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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Als ich gestern meine Prognose für das Viertelfinale der Champions League abgeben wollte, fühlte ich mich überfordert: Ich konnte nicht sagen, ob die Bayern beim FC Arsenal "wie Phoenix aus der Asche" aufsteigen und gewinnen - oder ihre aktuelle Pleitenserie unweigerlich fortsetzen und verlieren.
Die alten Bayern hätten nach dem 0:2 gegen Borussia Dortmund und dem 2:3 von Heidenheim alles in Grund und Boden geschossen, was ihnen die Gunners in den Weg gestellt hätten. Die Tuchel-Bayern machten, was man nicht erwarten konnte: Das Hinspiel beim Tabellenführer der Premier League endete in London 2:2.
Streckenweise sah's nach richtig klugem Fußball mit viel Leidenschaft aus. Arsenal fand lange Zeit kein Mittel im Spielaufbau, als Bayern den 0:1-Rückstand (12.) in eine 2:1-Führung umgewandelt hatte. Die Tore erzielten Serge Gnabry (18.) und Harry Kane (32.) Der späte 2:2-Ausgleich (76.) passierte aus dem Nichts.
Die Wiederbelebung des FC Bayern kommt vielleicht noch rechtzeitig. Schon kommenden Mittwoch findet das Rückspiel in München statt. Einzug ins Halbfinale der Königsklasse - und der verlorene Titelkampf in der Bundesliga ist mehr als wettgemacht. Denn so weit kamen die Bayern international lange nicht.
Dank Künstlicher Intelligenz war ich übrigens auf den Ausgang des Auswärtsspiels in London bestens vorbereitet. Ich gab bei ChatGPT zuerst den Prompt-Befehl ein: "Erstelle zwei erfreute Bayern-Fußballspieler vor der Londoner Tower Bridge". Danach tauschte ich das Adjektiv in "niedergeschlagene" aus.
Das 2:2 zwingt mich zur Veröffentlichung der beiden Fotos. Einerseits ist es ärgerlich, dass es nicht ganz zum verdienten Auswärtssieg gereicht hat. Andererseits hätten nach den Ergebnissen zuletzt nicht viele darauf gewettet, dass der Noch-Meister zwei Tore schießt und ein Remis mitbringt. Die Bayern halt.
Einen mutigen Mittwoch wünscht
Euer Pit Gottschalk
++ Champions League aktuell ++
⚽️ ManCity auf Netflix: Zum Verlieben und Verzweifeln
Von Alex Steudel
Es gibt Tage, an denen vermisse ich die alten Zeiten, in denen ich als Sportreporter arbeitete. Und es gibt Momente, da bin ich froh, heute nicht mehr über den Alltag eines Fußballklubs berichten zu müssen. Diese Woche hatte ich viele solcher Momente, als ich mir die neue sechsteilige Netflix-Doku mit dem (selten dämlichen) Titel "Zusammen: Die Tripl3-Gewinner" anschaute.
Diese Doku begleitet Manchester City die ganze Saison 2022/23 lang auf dem Weg zum Triple. Und die Macher haben etwas hinbekommen, das ich nicht für möglich hielt: Ich finde jetzt ManCity, eine mit Wüstengeld finanzierte Fußballertruppe, toll. Ich bewundere diesen Haufen scheinbar zusammengewürfelter Superstars. Ich halte Pep Guardiola für noch besser als Jürgen Klopp.
Und: Ich verzweifle an meinem Beruf.
Diese Serie bietet im 20-Sekunden-Takt Einblicke in Bereiche, die uns Reportern früher und heute komplett verschlossen blieben. Selbst für einen klitzekleinen Teil der Netflix-Enthüllungen hätten wir wochenlang kämpfen müssen; jetzt bekommen wir sie stundenlang auf dem Silbertablett präsentiert: Motivationsreden von Trainer Guardiola, geheime Trainingsspielchen, fachliche und weniger fachliche Unterhaltungen der Profis in ihrem Heiligtum, der Kabine.
Ach, diese Kabine. Was in der Kabine passiert, bleibt in der Kabine, hieß es einst. (Okay, außer bei Lothar Matthäus.) "Unsere Leser wollen wissen, was in der Kabine passiert ist", schrien uns Sportressortleiter früher an.
Heute sagen Netflix, Amazon und wie sie alle heißen: Spart euch die Mühe - was in der Kabine passiert, passiert demnächst auch in 100 Millionen Wohnzimmern.
Welchen Sinn hat es da noch, das zu tun, was wir Reporter früher taten: Herausfinden zu wollen, was hinter den berühmten "verschlossenen Türen" vor sich geht? Antwort: keinen mehr. Denn die Klubs haben diese Türen weit aufgerissen, jeder kann gucken und zuhören. Und wer nicht liebt, was dahinter auf einen wartet, hat vermutlich den Fußball niemals geliebt.
Und natürlich bekommen die Klubs einen Batzen Geld dafür. Aber der Gegenwert ist unglaublich hoch; ausbezahlt wird er in Sympathie. Am Ende der Staffel hatte ich das Gefühl, die meisten ManCity-Spieler persönlich zu kennen. Ich dachte manchmal, ich stünde selbst im Kader und müsste jeden Moment mit meiner Einwechslung rechnen. Ich mochte ManCity.
Ja, klar, natürlich ist die Doku blau eingefärbt. Krisen werden nicht gezeigt. Ob es welche gab? Egal. Gezeigt wird etwas viel Spannenderes: Wie Pep mögliche Krisen mit teilweise sensationellen Auftritten in der Kabine umschifft.
Das macht die Serie auch für Trainer zu einem echten Erlebnis. Sie ist wahrscheinlich wehr wert als ein ganzer Monat Fußballlehrerlehrgang.
Was lernen wir daraus? Zum Beispiel das: Ein Spiel dauert länger, viel länger als 90 Minuten – das Beste passiert nämlich im Vorfeld und hinterher. Oder das: Kevin De Bruyne hat tatsächlich einen ziemlich trockenen Humor. Oder das: Ruben Dias wird mit ziemlicher Sicherheit ein Toptrainer. Und das: Jack Grealish hat wirklich unfassbar dicke Waden.
Ach, nein, das wussten wir ja schon vorher. Na wenigstens etwas.
Jetzt zugreifen: Der Steudel-Jahresrückblick!
Alle Kolumnen des letzten Jahres gibt es auch als Buch-Jahresrückblick – plus nachträgliche Anmerkungen und WM in Katar. Titel: Und dann kam Harry Kane – Alles über das kuriose Fußball-Jahr 2023, 298 Seiten, 14,95 Euro: Hier bestellen! Wer fürs gleiche Geld ein signiertes Exemplar bevorzugt: Einfach eine Mail schreiben – an post@alexsteudel.de
⚽️ Champions League heute im Fernsehen
21 Uhr, DAZN: Atletico Madrid - Borussia Dortmund
Vom Abschlusstraining in Madrid
Im Viertelfinalhinspiel der Champions League ist Borussia Dortmund zu Gast bei Atletico Madrid. Das Video zeigt das medienöffentliche Abschlusstraining. Nobby Dickel und Nina Hahn kommentieren aus dem Estadio Metropolitano in Madrid die Einheit. Zum Video: Hier klicken!
⚽️ Was sonst noch so los ist
3:1 gegen Island in der EM-Qualifikation
Die Frauen-Nationalmannschaft hat auch das zweite Qualifikationsspiel für die EM 2025 gewonnen. Durch hohes Tempo und viel Spielfreude belohnte sich das DFB-Team gegen Island mit einem 3:1-Sieg. Ein Doppelpack von Lea Schüller (4. und 34.) sowie ein Treffer von Lena Oberdorf (45.+3) brachten das Team von Trainer Horst Hrubesch auf die Siegerstraße. Zum Video: Hier klicken!