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2:2 im Klassiker gegen die Niederlande, dem Sieg näher als der Niederlage: Deutschland hat den ersten Härtetest mit Bravour bestanden. Und was an dieser deutschen Nationalmannschaft so gefällt, verbindet man mit einem Wort, das leider inflationär benutzt wird und trotzdem zutrifft: mit "Mentalität".
Mentalität, weil Deutschland den frühen Rückstand wegsteckte. Mentalität, weil die Mannschaft bis zur letzten Spielminute aufs Siegtor drängte. Mentalität, weil Bundestrainer und Spieler sogar nach dem Schlusspfiff den heillos überforderten Schiedsrichter angingen, als er den letzten Angriff mittendrin abpfiff.
Diese Mentalität ist keine Selbstverständlichkeit. Vier Dortmunder standen beim Abpfiff auf dem Rasen und gaben ihr Bestes. Und das, obwohl sie schon Freitag das nächste Bundesliga-Spiel (zu Hause gegen Heidenheim) bestreiten. Genau hier liegt vielleicht die größte Veränderung unter Julian Nagelsmann.
Die deutschen Nationalspieler sparen nicht mehr ihre Kräfte für den Arbeitgeber auf, wenn sie das weiße Trikot tragen, sondern zeigen mit Haut und Haaren, dass ihnen der Erfolg mit der Nationalmannschaft etwas bedeutet. Das war nicht immer so. Zu vorschnell schaltete man früher auf Energiesparmodus um und erlahmte.
Es ist offensichtlich, dass der Bundestrainer schon wie bei der Heim-WM eine gute Mischung aus Wir-Gefühl und Leistungsbereitschaft hinbekommen hat. Wechsel, die er vorgenommen hat, waren positionsbezogen und ergaben Sinn. Er machte keine Experimente mit Spielsystemen, sondern zog sein Ding durch.
Man konnte sehen, wie beeindruckt die Niederländer waren. Irgendwann zogen sie nicht mehr volles Risiko Richtung deutsches Tor und schoben den Ball in Bedrängnis lieber ins Aus als zum Nebenmann. Deutschland fehlt noch das Feintuning, gewiss. Aber die Grundlage ist gelegt, der Aufbau nimmt Formen an.