Berliner Amateurfußball: Große Probleme, wenig Teilnahme

Beim Verbandstag bleiben über die Hälfte der Vereine fern. Wer Verbesserungen fordert, muss sich beteiligen – sonst bestimmen andere über den Sport.

|26. November 2025|
Foto: privat
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Im Amateurfußball läuft vieles schief. Am Wochenende fielen in Berlin viele Spiele aus, weil Sportplätze in einem erbärmlichen Zustand und schon bei 1 Grad minus nicht bespielbar sind. Die Sportpolitik der letzten 20 Jahre in der Hauptstadt ist hundsmiserabel.

Nun soll ja mit der Bewerbung um Olympische Spiele alles besser werden. Das Problem: Die Spiele interessiert fast niemanden im organisierten Sport. Offensichtlich sind nicht einmal die 20.000 Unterschriften zusammen, die das Abgeordnetenhaus auffordern sollen, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Die Menschen setzen dann schon eher auf eine nachhaltige Weltausstellung, die EXPO 2035. Die bekommt eine Mehrheit und selbst bei der Bild-Zeitung Zustimmung.

Wir müssen mehr Demokratie wagen!

Die Herausforderungen der Sportvereine sind derweil andere:

  • Viele finden nicht genügend Ehrenamtliche, also Trainerinnen und Trainer
  • Noch schlimmer ist es, wenn sie keine Vorsitzenden oder Finanzvorstände finden.
  • Man könnte noch über Bürokratie sprechen.
  • Oder über Probleme bei der Digitalisierung.

Ich möchte über etwas anderes reden: über Demokratie.

Am Wochenende war der Verbandstag des Berliner Fußballverbandes. Es gab die Gelegenheit, sich zu äußern. Zum Beispiel zu Missständen. Man hätte auch Vorschläge zu deren Auflösung machen können. Leider war nicht einmal die Hälfte der stimmberechtigten Vereine anwesend.

Zuerst waren 103 Stimmberechtigte im Raum. Inklusive der Vertreter der Ausschüsse und den 13 Stimmen des Präsidiums. Denn jedes Präsidiumsmitglied hat auch eine Stimme, was durchaus ein Diskussionspunkt ist, denn wie formulierte jemand: „Findet ihr es gut, wenn euer Gegner beim Spiel 13 Stimmen Vorsprung hat?“

Wie auch immer: Es waren nur rund 80 Vereine anwesend, das sind nicht mal 40 %! Im Laufe des Nachmittags gingen nach und nach einige Delegierte. Bei den Wahlen zum Präsidium waren keine 70 Vereine mehr anwesend. Ich möchte bei dieser Gelegenheit allen Gewählten gratulieren. Gegenkandidaten gab es keine, die Glückwünsche kriegt ihr trotzdem. Da der von mir sehr geschätzte Bernd Neuendorf in Berlin anwesend war, konnte ich dem bei der herzlichen Begrüßung auch gleich zur Wiederwahl gratulieren.

Leere Sitze, zu wenig Debatte

Wenn wir unser Recht auf Mitbestimmung und Diskussion so wenig wahrnehmen, sollten wir aufhören zu meckern. Es bringt nichts, sich an der Seitenlinie oder am Tresen Luft zu verschaffen und über die Defizite des Fußballverbands oder die miese Sportpolitik in Berlin zu schimpfen.

Keine Frage: Es gibt viel Verbesserungsbedarf. Aber wir leben auch im Sport in einer Demokratie. Auch wenn prozentual mehr Leute kamen als bei Borussia Dortmund – wir müssen mehr über Dinge diskutieren, uns auseinandersetzen – hart, aber fair.

Man soll sich nicht beleidigen, so wie es undemokratische Parteien in den Parlamenten tun. Aber es ist wichtig, sich auszutauschen, gerade wenn man unterschiedlicher Meinung ist. Manchmal muss man sich auch unangenehme Dinge sagen, das gehört dazu. WIR MÜSSEN REDEN!

Warum Mitreden wieder Pflicht werden muss

Tun wir das nicht, werden wir es bei den anstehenden Berliner Wahlen nicht schaffen, den Sport zum Wahlkampfthema zu machen. Das muss er aber werden. Nicht wegen Olympia, sondern z. B. wegen 75.000 Kindern und Jugendlichen allein im Amateurfußball. Wegen 250.000 Kindern und Jugendlichen im gesamten Berliner Sport.

Sie sind unsere Zukunft. Wir können ihnen Orientierung geben. Wir schaffen es, sie mal 90 Minuten oder gar mehr vom Handy oder vom Controller wegzuholen. Was ihrem Körper und ihrem Geist guttut. Aber auch wegen der vielen Senioren, die in den Vereinen ihre Gesundheit fördern. Und nicht zuletzt wegen der Gemeinschaft. Wegen des Zusammenhalts, dem Ehrenamt, dem Kitt der Gesellschaft.

Meine Prognose: Die Partei, die sich glaubwürdig um den Sport kümmert, wird sehr viele Stimmen gewinnen.

Wenn wir uns aber nicht an den Prozessen beteiligen, wird es von oben so gemacht, wie „die da oben“ es für richtig halten. Dann können wir weiter meckern. Doch ich mache da nicht mit! Ich werde mich weiter einmischen. Weil ich möchte, dass sich etwas verändert, mehr Partizipation und Transparenz einkehrt.

Ich möchte keine Friedhofsruhe, so wie der eine oder andere Funktionär das gerne hätte.

Ich möchte, dass ihr euch auch einmischt.

Also Leute, kriegt den Hintern hoch!

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