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Champions League? Der VfB Stuttgart zeigt, wie's geht

Beim 2:1 in Frankfurt feierte der VfB Stuttgart seinen neunten Saisonsieg und festigte Platz 3. Vom Abstiegskandidaten zum Europapokal-Aspiranten: Es klingt wie ein Märchen

Foto: Imago / Pressefoto Baumann

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Manchmal ist nicht zu verstehen, was der VfB Stuttgart gerade leistet. Vor einem halben Jahr noch musste die Mannschaft ihre Existenzberechtigung in der Bundesliga mit zwei Relegationsspielen gegen den Hamburger SV beweisen, was zwar gelang, aber berechtigte Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des Klubs aufwarf.

Inzwischen, ein Drittel der neuen Saison ist gespielt, rangiert der VfB Stuttgart auf Tabellenplatz drei, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würde, und damit noch vor Borussia Dortmund. Das 2:1 auswärts bei Eintracht Frankfurt am Samstagabend war der neunte Sieg im zwölften Spiel. Wahnsinn!

Eigentlich haben die Schwaben bei den Top-Klubs keinen Platz. Der Marktwert des Kaders beträgt laut Transfermarkt.de 180,1 Mio. Euro. Um die Zahl einzuordnen: Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen kosten rund eine halbe Milliarde Euro, fast das Dreifache, und die Bayern sogar das Fünffache - 948,5 Mio. Euro.

Allein mit dem Geld, das Bayern München für Torjäger Harry Kane aufwendete (100 Mio. Euro Ablöse plus Gehalt bis 2027), könnte man alle Personalkosten beim VfB Stuttgart auf Jahre finanzieren. Das Gehaltsgefälle im deutschen Fußball stimmt einerseits traurig. Macht andererseits das VfB-Märchen umso schöner.

An den ersten Spieltagen reduzierte man den Stuttgarter Traumstart auf die Torlaune von Serhou Guirassy, der traf, wie er wollte. 13 Tore nach sieben Spielen - das hat's vorher in 60 Jahren Bundesliga noch nie gegeben. Deshalb wuchsen die Bedenken, als Guirassy im Herbst verletzt ausfiel.

Spätestens jetzt muss man einen erwähnen, den man als Baumeister dieser Mannschaft bezeichnen kann: Trainer Sebastian Hoeneß, Sohn des legendären Torjägers und Managers Dieter Hoeneß und Neffe von Uli Hoeneß. Er kam im Frühjahr, als es dem Verein dreckig ging, und päppelte die Truppe auf.

Er profitierte nicht nur von den inzwischen 15 Guirassy-Toren, sondern brachte in der Abteilung Attacke Deniz Undav in Stellung. Undav erzielte sieben Treffer, was Stuttgart im Sturm unberechenbar machte. Hoeneß kann es sich leisten, Guirassy wie jetzt in Frankfurt nicht in der Startelf aufzustellen. Undav schoss beide Tore.

Die Hoeneß-Achse vom neuen Torwart Alexander Nübel über den weitgehend unterschätzten Abwehrchef Waldemar Anton bis vorne zu Undav gibt Stabilität. Spektakulär ist die Spielweise: Der VfB Stuttgart ist die einzige Mannschaft von Liga 1 bis 3, die bisher nie unentschieden spielte. Es gilt: Hopp oder Top.

Nun kann man nicht davon ausgehen, dass der VfB Stuttgart das Pensum durchhält. Irgendwann werden Borussia Dortmund und RB Leipzig ihre Durchhänger reduzieren. Aber 27 Punkte bedeutet für den VfB Stuttgart auch: Zum Klassenerhalt fehlen nur noch drei Siege aus 22 Spielen. Das ist toll!

Der VfB Stuttgart wird damit zum Vorbild, was aus Traditionsvereinen werden kann, wenn sie ihre Kräfte bündeln. Vorstandschef Alexander Wehrle brachte Ruhe in den Laden, Sportdirektor Fabian Wohlgemuth räumte den Kader auf und holte den passenden Trainer. Klubs wie Schalke sollten zur Fortbildung hinfahren.

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