Vorm Frankfurt-Spiel: Kapitulation vor der Gewalt in Neapel

Die Ticketverweigerung in Neapel wirft Fragen zum Umgang mit Fan-Gewalt auf.

|24. September 2025|
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IMAGO/Laci Perenyi

Michele di Bari hat kapituliert. Der Präfekt von Neapel verhängt ein komplettes Ticketverbot für alle Personen mit Wohnsitz in Frankfurt beim Champions-League-Spiel am 4. November. Die Begründung klingt nach Hilflosigkeit: Sicherheitsbedenken. Die Wahrheit ist brutaler. Ein moderner Rechtsstaat gibt auf, weil er die Kontrolle über ein paar hundert Gewalttäter nicht garantieren kann. Das ist die eigentliche Nachricht.

Die Vorgeschichte kennt jeder, der sich für europäischen Fußball interessiert. März 2023, Achtelfinale der Champions League, brennende Polizeiautos in Neapels Straßen. Der Corriere dello Sport schrieb von einem „Guerillakrieg“, 22 Frankfurter landeten in Gewahrsam, 800 Polizisten waren im Einsatz. Schon damals galt ein Verkaufsverbot für Frankfurter. Es half nichts. Die Gewaltbereiten reisten trotzdem an, ohne Tickets, nur für die Randale.

Jetzt also die Wiederholung der gleichen, gescheiterten Strategie. Die erneute Ticketverweigerung zeigt die anhaltenden Sicherheitsbedenken bei Fan-Reisen, aber sie zeigt vor allem eines: Die Behörden haben nichts dazugelernt. Sie bestrafen Zehntausende friedliche Fans, weil sie ein paar Hundert Kriminelle nicht in den Griff bekommen. Das ist keine Sicherheitspolitik, das ist Bankrotterklärung.

Sicherheitskontrolle kann man besser organisieren

Der Vergleich zu anderen Ländern macht die italienische Kapitulation noch deutlicher. In England kontrollieren die Behörden seit Jahren erfolgreich Hochrisikospiele durch gezielte Maßnahmen: Stadionverbote für bekannte Gewalttäter, Meldeauflagen, intensive Videoüberwachung, konsequente Strafverfolgung. In Deutschland funktioniert das Konzept der Fanprojekte und des Dialogs zwischen Vereinen, Fans und Polizei bei aller berechtigten Kritik immer noch besser als die italienische Totalverweigerung. Selbst in Frankreich, wo die Ultrakultur ähnlich ausgeprägt ist wie in Italien, schaffen es die Behörden, internationale Spiele mit Gästefans durchzuführen.

Die vergangenen Ausschreitungen und deren Auswirkungen auf die Sicherheitsmaßnahmen offenbaren das Grundproblem: Italien behandelt Symptome statt Ursachen. Statt die gewaltbereiten Individuen zu identifizieren und gezielt aus dem Verkehr zu ziehen, wird pauschal eine ganze Stadt unter Generalverdacht gestellt. Das ist nicht nur ungerecht gegenüber den friedlichen Fans. Es ist auch ineffektiv. Wer zur Gewalt entschlossen ist, lässt sich von einem Ticketverbot nicht abhalten. Das haben die Ereignisse von 2023 bewiesen.

Die UEFA müsste eingreifen. Ein Verein, dessen Heimatstadt keine Gästefans zulässt, sollte seine Heimspiele auf neutralem Boden austragen müssen. Erst wenn es wirtschaftlich wehtut, werden die Verantwortlichen gezwungen sein, echte Lösungen zu finden. Bis dahin bleibt Neapels Entscheidung, was sie ist: die Kapitulation des Rechtsstaats vor der Straße.