Borussia Dortmund: Der FC Hollywood für Einsteiger

Fever Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel über meckernde, unzufriedene Spieler und die neue Krise beim BVB

|12. Dezember 2025|
251210 Felix Nmecha and Nico Schlotterbeck of Borussia Dortmund look dejected during the UEFA Champions League football match between Borussia Dortmund and Bodo/Glimt on December 10, 2025 in Dortmund. Photo: Marius Simensen / BILDBYRAN / COP 238 / MM0052 bbeng football fotball fotboll soccer uefa champions league mesterligaen bodo/glimt borussia dortmund depp *** 251210 Felix Nmecha and Nico Schlotterbeck of Borussia Dortmund look dejected during the UEFA Champions League football match between Borussia Dortmund and Bodo Glimt on December 10, 2025 in Dortmund Photo Marius Simensen BILDBYRAN COP 238 MM0052 bbeng football fotball soccer uefa champions league mesterligaen bodo glimt borussia dortmund depp PUBLICATIONxNOTxINxSWExNORxFINxDEN Copyright: MARIUSxSIMENSEN BB251210ZE011
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Foto: IMAGO/Bildbyran

Inhaltsverzeichnis

Es ist so typisch Borussia Dortmund: Immer wenn du glaubst, jetzt läuft’s endlich, geht’s wieder bergab. Zurzeit gibt’s beim vermeintlichen Bayernjäger regelmäßig Missstimmung, Streit, Ärger. Tiefpunkt: das 2:2 gegen FK Bodö/Glimt.

Man kann die Sache auf ein Problem runterbrechen: Die Mannschaft muss BVB-untypischen Fußball spielen – aber sie hat keine Lust dazu.

Maxi Beier sagte bereits vor drei Wochen komische Sachen über die Stimmung in der Kabine und wurde von Trainer Niko Kovac zurückgepfiffen. Gregor Kobel und Julian Ryerson gerieten im Kabinengang aneinander, Serhou Guirassy verweigerte Sicherheit-geht-vor-Kovac den Handschlag, Julian Brandt moserte ganz direkt wegen des Spielstils, und am Mittwoch blieb Waffensammler Karim Adeyemi nach seiner Einwechslung gegen Bodö/Glimt gedanklich auf der Bank und wurde dafür angezählt.

BVB ohne Killer-Instinkt

Nico Schlotterbeck tobte beim 2:2 erst in der Kabine, dann beim Interview und sprach der Mannschaft den Killer-Instinkt ab: „Die Spieler, die reinkommen, verlieren jeden Ball.“

Sind die Dortmunder hoffnungslose Fälle? Da wäre ja noch das Problem fehlender Führung auf dem Platz – es ist nicht neu und führt dazu, dass sich jede Woche ein anderer berufen fühlt, Input zu geben. Schon nach dem 1:4 gegen ManCity hatten die Bosse gegen ihre Stars gepoltert, Spieler sich im Kabinengang gezofft.

Risse, Unzufriedenheit, Zoff sind aktuell die Suchbegriffe, mit denen der BVB bei Google punktet. Und wenn mal ganz kurz alles still ist, proben die Eltern von Jobe Bellingham den Aufstand.

Der BVB ist gerade ein bisschen FC Hollywood für Einsteiger.

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Die Frage, die sich mir stellt: Wer hat so viel Ansehen im Kader, dass er in so einer Situation allein vorangehen und die Stimmung kontrollieren kann? Kapitän Emre Can? Ist mit sich selbst beschäftigt. Brandt? Schönwetterfußballer – mal brillant, mal trabt er nach rechts, wenn er nach links sprinten sollte.

Und ist Kapitän-Ersatz Schlotterbeck überhaupt die Führungsfigur, für die er sich hält? Wohl kaum, wenn er dauernd mit einem Wechsel liebäugelt. Außerdem wirken seine Ansagen auf mich immer eine Spur zu aufgesetzt.

Trainer Kovac, der ja einst beim FC Bayern an der Kabine scheiterte, versucht derweil, staatsmännisch Ruhe zu bewahren. Der Mann hat schon so viele Flammen ausgetreten, dass er Brandblasen an den Füßen haben muss. Und trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass es immer schlimmer wird. Die Mannschaft muckt auf, kann sich mit seinem unspektakulären Fußball nicht anfreunden.

So hat der BVB in dieser Spielzeit nur 53 Prozent Ballbesitz – einen derart tiefen Wert gab es seit Ewigkeiten nicht mehr, 53 ist nicht Dortmund-like. Unter Thomas Tuchel und Edin Terzic, die die zwei letzten Titel gewannen, waren es über 60 Prozent. Im Fußball sind das Welten.

Torausbeute wie ein Abstiegskandidat

Entsprechend hat die Mannschaft nach 13 Bundesliga-Spielen lediglich 23 Tore auf dem Konto – weniger waren es in den vergangenen 15 Jahren nur 2014: Dortmund stand nach 13 Spieltagen auf dem letzten Platz.

So gesehen, ist der BVB 2025 hocheffektiv. Oft reicht es gerade so, weshalb man okay dasteht – Platz drei in der Bundesliga, das Champions-League-Achtelfinale noch in Reichweite. Trotzdem: Das ist eben nicht mehr das Dortmund, das man kennt und liebt. Und dem BVB-Fan genügt ein „es reicht“ nicht, er will auch unterhalten werden.

Anders ausgedrückt: Wenn schon kein Ballbesitz, dann bitte Klopp.

Am vergangenen Sonntag ließ der BVB die Hoffenheimer phasenweise schalten und walten, dass die Fans hektisch im Stadionheft blätterten, um nachzusehen, wer da auf der Gegenseite für den FC Bayern aufgelaufen ist. Es ging am Ende zwar gut – 2:0 ­–, aber manchmal geht es eben nicht gut.

Und das löst ein unangenehmes Gefühl aus. Ist Ex-Profi Kovac ein geborener Sechser, der nicht anders kann?

Nächstes Kapitel: Sonntag in Freiburg.


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