Die wahre Bayern-Stärke liegt in der Jugend – und nicht mehr auf dem Transfermarkt
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus sieht ein riesiges Potenzial bei Bayern München ungenutzt

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Lothar Matthäus hat recht, wenn er Harry Kane widerspricht. Der FC Bayern braucht keine weiteren Millionentransfers. Was der Rekordmeister braucht, ist Mut – nämlich den Mut, auf Lennart Karl, Jonah Kusi-Asare und Paul Wanner zu setzen. Nicht nur in Testspielen gegen Grasshoppers, sondern wenn es zählt.
Die Diskussion um die Kadergröße führt am eigentlichen Problem vorbei. Mit Luis Díaz und Jonathan Tah haben die Münchner zwei Spieler geholt, die sofort helfen können. Wenn Jamal Musiala und Alphonso Davies von ihren Verletzungen zurückkehren, verfügt Bayern über einen Kader, der in der Spitze jedem Konkurrenten überlegen ist. Kane mag aus seiner Tottenham-Perspektive andere Maßstäbe anlegen, aber die Bundesliga funktioniert anders als die Premier League.
Was Matthäus zu Recht kritisiert, ist Kompanys Umgang mit den Talenten. Karl und Tom Bischof in der 93. Minute einzuwechseln, sendet ein fatales Signal. Es sagt: Ihr seid gut genug für die Vorbereitung, aber nicht für den Ernstfall. Diese Haltung ist nicht nur respektlos gegenüber den Spielern, sie ist auch strategisch kurzsichtig.
Nachwuchsarbeit: Der alte Bayern-Fehler
Bayern hat in den vergangenen Jahren zu oft den Fehler gemacht, vielversprechende Talente ziehen zu lassen. Während andere Vereine von der Ausbildungsarbeit der Münchner profitieren, kauft der Rekordmeister später teuer zurück, was er einst verschenkt hat. Die Lösung liegt nicht in weiteren Transfers wie Christopher Nkunku, sondern in einer konsequenten Einbindung der eigenen Talente.
Kompany steht vor einer Grundsatzentscheidung. Will er den bequemen Weg gehen und auf etablierte Namen setzen? Oder hat er den Mut, eine neue Bayern-Generation zu formen? Testspiele haben gezeigt, dass Spieler wie Wisdom Mike und Kusi-Asare ein Niveau mitbringen, das eine große Karriere verspricht. Was ihnen fehlt, ist Spielpraxis auf höchstem Level. Die bekommen sie nicht in der Regionalliga oder auf der Bank.
Der Supercup-Sieg mag ein Ausrufezeichen gewesen sein, aber er kaschiert ein strukturelles Problem. Bayern muss sich entscheiden: Will der Verein weiter auf kurzfristige Erfolge setzen oder endlich nachhaltig planen? Die Antwort liegt nicht im Transfermarkt, sondern im Vertrauen in die eigene Jugend. Matthäus hat das verstanden. Es wird Zeit, dass auch Kompany diese Lektion lernt.