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Woche der Wahrheit beim DFB?

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

In meiner Hilflosigkeit nach der WM-Blamage von Katar bin ich bei Twitter ein paar Verbesserungsvorschläge losgeworden, die zwar konstruktiv sind, aber auch rückwärtsgewandt und nicht vermittelbar. In meiner Aufzählung standen Dinge wie "Sportschule statt Luxushotel" und "keine Spielerfrauen während der WM-Vorrunde". Es war ein Hilfeschrei nach Veränderung.

Mit der Kritik an meinen Vorschlägen kann ich gut umgehen. Vom DFB kamen bislang keine besseren, sodass meine Liste die führende ist. Noch in dieser Woche will der DFB einen Krisengipfel einberufen und nach der Analyse eigene Vorschläge unterbreiten, die einen Erfolg bei der Heim-EM in 18 Monaten wahrscheinlicher machen. Man darf gespannt sein.

Zu viel Hoffnung sollte man sich nicht machen. Nach der WM-Blamage von 2018 hat man mit Flick-Vorgänger Joachim Löw Monate damit zugebracht, Perspektiven zu entwickeln. Die Analyse endete mit der vermurksten Demission von Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller, von denen zwei wiederkamen, um gemeinsam die EM 2021 zu versemmeln.

Irgendwie wird man uns verklickern wollen, dass die drei WM-Spiele eigentlich ganz passabel liefen und allein die 20 Minuten aus dem verlorenen Japan-Spiel alle Pläne durchkreuzt haben. Fehlt nur noch der Hinweis, dass man 2022 immerhin einen Punkt mehr aus drei Gruppenspielen geholt also vor vier Jahren in Russland. Es ist absurd.

Derweil ziehen andere europäische Spitzenmannschaft gemütlich ins Viertelfinale ein. Niederlande, Frankreich und England - alle drei weiter. Dazu Argentinien. Brasilien folgt wohl heute, Spanien am Dienstag. Dazu mischen sich Vizeweltmeister Kroatien oder Deutschland-Bezwinger Japan, Ronaldo mit seinen Portugiesen oder womöglich die Schweiz.

Tut es weh, dass die Deutschen wieder nicht im Kreis der Erlauchten sind? Mir schon. Darum verfolge ich die WM 2022 in Katar jetzt tatsächlich eher beiläufig und habe mit Alex Steudel vereinbart, dass wir mit dem Fever Pit'ch Newsletter jetzt ein paar Tage pausieren, bis Wichtiges passiert. (Wichtiges aus deutscher Sicht natürlich.)

Bei der Gelegenheit möchte ich mich erstens bedanken und zweitens eine Empfehlung aussprechen. Bedanken, weil ich in der Zwischenzeit Hunderte Exemplare meines Buchs "Kabinengeflüster" unters Volk bringen konnte. Ihr wisst ja: Emailadresse schicken - und es gibt das Buch mit persönlicher Widmung für 14,95 Euro. (Und das rechtzeitig vor Weihnachten!)

Empfehlen möchte ich Alex Steudel: Er macht ab jetzt dasselbe Angebot wie ich. Wer ihm seine Mailadresse schickt (post@alexsteudel.de) erhält eine Mail mit den Details, wie man sein Buch "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste" mit persönlicher Widmung bekommt. Das Buch ist die Sammlung seiner besten Kolumnen und damit Unterhaltung pur.

Man sieht: Man kann sich am Fußball erfreuen, ohne an die WM-Blamage denken zu müssen. Beide Bücher taugen zur eigenen Lektüre und, logisch, als Geschenk unterm Weihnachtsbaum. Damit logistisch alles klappt, sollte die Bestellung bis zum 15. Dezember kommen: info@pitgottschalk.de für "Kabinengeflüster", post@alexsteudel.de für "Die nächste Kolumne".

Gesegnete Weihnachtstage wünscht

Euer Pit Gottschalk

Anschauungsunterricht - bei den anderen

"DFB könnte für uns eine Paar-Therapie organisieren"

"DFB könnte für uns eine Paar-Therapie organisieren"

Thomas Müller sitzt immer noch in Qatar in der Kabine und trifft auf ein Monster. Es geht um Liebe, Leidenschaft – um alles. Ein Dramolett.

Von Marco Mader

Joshua Kimmich hat keinen Bock mehr auf die WM. Nach dem erneuten Vorrunden-Desaster von zu Hause aus noch zuzuschauen, das wäre "wie das Aufkratzen einer Wunde", sagte der deutsche Mittelfeldchef. Dabei gäbe es für die DFB-Auswahl in Katar noch jede Menge Anschauungsmaterial, wie man es beim nächsten Mal besser machen könnte.

Die Analysten tun sich noch schwer, echte WM-Trends zu erkennen. Doch eines fiel bei diesem einmaligen, weil mitten in der Saison gespielten Turnier doch auf: Mit wie wenigen Mitteln einige Mannschaften in die K.o.-Runde kamen, wenn sie nur einem klaren Plan folgten.

Die spielerisch gewiss nicht herausragenden Niederlande kassierten auf dem Weg ins Viertelfinale gerade mal zwei Gegentore. Argentinien lebt von den Geniestreichen eines Lionel Messi, aber auch von einem funktionierenden Kollektiv. Und Rekordweltmeister Brasilien ließ in Bestbesetzung keinen Torschuss zu.

"Defense wins championships", lautet eine abgedroschene Weisheit aus dem US-Sport. Im modernen, immer ausgeglicheneren Fußball muss es heißen: Stabilität geht vor Spektakel.

Zirkusfußball kam bei der DFB-Elf mit den begnadeten Technikern Jamal Musiala, Leroy Sane, Serge Gnabry oder Kai Havertz nicht zu kurz. Es fehlte an Entschlossen- und Geschlossenheit. Wie es geht, wird in Katar vorgelebt. Vielleicht sollten Kimmich und die anderen besser hinschauen.

Auch wenn's weh tut.

Marco Mader ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

Perspektivwechsel

"Kimmich kann mich jederzeit anrufen"

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Kevin-Prince Boateng beschäftigt sich in seiner WM-Kolumne mit dem Vorrunden-Aus des DFB. Er fordert personelle Konsequenzen nach dem Debakel und fühlt mit Joshua Kimmich mit.

Aufräumarbeiten mit Hilfe aus Dortmund

Was unserem Land fehlt

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Wir sind zum zweiten Mal hintereinander bei einer WM schändlich ausgeschieden. Abwehrspieler Antonio Rüdiger sagt: "Die letzte Gier, dieses etwas Dreckige – das fehlt uns!" Aber nicht nur.

Von Alex Steudel

Meine letzten Tage: Viele Texte und Meinungen zum deutschen WM-Aus gehört und gelesen. Dabei fast den Überblick verloren.

Wir haben uns gründlich selbst seziert; die eigenen Organe liegen auf dem Tisch, und wir schauen verwirrt hin, es sieht alles ziemlich eklig aus. Aber wir wissen auch nicht mehr als vorher; nur drei WM-Spiele sind dazugekommen, inklusive schwache 20 Minuten gegen Japan, plus einskommneunmillionen Meinungen.

Es ist faszinierend, wer und was jetzt alles schuld ist und schuld daran sein könnte, dass wir so übel dastehen. Schuld, Schuld, Schuld. Niemand kommt davon. Sogar der Zustand unserer Gesellschaft ist schuld, habe ich gelesen. Drunter machen wir es nicht.

Feuert der DFB diese Woche die Gesellschaft?

Aber nein, der DFB steht ja selbst in der Kritik. Der Präsident ist auch schuld. Wegen Bernd Neuendorf dachten gegen Costa Rica nach einer Stunde plötzlich alle Spieler zehn Minuten lang an die Menschenrechte.

Und natürlich muss Oliver Bierhoff gehen. Unverantwortlich, wie viele Chancen er gegen Japan liegenließ.

Und wir haben eben, seit er vor 18 Jahren beim DFB anfing, leider nur Sané, Kimmich, Wirtz, Rüdiger, Werner, Gnabry oder Havertz, die damals Kinder waren, entdeckt und hochgebracht. Jämmerlich. Wo heute die DFB-Akademie steht, hüpften noch Pferde rum. Ohne Bierhoff und Jogi hätte der sensationelle Jamal Musiala gestern Abend in einem Trikot mit Löwen drauf gegen Senegal gespielt.

Ich bin weder für oder gegen einen, ich sag' ja nur.

Ich sag' auch nur das: Fußball wird immer noch auf dem Platz gespielt. 90 Prozent der gezeigten Leistung bei einem großen Turnier sind von der richtigen Vorbereitung, also Taktik und Motivation, und der perfekten Einstellung der elf aufgestellten Spieler abhängig. So kam Australien erst ins Achtelfinale und rang dort Lionel Messi beinahe eine Verlängerung ab.

Die Aussies kamen nicht so weit, weil sie einen tollen Präsidenten oder unfassbar geile Nachwuchsleistungszentren haben. Sie waren schlicht auf den Punkt vorbereitet und haben das Letzte aus sich rausgeholt.

Und wir nicht.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Aber bei Hansi "wird schon" Flick, der für das Abschneiden in Katar höchsthauptverantwortlich ist, lassen die meisten Milde walten. Ich habe das an mir auch festgestellt. Er ist so nett. Wie schön er uns Missserfolge in den letzten Monate erklärt hat! Welch große Erfolge er mit den Bayern feierte!

Den Flick mögen wir - wegen früher. Gleichzeitig werfen wir dem Bundestrainer vor, dass er bei diesem Turnier zu viele alte Spieler eingesetzt hat, die er mag. Und zwar mag er sie: wegen früher.

Sind wir eigentlich alle selbst ein bisschen Flick?

Wann gab's das in der Bundesliga, Premier League oder LaLiga, dass nach irre schlechten Ergebnissen das Management gefeuert wurde und der Trainer weitermachte?

Egal. Es muss jetzt was passieren, sagen alle. Aber was?

Ah, BVB-Chef Hans-Joachim Watzke muss es richten! Watzke ist ein Topsanierer, er weiß, wie es geht.

Hm. Meines Wissens ist es etwa ein Jahrzehnt her, dass Watzke uns zum letzten Mal mal so richtig gezeigt hat, wie es geht. Borussia Dortmund hat seit 2012 zwei Pokälchen gewonnen, das war's, und sein Klub ist die Dauerbaustelle der Bundesliga.

Was wollen wir eigentlich? Wie werden wir wieder Weltklasse? Ganz ehrlich: Ich kenne die Antwort nicht. Muss auch mal möglich sein. Aber Watzke, glaube ich, lautet sie eher nicht. Bei allem Respekt.

Ich weiß nur: Die Organe liegen auf dem Tisch. Sie müssen jetzt schnell wieder rein in den Körper, sonst stirbt er bald.

Achtung, das neue Steudel-Buch ist da!! Titel: “DIE NÄCHSTE KOLUMNE IST IMMER DIE WICHTIGSTE”, 276 Seiten. Hier bestellen!

++ WM aktuell ++

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Louis van Gaal coacht die Niederlande zu einem Sieg gegen die USA. Er ist in Katar auch deswegen so erfolgreich, weil er in zwei Dingen exakt das Gegenteil von dem macht, was die Deutschen gemacht haben.

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Argentinien ist seiner Favoritenrolle gegen Australien gerecht geworden und mit einem 2:1 ins WM-Viertelfinale eingezogen. Lionel Messi schoss sein neuntes Tor bei einer WM - und überflügelte damit Maradona.

WM-Achtelfinale im Fernsehen

Montag

16 Uhr, ZDF: Japan - Kroatien

20 Uhr, ZDF: Brasilien - Südkorea

Dienstag

16 Uhr, ARD: Marokko - Spanien

20 Uhr, ARD: Portugal - Schweiz

Der TV-Überblick

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