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Ultras-Schock: Was dürfen Fans eigentlich?

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Die Ultras sind jene Zuschauer, die am wenigsten im Stadion bezahlen, mit Pyrotechnik echten Fußballfans die Sicht nehmen und Menschen auf den Zaun setzen, damit sie mit dem Rücken zum Rasen eine Dirigentenrolle per Megaphon einnehmen. Und nur sie wollen den Fußball richtig verstanden haben. Ultras verkennen ihre Situation: Für die Zuschauer auf der Haupttribüne, die teures Geld bezahlen, gehören Ultras zum Unterhaltungsprogramm beim Stadionbesuch, sie sagen dann hinterher Sätze wie: "Die Stimmung war heute richtig gut."

Ich persönlich finde das Runterleiern textarmen Liedguts und das Abbrennen von Feuerwerkskörpern langweilig und unpassend zu einem Fußballspiel. Ich will das Spiel sehen und keine Rauchschwaden, ich will das Raunen und Stöhnen im Publikum hören, wenn der Ball seine gewünschte Flugbahn verfolgt, und keinen Singsang. Was ich definitiv nicht brauche: Leute im Stadion, die sich wichtiger als das Spiel nehmen und alle anderen, die ihr Treiben kritisch sehen, mit Hohn und Spott überziehen. Zumal das vereinsschädlich ist.

Nehmen wir den Hamburger SV. Trainer Tim Walter hat seine Mannschaft, ich unterstelle das, tagelang auf das wichtige Auswärtsspiel bei Holstein Kiel vorbereitet. Dazu gehören Anweisungen, Rollenverständnis und am Ende ein Höchstmaß an Konzentration. Als Spieler gehst du raus und willst den Matchplan, auch das unterstelle ich, auf dem Rasen bestmöglich umsetzen. Und dann benimmt sich der eigene Fanblock auf der Tribüne so daneben, dass der Schiedsrichter das Spiel nach drei Minuten unterbrechen muss. Fast eine Viertelstunde lang.

Die Spieler müssen zurück in die Stadionkatakomben, einige von ihnen, bestimmt nervös oder angespannt, werden aus der Konzentration gerissen. Man weiß eine gefühlte Ewigkeit nicht, ob und wie es weitergeht. Nicht jeder steckt so viel Aufregung einfach weg. Manchmal reichen Kleinigkeiten, um den Faden zu verlieren. Vielleicht liegt der Anfängerfehler von Bakery Jatta vorm 0:1 auch hier begründet: im eigenen Anhang, der sich lieber selbst feiert (wofür eigentlich?) und nicht alles tut, damit die HSV-Elf erfolgreich Fußball spielt.

Nein, das soll nicht heißen, dass der Hamburger SV den Aufstieg wegen seiner Fans vergeigt hat. Den Klassenerhalt in Liga zwei schafften Trainer und Mannschaft mit ihrer fortgesetzten Antriebslosigkeit schon alleine. Aber wo ist für Fans die "Rote Linie", von der Hertha-Sportchef Fredi Bobic gestern im Sport1-Doppelpass gesprochen hat, überschritten? Ganz sicher dort, wo der Fußball zur Selbstdarstellung missbraucht wird. Ultras sind nicht das Zentrum des Fußballgeschehens und werden es auch nie sein. Das sind noch immer diejenigen, die auf dem Rasen stehen.

Einen kalten Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Ultras-Schock: Was dürfen Fans eigentlich?

Hertha-Ultras: Anmaßung der Selbstdarsteller

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Die Trikot-Demütigung von Hertha-Profis durch manche Ultras ist ein beispielloser Vorgang. Die Verstoßung im Abstiegskampf zeigt, dass einige dieser Radikalo-Fans einfach ultraverblendet sind.

Von Alex Steudel

Die erste Hälfte der Zweiliga-Partie Kiel gegen HSV dauerte am Samstag ganze 57 Minuten. HSV-Ultras hatten nämlich Bengalos gezündet, das Spiel musste ewig unterbrochen werden.

Ich war schon da bedient.

Bengalos, das sind diese rauchenden, knallheißen Feuerteufel, die Zuschauern, darunter Familien mit Kindern, die Sicht versperren, das Fleisch vom Knochen brennen oder einen halb blind machen können.

Ich weiß natürlich: Viele glauben, dass Ultras und Bengalos dazugehören, dass Fußball aussehen muss wie Sportwettenwerbung. Schweiß, Schreien, Feuern, Tränen und so. Ich gebe zu, dass auch ich manchmal meinen Instinkten nachgebe. Kürzlich habe ich einem zu langsamen Edeka-Kassierer einen Feuerwerkskörper ins Kassenräumchen geschmissen.

Habe ich natürlich nicht.

Ultras fordern von ihren Lieblingsvereinen die günstigsten Tickets sowie volles Bengalo-Abbrenn- und auch sonstiges Mitspracherecht. Leider sind Bengalos verboten, aber das interessiert die echten "Fans", wie sie sich sehen, nicht.

Immer neue Baustellen bei Hertha

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Das Stadtduell gegen Union sollte für Hertha BSC zum Mutmacher werden. Das Bemühen war da, reichte aber bei weitem nicht aus. Stattdessen bringt es neue Probleme hervor.

Bei Hertha BSC wurden am Samstag auch extrem viele Bengalos abgebrannt. Nach dem Abpfiff des 1:4 im Derby wurde es dann noch besser. Einige Ultras rannten im Olympiastadion auf den Platz und sprachen Hertha-Spieler an. Die sollten nach dem schlechten Auftritt Buße tun, indem sie ihre Trikots ausziehen und weglegen, verlangten sie.

Wahrscheinlich denken manche "Fans", dass man das in einem freien Land halt so macht, wenn man unzufrieden ist. Erinnert ihr euch daran, wie vom neuen Golf 8 enttäuschte Autofahrerinnen und Autofahrer die Werkstore in Wolfsburg stürmten und von den VW-Vorständen verlangten, sich nackt auszuziehen?

Nee, aber passierte ja auch nicht.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Immer wieder stelle ich mir die Frage: Was dürfen Fans eigentlich?

Vielleicht könnte ja der ein oder andere Profifußballer diese Woche mal ausgewählte Ultras am Arbeitsplatz besuchen und einen brennenden Bengalo unter den Schreibtisch werfen.

Hertha BSC und HSV haben sich am Wochenende übrigens wieder blamiert. Hertha verlor gegen Union, der HSV in Kiel. Hertha droht der Abstieg, HSV der Wiedernichtaufstieg. Ich frage mich, ob ein Zusammenhang besteht. Ob vielleicht jeder Klub die Ultras hat, die er verdient.

Mich würde auch interessieren, was in einem Menschen vorgeht, der sich mittags daheim einen Bengalo in die Po-Ritze schiebt, um an der Eingangskontrolle des Stadions nicht erwischt zu werden. Ich frage mich, wie man als Normalsterblicher auf den Gedanken kommen kann, nach einem Fußballspiel nicht nach Hause zu gehen, sondern über ein Absperrgitter zu klettern, auf den Platz zu rennen und von einem Mitbürger zu verlangen, sich obenrum freizumachen.

Diese Ultras können doch nicht alle Ärzte sein.

Ich stoße bei dem Thema immer wieder an meine Grenzen. Ich weiß nur, dass ich am Wochenende zweimal dachte, dass diese Geisterspiele gar nicht mal so schlimm waren.

Aber vielleicht denke ich einfach zu viel.

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