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Wegen Corona: Rettig fordert Solidarität von den Klubs

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Gestern bin ich, ich gebe es zu, von einer Nachricht sehr überrascht worden. Nämlich davon, dass Union Berlin das Bundesliga-Heimspiel gegen Bayern München ausnahmsweise vor Publikum austragen darf. Alle Welt will die Bevölkerung vor dem Corona-Risiko schützen und sagt unter Qualen wichtige Spiele ab, manches Land sogar einen kompletten Wettbewerb. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) zum Beispiel verzichtet auf die Play-offs, wohlwissend, dass der Ausfall der Zuschauereinnahmen einen finanziellen Engpass bedeuten wird. Die Gesundheit sei wichtiger, heißt es.

Die Berliner dagegen: Lassen keinen Zweifel daran, dass das Spiel des Jahres an der Alten Försterei steigen soll, als gebe es nicht anderswo schon die ersten Toten. Mal abgesehen von der Gesundheitsgefährdung, die man zur Stunde nicht absehen kann und die uns alle in den vergangenen Stunden überrollt hat: Fortuna Düsseldorf hat schon recht, wenn dort auf einen Wettbewerbsnachteil verwiesen wird, weil die einen mit Fan-Unterstützung spielen dürfen und die anderen nicht. Hier müsste das Solidaritätsprinzip greifen: Alle leiden unter der Extremsituation in diesem Land.

"Ja, Fußball ist schön und Union ist uns wichtig", las ich im Union-Blog Textilvergehen, "aber auch ja, es gibt elementarere Dinge im Leben und die Notwendigkeit, solidarisch zu sein." Daran erinnert der ehemalige DFL-Geschäftsführer und Manager Andreas Rettig heute in einem Gastbeitrag. Er geht sogar einen Schritt weiter: Er regt einen Ausgleichsfonds an, damit die von der Extremsituation gebeutelten Bundesliga-Klubs eine Entschädigung erhalten. Man ahnt, was die, die mehr einzahlen als sie kassieren, von dieser Idee halten. Auch das sicherlich: nur ein Spiegelbild unserer Gesellschaft.

Einen kompromissbereiten Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

Klubs in Not: Wettbewerbsnachteil und Umsatz-Ausfall

Wegen Corona: Andreas Rettig fordert Ausgleichsfonds für Klubs

Andreas Rettig war von 2013 bis 2015 Geschäftsführer bei der Deutschen Fußball-Liga. Zwischen 2015 und 2019 arbeitete er in verschiedenen Positionen für den FC St. Pauli, zuvor war er auch Manager beim SC Freiburg, 1. FC Köln und FC Augsburg. Für SPORT1 schreibt der 56-Jährige einen Gastbeitrag zum Thema Corona-Virus.

Von Andreas Rettig

Die tägliche Pressekonferenz aus dem Robert-Koch-Institut ist derzeit die spannendste und vor allem aufschlussreichste. Dabei schließe ich die Spieltags-Pressekonferenzen mit ein. Hier erfährt der Bürger im täglichen Update, wie der Stand in Sachen Coronavirus lautet.

Auch für den Profifußball sind diese täglichen Hiobsbotschaften nicht folgenlos geblieben. 1.139 bundesweite Infektionen (Stand Dienstag, 10 Uhr) mit steigender Tendenz.

Im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW liegt der Schwerpunkt der Epidemie. Hier spielen immerhin 13 der 56 Klubs der ersten drei Ligen. Allein knapp 41.000 Zuschauer im Durchschnitt sind live bei den Bundesliga-Spielen im Stadion vor Ort.

Union Berlin will Corona-Virus trotzen

Dirk Zingler, der Präsident von Union Berlin, glaubt an ein Spiel gegen den FC Bayern in der voll besetzten Alten Försterei.

Düsseldorf protestiert für Wettbewerbsgleichheit

Fortuna tritt am Freitag ohne Zuschauer gegen Paderborn an. Union Berlin nicht. Das ist für Düsseldorf nicht hinnehmbar.

Dass, wie nun geschehen, die ersten Spiele ohne Zuschauer ausgetragen werden, ist besonders für die um Einnahmen gebrachten Heimvereine und deren Fans, aber auch für die Spieler schmerzlich. Doch diese Entscheidung ist richtig, geht meines Erachtens aber nicht weit genug.

Einen, wenn auch nur eine Empfehlung darstellenden Appell vom Bundesgesundheitsminister und des anerkannten Robert-Koch-Institutes ungehört zu lassen und sich hinter lokalen Behörden zu verstecken, ist meines Erachtens fahrlässig, sind doch bereits in allen Bundesländern Corona-Erkrankte gemeldet und die ersten Todesopfer zu beklagen.

Hier sollten die Verbände eine klare und konsequente Entscheidung treffen: Austragung aller Spiele der obersten und zuschauerträchtigsten Ligen ohne Zuschauer. Auch mein Lieblingsverein Rot-Weiss Essen in der 4. Liga wäre betroffen - und ich weiß um die finanziellen Auswirkungen bei einem Traditionsverein, der auf Zuschauereinnahmen angewiesen ist.

Werder Bremen fürchtet Liquiditätsprobleme

Die fehlenden Einnahmen durch Geisterspiele bleiben für Vereine wie Werder Bremen nicht ohne Folgen.

Bremen-Innensenator macht der Liga Angst

Ulrich Mäurer sorgt sich, dass sich Fans außerhalb des Stadions versammeln könnten, und will die Polizei-Präsenz stärken.

Die 'alternativlose' Priorisierung der Entscheidung im vorliegenden Fall kann nur lauten:

  1. Schutz der Bevölkerung (und damit auch aller Fußballfans) und damit einen Beitrag zur Verlangsamung der Ausbreitung des Virus zu leisten.
  2. Sicherstellung der Integrität der laufenden Wettbewerbe durch Schaffung nahezu gleicher Rahmenbedingungen.
  3. Maßnahmen, die im Hinblick auf a) das aktuelle Lizenzierungsverfahren (Unterlagen müssen bis zum 15.3. eingereicht werden) und b) auf die neue veränderte wirtschaftliche Situation abheben, zu ergreifen.
  4. Lösungen für die Fans und Partner zu finden.

Einzelne Geisterspiele sind zu wenig

Geisterspiele als Reaktion: Das ist grundsätzlich richtig, geht aber nicht weit genug. Ein Kommentar von Christian Müller.

Der Spitzensport hat eine Vorbildfunktion

Die Bundesliga sollte der Empfehlung von Jens Spahn folgen und die Stadien sperren. Das wäre ein angemessenes Zeichen.

Doch was bedeutet das konkret?

Auch wenn möglicherweise rechtliche Aspekte eine Rolle spielen, muss das 'Schwarze Peter'-Spiel zwischen Verbänden, Bundes- und Landesbehörden beendet werden, nur so gewinnt man Vertrauen in der Bevölkerung. Keine Spiele mit Zuschauern ist die einzig richtige Entscheidung. Hier werfen die Entscheidungen in Stuttgart, Leipzig und bei Union Berlin Fragen auf.

Dass einigen Klubs 'behördlicherseits' ein Heimvorteil eingeräumt wird, ist unverständlich. Eine Schadensminderungspflicht darf es im Zusammenhang mit der Gesundheit nicht geben. Für alle Klubs müssen besonders in der finalen Phase der Wettbewerbe gleiche Rahmenbedingungen herrschen. Acht Klubs der Bundesliga haben noch vier, neun hingegen noch fünf Heimspiele. Einen Sonderfall stellt Werder Bremen dar, die sogar noch sechs Heimspiele auszutragen haben.

Erster Corona-Verdacht bei Spitzenspieler

Aufregung vorm BVB-Spiel: Der erkrankte PSG-Stürmer Kylian Mbappe wurde auf den Corona-Virus getestet.

Einmal durchzählen bitte!

Der FC Bayern prüft, was die verhängten Geisterspiele für ihn bedeuten - und ob womöglich Totalabsagen erforderlich werden.

Natürlich hat die DFL den Klubs bereits kulantere Auslegungen im Lizenzierungsverfahren im Hinblick auf die zu überprüfende Liquidität in Aussicht gestellt, zumal auch die Einnahmeverluste nicht durch die für alle Klubs abgeschlossene Spielausfallversicherung abgedeckt ist. Diese hilft lediglich bei den zusätzlich entstehenden Kosten bei einer etwaigen Neuansetzung eines nicht zur Austragung gekommenen Spiels.

Hier sind wir nun bei der vielbeschworenen Solidargemeinschaft. Einen Verein mit dem sportlichen und wirtschaftlichen Problem alleine zu lassen, ist in höchstem Maße unsolidarisch. Hier könnte zumindest das wirtschaftliche Problem (größtenteils) gelöst werden. Anders als in der Realwirtschaft verbietet sich für mich der Ruf nach staatlicher Unterstützung, denn der Fußball hat die Kraft, das selbst zu regeln.

Bundesliga mit 21 Mannschaften?

Die Bundesliga erlebt am Mittwoch in Mönchengladbach ihr erstes Geisterspiel und diskutiert weitere Corona-Szenarien.

Eishockey-Saison schon vorzeitig beendet

Die DEL beendet ihre Saison nach der Hauptrunde. Es gibt keine Playoff-Spiele und keinen deutschen Meister 2020.

Die DFL/DFB könnten die errechneten Zuschauerausfälle (hier liegen alle Zahlen vor) im Mai ausgleichen, wenn der neue Medienvertrag verabschiedet wird.

Im Vorgriff auf die zukünftigen Erlöse hier den Mitgliedern, im Prinzip eigenen Gesellschaftern des Ligaverbandes unter die Arme zu greifen, wäre eine pragmatische und faire Lösung, stärkt sie auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit in der im Sommer anstehenden Transferperiode durch Planungssicherheit.

Die drei Szenarien für das EM-Turnier (€)

Das Länderspiel gegen Italien in Nürnberg findet ohne Fans statt. Ist jetzt sogar die EM im Sommer in Gefahr?

"Ich werde meine Spieler nicht losschicken"

VfL Wolfsburgs Geschäftsführer Jörg Schmadtke hält eine Absage der geplanten Länderspiele für zwingend notwendig.

Hinsichtlich des Umgangs der Vereinsverantwortlichen mit dem wichtigsten Stakeholdern, den Fans und Partnern, bin ich sicher, dass auch hier fan-freundliche Angebote entstehen werden. Auch dem Geschäftsführer der DFL, Herrn Seifert, traue ich es zu, kurzfristig eine modifizierte Nutzung der Medienrechte - hin ins Free TV - zu erreichen. Denn volle Kneipen, um gemeinsam das Spiel seines Vereins im Bezahlfernsehen zu schauen, sind sicher keine Lösung.

Abschließend noch eine Frage, die mich umtreibt: Was passiert, wenn in der nächsten Runde eines internationalen Wettbewerbs eine deutsche Mannschaft auf eine italienische trifft? Das Auswärtige Amt hat soeben eine Reisewarnung für Italien ausgesprochen ...

Schaulustig

3:0! RB Leipzig erstmals im Viertelfinale der Champions League

Sogar Zuschauer konnten es bezeugen: RB Leipzig gehört zu den besten acht Teams des Kontinents. Nach Siegen in Hin- wie Rückspiel gegen Tottenham Hotspur ziehen die Sachsen ins Viertelfinale der Königsklasse ein. Wegbereiter ist Marcel Sabitzer.

"Ein Abend für die Bücher"

RB Leipzig schafft gegen Tottenham Hotspur Historisches und steht erstmals im Viertelfinale der Champions League.

Das Torfestival mit Josip Ilicic

Atalanta Bergamo feiert: Josip Ilicic bezwang den FC Valencia im Alleingang und sorgte für ein Novum in der Königsklasse.

Heute im Fernsehen

18.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Mönchengladbach - 1. FC Köln

21 Uhr, DAZN: Champions League, FC Liverpool - Atletico Madrid

21 Uhr, Sky: Champions League, Paris St. Germain - Borussia Dortmund

"Weiterkommen, ganz egal wie"

Es hätte ein Fußballfest werden können, nun aber sorgte das Corona-Virus dafür, dass das Achtelfinalrückspiel von Borussia Dortmund bei PSG ein Geisterspiel sein wird. Eine schwierige Situation für alle Beteiligten, wie Lucien Favre weiß. Für Torwart Roman Bürki wird es eine ganz neue Erfahrung.

"Vorbereiten ist schwierig"

Wie spielt man vor einer leeren Kulisse? Torwart Roman Bürki hadert wie Trainer Lucien Favre mit der Situation.

Erling Haaland mit Kampfansage an Lewandowski

Stürmer Erling Haaland spricht in einem Interview mit der Sport-Zeitung „L'Equipe“ über seine Ziele in der Zukunft beim BVB.

Vom Guten im Schlechten

Von Alex Steudel

Als Kind habe ich mir abends im Bett immer vorgestellt, dass ich in einem brechend vollen Stadion Fußball spiele, ein tolles Tor schieße und dann von Zehntausenden von Fans gefeiert werde. Am Ende halte ich einen Pokal in den schwäbischen Abendhimmel. Aus geografischen Gründen, ich bin in Stuttgart aufgewachsen, spielten sich diese Szenen nämlich im Blitzlichtgewitter des dreieinhalb Kilometer von meinem Bett entfernten Neckarstadions ab.

Wie mich die Leute liebten! Und wie toll sich das anfühlte!

Aber das Ganze war halt auch: nur eine Phantasie. Auf dem Bolzplatz hinterm Haus, wo wir früher wirklich gekickt haben, wurden schöne Tore zwar ebenso ausgelassen gefeiert, aber eben nur vom Torschützen selbst. Interessiert hat das sonst niemanden. Wenn mal was zu hören war, dann ein Pfeifen: Meine Mutter teilte aus der Ferne mit, dass das Abendessen fertig ist.

Mein Fußball war damals: viele Beine, ein Ball, zwei Tore – mehr nicht. Der Rest: Phantasie. So gesehen, kehrt Fußball jetzt zu seinen Wurzeln zurück. Oder zumindest zu meinen.

Alle Geisterspiele im deutschen Fußball

Das rheinische Derby geht als erstes Geisterspiel in die Bundesliga-Geschichte ein. Es folgen weitere Spiele.

FC Bayern reagiert auf Söder-Anordnung

Die bayerische Staatsregierung untersagt Events mit mehr als 1000 Besuchern bis Mitte April.

Als ich mir zur Vorbereitung auf diese Kolumne das Geisterspiel Juve gegen Inter von Sonntag angeschaut habe, war ich erstaunt, aber auch ein bisschen entzückt: Ich sah diesen Fußball pur. Die reine Leere zwar, aber auch die reine Lehre. Die steinreichen Profis auf dem Platz rannten in fast völliger Stille umher. Man hörte ihre Rufe. Es klang wie früher daheim. Ich wartete förmlich auf den langgezogenen Pfiff meiner Mutter: Jungs, Essen ist fertig!

Ihr seht, ich möchte jetzt das Gute im Schlechten sehen. Das Gute ist: Nach all den unschönen Ereignissen der letzten Zeit kehren wir (hoffentlich kurz) zum reinen Fußball zurück. Beim Juve-Spiel gab's keine Pfiffe, keine Beleidigungen, kein Hopp-Plakat, keinen Rassismus, keine Bengalos. Ein angeschlagener Sport wurde per Schocktherapie für 90 Minuten sauber und ursprünglich und zu dem, was wir an ihm lieben: einfach nur zu Fußball. Leider unter traurigen Umständen.

Geisterstunde im deutschen Fußball

Nicht alle Klubs schließen Zuschauer aus. Das Handeln in Berlin ist unverantwortlich. Ein Kommentar von Christoph Becker.

Frankfurt: Basel-Spiel doch mit Zuschauern

Auch im Spiel der Europa League gegen Basel kann Eintracht Frankfurt auf die Unterstützung der Fans bauen.

Besonders gut gefiel mir übrigens Cristiano Ronaldo. Er hatte seine Szene schon vor dem Anpfiff: Der Superstar stieg aus dem Mannschaftsbus und klatschte auf dem Weg in die Umkleidekabine Fans ab. Dabei waren gar keine Fans da, Ronaldo klatschte vor dem Geisterspiel zum Spaß Geisterfans ab, und er lächelte dabei schelmisch. Der Mann hat Humor, dachte ich, und in schweren Zeiten braucht man den.

Ich finde, wir sollten jetzt alle ein bisschen Ronaldo sein. Die Nerven behalten und das Positive sehen: Es wird vorbeigehen, bald ist das Virus hoffentlich besiegt. Zurück bleibt die Erinnerung an ein paar Stunden echten Fußballs.

Und machen wir uns mal nichts vor: Die Welt geht nicht unter. Ob der HSV nun vor voller Hütte oder in einem leeren Volksparkstadion schon wieder nicht aufsteigt, macht doch keinen großen Unterschied.

Was sonst noch so los ist

Wie Heiko Herrlich Augsburg wieder erfolgreich machen möchte

Auf der Suche nach einem Nachfolger für Martin Schmidt ist der FC Augsburg fündig geworden. Manager Stefan Reuter präsentiert seinen früheren Mitspieler Heiko Herrlich als neuen Trainer.

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