1. FC Nürnberg: Kloses Ruhe ist die falsche Botschaft zur falschen Zeit
Miroslav Klose steht beim 1. FC Nürnberg vor einem möglichen "Endspiel".

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Miroslav Klose spricht von Normalität, wo längst der Ausnahmezustand herrscht. Seine demonstrative Gelassenheit vor dem Düsseldorf-Spiel wirkt wie eine Flucht vor der Realität: Der 1. FC Nürnberg steht mit nur vier Punkten aus sieben Spielen auf Platz 16, hat zuletzt 0:3 gegen Hertha BSC verloren und steckt in einer Krise, die sich nicht wegmoderieren lässt. Wenn ein Weltmeister-Held wie Klose davon spricht, es sei normal, dass über seine Zukunft spekuliert werde, dann ist das keine souveräne Einordnung, sondern ein Eingeständnis der eigenen Hilflosigkeit.
Die Zahlen sprechen eine brutale Sprache. Vier Punkte bedeuten im Schnitt 0,57 Punkte pro Spiel. Hochgerechnet auf eine Saison wären das 19 Punkte – Abstieg. Der vermeintliche Befreiungsschlag gegen Bochum vor zwei Wochen entpuppte sich als Strohfeuer, die Heimniederlage gegen Hertha als der wahre Leistungsstand. Klose weiß das, und trotzdem redet er von einem gemeinschaftlichen Werk und davon, dass seine Spielererfahrung ihm helfe. Das Problem ist: Seine Spielererfahrung stammt aus einer anderen Galaxie. Bei Lazio Rom, Bayern München und in der Nationalmannschaft musste er nie um den Klassenerhalt kämpfen. Er kennt die Mechanismen des Abstiegskampfes nicht aus eigener Anschauung.
Sportvorstand stützt Klose
Sportvorstand Joti Chatzialexiou spricht von einem engen Verhältnis und gemeinsamen Entscheidungen. Doch seine Wortwahl verrät die Wahrheit: Ein tabellarisch richtungsweisendes Spiel ist Funktionärsdeutsch für Endspiel. Wenn beide gemeinsam durch diese Krise gehen wollen, wie Klose betont, dann könnte das auch bedeuten: gemeinsam untergehen. Die Medienberichte, wonach auch Chatzialexiou angezählt ist, überraschen nicht. Wer Klose trotz offensichtlicher Überforderung weiter gewähren lässt, macht sich mitschuldig.
Das eigentliche Drama ist die verpasste Chance. Klose hätte das Zeug zum großen Trainer, aber Nürnberg war der falsche erste Schritt. Ein Traditionsverein in der zweiten Liga, mit begrenzten Mitteln und hohen Erwartungen – das ist die schwierigste aller Konstellationen für einen Anfänger. Klose bräuchte Zeit, Geduld und ein stabiles Umfeld. Stattdessen bekommt er Druck, Panik und ein Ultimatum. Seine Aussage, die Spieler wüssten, dass es kurz vor zwölf sei, ist unfreiwillig ehrlich: Es ist bereits fünf nach zwölf. Für Klose, für Chatzialexiou, für den ganzen Verein. Düsseldorf wird zur Schicksalspartie, aber nicht weil dort alles gut werden könnte. Sondern weil eine Niederlage das Ende einer Illusion bedeuten würde: dass Legendenstatus auf dem Platz automatisch zu Erfolg auf der Bank führt.