Die FIFA als Spielball des US-Präsidenten
Drohungen gegen demokratisch regierte WM-Städte entfalten ein politisches Konfliktpotenzial.

IMAGO/ABACAPRESS
Inhaltsverzeichnis
US-Präsident Donald Trump macht die Weltmeisterschaft 2026 zum Spielball seiner Machtdemonstration. Seine wiederholten Drohungen, WM-Spiele aus demokratisch regierten Städten zu verlegen, offenbaren ein verstörendes Bild: Der mächtigste Mann der Welt behandelt das größte Sportereignis des Planeten wie eine Verhandlungsmasse im amerikanischen Kulturkampf. Dass FIFA-Präsident Gianni Infantino bei dieser Inszenierung im Oval Office stumm daneben steht, macht die Sache noch schlimmer.
Trumps Einfluss auf FIFA-Entscheidungen
Die Drohung, Spiele zu verlegen, zeigt Trumps Einfluss auf die FIFA-Entscheidungen in erschreckender Deutlichkeit. Wenn ein US-Präsident öffentlich erklärt, er würde „Gianni bitten“, Veranstaltungen zu verlegen, und der FIFA-Chef darauf nur mit diplomatischen Floskeln über Sicherheitsprioritäten antwortet, dann hat der Weltfußballverband seine Autonomie bereits aufgegeben. Die FIFA, die sich sonst gerne als unabhängige Instanz inszeniert, kuscht vor Trump wie ein Bittsteller. Infantinos Aussage, Sicherheit liege „natürlich in der Verantwortung der Regierung“, ist nichts anderes als eine Kapitulationserklärung.
Sicherheitsbedenken werden hier politisch instrumentalisiert, um Druck auf demokratische Städte auszuüben. Trump nutzt die WM als Hebel gegen seine innenpolitischen Gegner. Seattle, wo die Gewaltkriminalität um 20 Prozent gesunken ist und Tötungsdelikte um 42 Prozent zurückgingen, wird plötzlich als Sicherheitsrisiko dargestellt – nur weil dort eine Demokratin zur Bürgermeisterin gewählt wurde. Das gleiche Muster zeigt sich bei Los Angeles, San Francisco und Boston. Trump hat bereits Nationalgardisten für diese Städte angekündigt, gegen den Willen der lokalen Behörden. Jetzt droht er mit dem Entzug der WM-Spiele. Das ist keine Sicherheitspolitik, sondern Erpressung.
WM-Standort Seattle: Auswirkungen in Milliardenhöhe
Seattles geplante sechs WM-Partien sind in Gefahr, was wirtschaftliche Auswirkungen in Milliardenhöhe haben könnte. Der Ticketverkauf läuft bereits, Hotels sind gebucht, Investitionen getätigt. Millionen Fans weltweit planen ihre Reisen. Trump spielt mit all dem, als wäre es nichts. Für Seattle geht es um geschätzte 500 Millionen Dollar Wirtschaftsleistung, um internationale Reputation, um die Zukunft als Sportstadt. Aber Trump interessiert nur eines: seine Machtdemonstration.
Das Perfideste an dieser Inszenierung ist ihre Willkür. Trump entscheidet nach Gutdünken, welche Stadt „sicher“ ist und welche nicht. Fakten spielen keine Rolle. Dass er nebenbei auch noch Militärschläge gegen Mexiko, den Co-Gastgeber der WM, nicht ausschließt, zeigt die ganze Absurdität. Die FIFA lässt sich vor einen Karren spannen, der geradewegs in eine politische Katastrophe führt. Infantino sollte endlich Rückgrat zeigen. Sonst wird die WM 2026 nicht als Fest des Fußballs in Erinnerung bleiben, sondern als das Turnier, bei dem die FIFA ihre Seele verkaufte.



