Hilfe, ich verstehe den Afrika-Cup nicht
Fever Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel über das Turnier, das alle verrückt macht

Gewann den Afrika-Cup 2024: die Elfenbeinküste Foto: IMAGO/APP
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Alle Jahre wieder platzt ein Wettbewerb in den Fußballkalender, der die Topligen verrückt und mich ratlos macht. Ich meine ausnahmsweise nicht die Klub-WM oder den weltberühmten Intercontinental-Pokal, den übrigens erst vorgestern Paris St. Germain gegen Flamengo im Ahmed bin Ali Stadium in Umm Al-Afaei/Katar gewann – nein, ich meine den Afrika-Cup. Dieses Turnier startet am Sonntag in Marokko, und das Finale findet am 18. Januar 2026 statt.
Am 18. Januar? Wird da nicht den Bayern die Meisterschale überreicht?
Mein zweitspontanster Gedanke, als ich gestern las, dass dieser Wettbewerb nun ansteht und zum Beispiel 17 Bundes- bzw. 32 Premier-League-Spieler hinmüssen, war der: Moment mal, war der Afrika-Cup nicht erst letztes Jahr?
Antwort: Ja, stimmt, im Januar 2024 – na und?
Und spielen beim Afrika-Cup tatsächlich knapp 50 Prozent aller Verbände mit, die in die Afrika-Cup-Qualifikation gegangen sind?
Antwort: Ja, das stimmt auch – 24 von 52.
Das ist, habe ich ausgerechnet, als dürften 96 Nationalmannschaften bei der WM 2026 mitmachen. Wir kämen dann nicht nur in den Genuss von Deutschland gegen Curacao, sondern sähen eventuell auch sowas wie Andorra gegen die Cook Inseln oder Tadschikistan gegen Sierra Leone.

Das wäre genauso verrückt wie die Tatsache, dass sie jetzt den Afrika-Cup mitten in der Saison großer Ligen und on top sogar an Weihnachten spielen. Titelverteidiger Elfenbeinküste tritt zum Beispiel am 24. Dezember um 18.30 Uhr gegen das vorwiegend christliche Mosambik an, da freut sich die Familie.
Ich versteh’s nicht. Wieso wird immer noch im Fußballwinter weitergekickt, bis der Orthopäde kommt, wo wir doch seit Äonen so hingebungsvoll über die angeblich unerträgliche Dauerbelastung der Profifußballer diskutieren, dass die Diskussion an sich schon zu einer unerträglichen Dauerbelastung geworden ist?
Ach so, ja: Weil es in Afrika im Sommer so heiß ist!
Aber wieso findet dann der Afrika-Cup der Frauen im Sommer statt?
Fragen über Fragen.
Als ich schließlich auch noch lesen musste, dass es Riesenärger gab, weil die betroffenen Nationalspieler von ihren Klubs erst am 15. Dezember für den Afrika-Cup freigestellt werden mussten – also sechs Tage vor Turnierstart –, damit sie ja bis zur letzten Sekunde für ihre Arbeitgeber durchholzen konnten, stand für mich endgültig fest: Diesen Wettbewerb winke ich auch 2025 durch.
Sorry, Afrika!
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