Frauenfußball: DFB kopiert sich selbst und nennt es Revolution
Der DFB beschließt Maßnahmen zur Professionalisierung der Frauen-Bundesliga.

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Der Deutsche Fußball-Bund will die Frauen-Bundesliga professionalisieren. Die Lösung: Ein Joint-Venture nach dem Vorbild der Männer. Das ist symptomatisch für die Ideenlosigkeit des Verbands. Statt eigene Wege zu gehen, wird die alte Blaupause recycelt. Dabei hätte der Frauenfußball die Chance verdient, es besser zu machen.
Die am Donnerstag beschlossenen Eckpunkte des Wachstumsplans lesen sich wie eine Kopiervorlage. Der DFB plant eine gemeinsame Organisation für den Betrieb und die Vermarktung der Frauen-Bundesliga, die sich an der Struktur der Männer orientiert. Ein Ligaverband soll gegründet werden, der dann mit dem DFB kooperiert. Das kennen wir. Das haben wir schon mal gesehen. Das ist der Weg des geringsten Widerstands.
Nationalspielerin Lena Oberdorf hat recht, wenn sie die Bedeutung von Strukturen betont, damit Spielerinnen sich voll auf den Fußball konzentrieren können. Aber warum müssen es die gleichen Strukturen sein, die den Männerfußball zu dem gemacht haben, was er heute ist? Ein aufgeblähter Apparat, in dem Funktionäre wichtiger sind als das Spiel selbst?
Historische Chance vertan?
Die Frauen-Bundesliga hätte die historische Chance, einen anderen Weg einzuschlagen. Statt schwerfälliger Verbandsstrukturen könnte man auf schlanke, digitale Organisationsformen setzen. Statt teurer Funktionärsebenen könnte das Geld direkt in die Vereine fließen. Statt die Fehler der Männer zu wiederholen, könnte man aus ihnen lernen.
Die Erweiterung auf 14 Teams und die Bewerbung um die EM 2029 sind richtige Schritte. Aber sie verpuffen, wenn dahinter keine Vision steht. Der DFB beweist einmal mehr, dass ihm die Fantasie fehlt. Man nimmt das, was man kennt, und hofft auf andere Ergebnisse. Das ist keine Strategie, das ist Verwaltung.
Der Frauenfußball braucht keine Kopie der DFL. Er braucht eine eigene Identität, eigene Strukturen, eigene Lösungen. Die Chance dazu wird gerade vertan. Am 7. November soll der Bundestag die Pläne absegnen. Es wäre der Moment, innezuhalten und zu fragen: Wollen wir wirklich den gleichen Weg gehen? Oder trauen wir uns, etwas Neues zu wagen?
Die Antwort kennen wir bereits. Der DFB hat sich für die Komfortzone entschieden. Für das Bewährte. Für die Kopie. Das ist nicht mutig. Das ist nicht visionär. Das ist typisch deutsch.