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Philipp Lahm: Timing ist alles

Sein Erfolgsgeheimnis war eine Art Masterplan - und der basierte auf dem richtigen Gespür für den Moment

|2. Juni 2025|
FUSSBALL WM 2018 FINALE ------- Frankreich - Kroatien 15.07.2018 Ohilipp Lahm (re, Deutschland) und das Fotomodell Natalja Wodjanowa (Russland) bringen den WM Pokal vor dem Endspiel in das Luschniki Stadion *** FIFA World Cup 2018 FINALE France Croatia 15 07 2018 Ohilipp Lahm re Germany and photo model Natalia Vodjanowa Russia bring the World Cup trophy to the final in the Luschniki stadium PUBLICATIONxNOTxINxAUTxSUIxITA
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imago/ULMER Pressebildagentur

Er war nie der Lauteste. Nie der Schnellste. Nie der Strahlendste. Und doch wurde er Weltmeister, Champions-League-Sieger, Führungsspieler – und eine der zentralen Figuren des deutschen Fußballs im 21. Jahrhundert. Philipp Lahms Erfolgsgeheimnis war eine Art Masterplan – und der basierte auf dem richtigen Gespür für den Moment.

In einem Sport, der oft von Ego und Exzess lebt, war Philipp Lahm die Ausnahme: leise, diszipliniert, durchdacht. Keine Eskapaden, keine Schlagzeilen. Lahm war ein Dirigent, ohne große Geste – und doch mit der Kontrolle über jedes Detail. Weil er immer genau wusste, wann man handelt – und wann man es besser lässt. 

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Spielverständnis wie ein Uhrwerk

Schon als Jugendlicher spielte er nicht spektakulär, sondern effizient. Er lief nur dann, wenn es notwendig war, antizipierte dank seines enormen Spielverständnisses Situationen früher als die meisten anderen und kickte schon damals ruhig, verlässlich und strukturiert – “wie einer, der schon 300 oder 400 Bundesligaspiele auf dem Buckel hatte”, lobte sein Trainer Hermann Gerland rückblickend. 

Verlässlich und mit einer Klarheit, die er auf dem Feld sowohl als linker und rechter Außenverteidiger, als auch als Sechser zeigte, aber als Kapitän und Führungsfigur auch neben dem Platz. Lahm hat nie versucht, ein Alphatier zu sein. Er wurde es trotzdem – oder gerade deshalb. 

Lahm: Der leise Anführer

Als Michael Ballack 2010 verletzungsbedingt ausfiel, übernahm Lahm die Kapitänsbinde der Nationalmannschaft. Er führte nicht durch Ansagen, sondern durch Haltung. Gespräche statt Anweisungen. Argumente statt Autorität. Manuel Neuer sagte einmal, das Entscheidende an Lahm sei gewesen, „dass man mit ihm über alles reden konnte“. Lahm ging vorweg. Kalkuliert, ohne berechnend zu sein. Mit Disziplin, Intelligenz und einem ausgezeichneten Gespür für Timing. 

Mit dem setzte er Zeichen, Signale. Bei der Heim-WM 2006 mit einem Traumtor zum Auftakt. Oder 2009 seine öffentliche Kritik an der Transferpolitik des FC Bayern. Sachlich, aber deutlich – und zum genau richtigen Zeitpunkt. Es war kein emotionaler Ausbruch, sondern ein kalkulierter Impuls. Genau wie sein Rücktritt aus der Nationalmannschaft nach dem WM-Triumph 2014. Ein sauber gesetzter Schlusspunkt: auf dem Höhepunkt – nicht danach.

Gesetzt mit Verstand quasi als Endpunkt eines durchdachten Aufstiegs. Passend für einen, den Pep Guardiola “einen der intelligentesten Spieler, die ich je trainiert habe“ nannte. Uli Hoeneß lobte ihn für seinen “Masterplan fürs Leben”. Und mit dem hat Philipp Lahm den deutschen Fußball geprägt – nicht, weil er auffiel, sondern weil er ihn verstand. Er war kein Rebell. Kein Künstler. Kein Entertainer. Sondern ein Stratege, der wusste, wann man schweigt – und wann man führen muss. Und er war fast immer: der Richtige zur richtigen Zeit.

Dieser Artikel basiert auf der Podcastfolge „Philipp Lahm: Timing ist alles“ aus der Serie 100Fußballlegenden – eine Serie über die größten Spieler der Fußballgeschichte. Jetzt überall zu hören, wo es Podcasts gibt.