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Ungarn, Polen, Russland, Türkei? Demokratie siegt!

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Die Uefa verbietet Regenbogenfarben an der Allianz-Arena. Das Magazin der Süddeutschen Zeitung hat daraufhin die irritierende Diskussion, welche Signale von Toleranz der deutsche Fußball heute Abend beim EM-Spiel gegen Ungarn senden darf, auf die Spitze getrieben.

Demnach hat die Uefa kein Problem damit, dass…

  • …traumatisierte Mannschaften trotz Herzstillstands eines Spielers weiterspielen.
  • …ein autokratischer Herrscher für Eigen-PR EM-Spiele in Vorderasien austrägt.
  • …offen rechte Hooligans einen "Schwarzen Block" im Stadion formen.
  • …dass es vollgepackte Zuschauerränge ohne Abstand oder Masken während einer Pandemie in den Stadien gibt.

Womit die Uefa dagegen ein Problem hat: dass ein Stadion als Zeichen für Toleranz in Regenbogenfarben leuchtet.

Was ebenso schwer wiegt: dass DFB-Vizepräsident Rainer Koch das Uefa-Verbot für die Münchner Allianz-Arena öffentlich verteidigt.

Bei ihm wundert die Haltung wenig. Als Mitglied der Uefa-Executive muss Koch das Lied von demjenigen singen, dessen Brot er isst.

Man fragt sich aber: Wem tut's eigentlich weh, wenn die Allianz Arena in den Regenbogenfarben leuchtet?

Nicht der Nationalmannschaft. Nicht dem DFB. Nicht dem Gegner. Nicht der Uefa. Sondern nur: der ungarischen Regierung.

Und das allein, weil die Politik der ungarischen Regierung alle europäischen Grundwerte mit Füßen tritt. Man möchte ihr zurufen: Selbst schuld!

Darum ist umso weniger zu verstehen, warum die Uefa mitsamt Koch vor dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban kuscht.

Und schlimmer noch: sogar erwägt, ihm weiterhin und noch mehr wichtige Spiele des europäischen Fußballs anzudienen.

In drei Jahren findet die EM 2024 in Deutschland statt. Es wäre beschämend, wenn der DFB deswegen heute Abend beim Ungarn-Spiele schwiege.

Einen erleuchteten Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

Ungarn, Polen, Russland, Türkei? Demokratie siegt!

Polizei stellt sich auf Proteste vor Deutschland-Spiel ein

Die Münchner Arena darf gegen Ungarn nicht in Regenbogenfarben erstrahlen. Die Entscheidung der Uefa sorgt für Unverständnis.

Von Alex Steudel

Ich gucke auf die EM und freue mich rund um die Uhr. Die Nationen, in denen seit Jahren Möchtegern- oder echte Diktatoren ein Powerplay gegen Demokratie, Menschenrechte und Meinungsfreiheit aufziehen, sind alle Letzter. Es ist, als wäre es ein Zeichen von oben.

  • Türkei: Platz 4 in Gruppe A.
  • Russland: Platz 4 in Gruppe B.
  • Polen: Platz 4 in Gruppe E.
  • Ungarn: Platz 4 in Gruppe F.

Ich weiß, die Spieler können nichts dafür – wollte ich gerade schreiben. Aber ein bisschen schweigsam sind sie doch für meinen Geschmack. Nehmen wir die Ungarn, heute unsere Gegner. Präsident Viktor Orban hat Justiz, Verfassungsgericht, kritische Medien, die Universitäten, die Bürokratie, Künstler und Intellektuelle quasi ausgeschaltet und das Wahlrecht zu seinen Gunsten geändert. Schwule werden in Ungarn per Gesetz mit Pädophilen gleichgesetzt. In Datenbanken der Regierung sollen künftig ihre Wohnadressen abgefragt werden können.

Von den ungarischen Spielern, auch denen aus der Bundesliga, habe ich dazu und zu "ihrem" Präsidenten bisher aber kaum Nennenswertes gehört. Auch dass hinter ihrem Tor rechtsradikale Fans stehen, die gelegentlich beim Hitlergruß erwischt werden und Gegner rassistisch beleidigen, wurde nicht sonderlich harsch kritisiert. Man hält sich stattdessen vornehm zurück. Will es sich nicht verscherzen. Das ist schade.

Als Deutschlands Torwart Manuel Neuer jetzt ein Zeichen setzte und mit Regenbogen-Kapitänsbinde spielte und der DFB beantragte, heute in einer regenbogenfarbenen Arena gegen Ungarn spielen zu dürfen, schaltete sich gleich der ungarische Außenminister ein. Péter Szijjártó wies darauf hin, die Deutschen wüssten ja aus ihrer Geschichte, wie schlecht es sei, Sport und Politik zu vermischen.

Das war vermutlich eine Anspielung auf die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, die Adolf Hitler für Nazi-Propaganda nutzte. Auf diese Querverbindung muss man auch erst mal kommen. Für mich legt sie den Schluss nahe, Szijjártó halte Neuer für eine Art Schwulen-Hitler.

Aber aus der Deckung einer sicheren Demokratie heraus (bitte jetzt keine Leserbriefe von Querdenkern!) lässt sich sowas natürlich einfach schreiben. Mir trotzdem egal. Was sein muss, muss sein. Die vom homophoben, autoritären und anti-demokratischen Wladimir Putin regierten Russen sind jedenfalls schon raus aus der EM, Diktator Recep Tayyip Erdogans Türken ebenso (und Mesut Özil kann nicht mal was dafür). Die Polen, deren Regierung gerade versucht, sich die Justiz unter den Nagel zu reißen, könnten die nächsten sein. Ach ja, und heute natürlich Orbans Ungarn.

Selten passte "Demokratie siegt" besser als bei dieser EM.

Fußball ist nur Sport? Diesmal nicht.

Steudel-Kolumnen gibt es auch als Taschenbuch und eBook: Weitere Infos und Bestellmöglichkeit hier.

46:1 für den Regenbogen!

In München ist die Beleuchtung verboten. In Städten wie u.a. Berlin (Foto) wird das Stadion aus Protest bunt strahlen.

Respekt? Sonst ja – nur gegen Ungarn ungern

Die Uefa will die Regenbogen-Farbgebung in der Allianz Arena nicht zulassen. Der Verband wäre nicht die Uefa, hätten sie nicht eine gleichermaßen würde - wie substanzlose Begründung für das Urteil, meint Micky Beisenherz.

EM heute im Fernsehen

12 Uhr, Sport1: EM Aktuell

18 Uhr, MagentaTV: Schweden - Polen

18 Uhr, ZDF: Slowakei - Spanien

21 Uhr, ZDF: Deutschland - Ungarn

21 Uhr, MagentaTV: Portugal - Frankreich

23.15 Uhr, Sport1: EM Aktuell

Deutschland gegen Ungarn: Weiter oder raus?

Deutschland gegen Ungarn - diese Partie hat Geschichte. Wie 1954 geht es auch am Mittwoch um viel. Weiter oder raus?

Robin Gosens löst Trikot-Hype aus

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++ EM Aktuell ++

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Was sonst noch so los ist

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Alle mal herschauen!

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