26 fließen 1,121 Milliarden Euro jährlich an die 36 deutschen Profivereine. Die Premier League generiert das Dreifache. Real Madrid erwirtschaftet mit 831 Millionen Euro fast so viel wie die halbe Bundesliga. Die von Filbry kritisierte Klub-WM verschärft das Gefälle: Bayern und Dortmund streichen dort Millionenprämien ein, während Bremen leer ausgeht.
Eine Gehaltsobergrenze würde die Schere zwischen deutschen Klubs verringern – und gleichzeitig die internationale Wettbewerbsfähigkeit ruinieren. Kein Spitzenspieler wechselt in eine Liga mit Gehaltsdeckel, wenn England, Spanien oder Saudi-Arabien ein Vielfaches zahlen. Das Ergebnis wäre mehr Ausgeglichenheit auf niedrigerem Niveau.
Die 50+1-Regel blockiert externe Investitionen, die andere Ligen nach vorne bringen. Newcastle und Manchester City entwickelten sich durch Geldgeber zu Spitzenklubs. Deutschland debattiert stattdessen über Obergrenzen. Ein struktureller Nachteil, den keine Umverteilung ausgleicht.
Filbrys Warnung vor wachsender Ungleichheit durch internationale Wettbewerbe ist berechtigt. Seine Lösungsvorschläge bekämpfen aber nur Symptome. Die Bundesliga braucht keine Deckelung, sondern Wachstum. Ohne grundlegende Reformen droht der deutschen Eliteliga die dauerhafte Zweitklassigkeit im europäischen Vergleich.