Schiedsrichter-Skandal droht: Die türkische Wettmafia trägt Pfeife
Unglaubliche Zahlen enthüllt: Ein Verdacht erschüttert den türkischen Fußball mit Hunderten von beschuldigten Schiedsrichtern

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Der türkische Fußballverband hat 371 seiner 571 Schiedsrichter als Wettkontobesitzer entlarvt. Das ist keine Krise mehr, das ist ein Systemversagen. Wenn zwei Drittel aller Unparteiischen nachweislich bei Buchmachern registriert sind und 152 davon aktiv zocken, dann ist die Integrität des Wettbewerbs nicht gefährdet – sie existiert schlicht nicht mehr. Die nackten Zahlen sprechen eine brutale Sprache: Ein Schiedsrichter hat 18.227 Wetten platziert. Das sind bei einer durchschnittlichen Karrieredauer von 15 Jahren mehr als drei Wetten pro Tag. Jeden Tag. Auch an Weihnachten. Zehn Kollegen kommen auf jeweils über 10.000 Wetten. Das sind keine Gelegenheitsspieler, das sind Süchtige mit Trillerpfeife.
Verbandspräsident Ibrahim Haciosmanoglu verspricht nun harte Sanktionen und schwört, den Fußball von jeder Spur der Korruption zu befreien. Doch seine Ankündigung offenbart das eigentliche Problem: Er nennt keine Namen. 22 der beschuldigten Schiedsrichter pfeifen auf höchster nationaler Ebene, aber wer sie sind, bleibt Staatsgeheimnis. Diese Intransparenz ist der Nährboden, auf dem Korruption gedeiht. Solange die Identität der schwarzen Schafe verschleiert wird, bleibt jeder türkische Schiedsrichter unter Generalverdacht. Das zerstört nicht nur das Vertrauen der Fans, sondern macht jeden Pfiff zur Mutmaßung.
Ausreden im Schiedsrichter-Skandal
Die Behauptung, die meisten Wetten seien auf ausländische Ligen platziert worden, soll beruhigen. Doch sie wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Erstens: Wer garantiert, dass nicht auch auf eigene Spiele gewettet wurde? Der Verband schweigt dazu. Zweitens: Ein Schiedsrichter, der zwanghaft auf Fußball wettet, hat ein gestörtes Verhältnis zum Spiel. Er sieht Tore, Elfmeter und Platzverweise durch die Brille der Quote. Diese Denke lässt sich nicht an der Stadionpforte ablegen wie einen Mantel.
Der türkische Fußball steht vor einer Grundsatzentscheidung. Entweder räumt er radikal auf und benennt alle Beteiligten beim Namen – mit allen juristischen und sportlichen Konsequenzen. Oder er versinkt endgültig im Sumpf der Halbwahrheiten und des Misstrauens. Die Tatsache, dass der Verband bereits 2024 ausländische Video-Schiedsrichter einsetzen musste, zeigt: Das Problem ist nicht neu, es wurde nur nie konsequent angegangen. Jetzt, wo die Dimension bekannt ist, gibt es keine Ausreden mehr. Ein Neuanfang ist nur möglich, wenn alle 371 Schiedsrichter mit Wettkonten dauerhaft gesperrt werden. Alles andere wäre Kosmetik an einem Geschwür.



