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Bayern: Nur ein Wunder hilft

Bayern München muss heute gegen Manchester City ein 0:3 aus dem Hinspiel wettmachen. Trainer Tuchel braucht mehr als den guten Glauben.

Foto: Imago / Lackovic

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Als der FC Liverpool damals gegen Barcelona aus einem 0:3 im Hinspiel ein 4:0 im Rückspiel zauberte, fand die Leistungsexplosion ihre Ursache in zwei Punkten. Zum einem: beim Trainer. Jürgen Klopp bläute Spielern und Umfeld ein, dass jede K.o.-Runde in der Champions League mindestens 180 Minuten dauert. Zum anderen: das Publikum. Irgendwann glaubte jeder einzelne Fan, dass Lionel Messi bezwingbar ist, man müsse es nur wollen. Am Ende wollten alle und schafften es.

So viel Kampfgeist ist aus dem Umfeld des FC Bayern wenig zu vernehmen. Ja, es gibt Durchhalteparolen, zum Beispiel die von Vereinsboss Oliver Kahn direkt nach dem 0:3 gegen Manchester City. Aber so klangen sie auch: wie Parolen zum Durchhalten und nicht wie Abteilung Attacke. Von zu vielen Zuschauern ist zu hören, dass sie ihre Eintrittskarte vorzeitig verschenken, weil sie nicht an das Geheimnis des Fußballs glauben: an ein Wunder.

Heute Abend wird's schwer, gegen den Scheich-Klub Manchester City ein Tor zu schießen und keines zu kassieren, geschweige denn in Liverpool-Stil vier Tore ohne Gegentreffer. Aber wenn wir einem Verein in Deutschland das Unmögliche zutrauen, dann wohl Bayern München. (Abgesehen von Schalke, das mal ein 0:4 zur Halbzeit gegen Dortmund in ein 4:4 verwandelte.) Aber ich möchte hier drei Euro fürs Phrasenschwein riskieren: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Einen wundersamen Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk


FC Bayern heute: Hoffen auf das Wunder

Von Alex Steudel

Natürlich glaubt kein vernünftiger Mensch daran, dass der FC Bayern heute Manchester City 4:0 schlagen und doch noch ins Halbfinale einziehen könnte. Dafür wäre ein sogenanntes Wunder nötig. Wunder passieren aber im Fußball selten, sonst wären es ja keine. Schon gar nicht passieren sie, wenn man sie vorher einplant.

Das war mal anders. Zumindest beim FC Bayern.

Ich weiß, wovon ich rede, ich bin ein Sportjournalist der Generation W. Ich habe früher mehr W(under) erlebt als BVB-Kapitäne Spiele drehen. Es waren so viele Wunder, dass ich manchmal Mühe habe, sie alle aufzuzählen. Und immer hatten sie mit den Bayern zu tun. Macht das Hoffnung?

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Ich habe zum Beispiel 2000 das Wunder von Unterhaching erlebt. Ich bin am 34. Spieltag ins Olympiastadion gefahren und habe eines der verrücktesten Spiele aller Zeiten gesehen, das gar nicht dort stattfand. Der Tabellenführer Leverkusen verlor nebenan in Haching. Die Zuschauer im Olympiastadion begleiteten das Ganze mental, während auf dem Rasen Effe & Co. quasi unbeobachtet Bremen rasierten. Die Bayern wurden so unverhofft Meister, und im Stadion war die Hölle los.

Ein Jahr später lag der FC Bayern nach Ablauf sämtlicher 90 Minuten des letzten Spieltags 0:1 hinten. Ich, wundergestählt, saß auf der Pressetribüne des HSV und zuckte nicht mit einer Wimper. Ich bereitete mich auf das 1:1 vor. Tatsächlich erzielten die Bayern irgendwann kurz vor Sonnenuntergang das Tor und wurden Meister, was die Schalker, die am anderen Ende der Wunderskala leben, gar nicht schön fanden und ihnen zu Herzen ging.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Zwei Jahre vorher hatten auch die Bayern versehentlich mit der falschen Seite des Wunders Bekanntschaft gemacht. Sie verloren ein Champions-League-Finale, das sie schon gewonnen hatten, als sie in der Nachspielzeit zwei Tore kassierten.

Die Bayern begleiten heißt: an Wunder glauben. Sie haben es in ihrer DNA. Irgendein Vorfahre ihrer Gründerväter muss Tickets für die Bergpredigt gehabt haben.

Selbst die Bayern stoßen an ihre Grenzen, wenn das berüchtigte "Mia san mia", der Treibstoff ihrer Wundermaschine, zur Neige geht, was aktuell der Fall zu sein scheint. Schlechte Transferpolitik und ein Trainerwechsel haben den ganzen Klub aus der Bahn geworfen. Selbst Joshua Kimmich und Thomas Müller, deren Mentalität an die Wunder-Bayern von früher erinnert, stottern nur noch.

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Schaffen es die Bayern trotzdem gegen ManCity? Es wäre ein echtes Wunder. Vielleicht das größte. Und möglich ist ja alles, das ist das Schöne am Fußball. Liverpool hat 2019 im Halbfinale ein 0:3 gegen Barcelona gekillt. Jena, Bremen und Leverkusen haben es im Europapokal ebenfalls hinbekommen, im Rückspiel einen Drei-Tore-Rückstand wettzumachen. Aber das ist lange her.

Ich würde heute aus vielen Gründen nicht mehr auf den FC Bayern wetten. Einer davon: Ich glaube nur noch an Wunder, die ich schon erlebt habe.

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