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Ultra-Fans liegen mit ihrem Boykott-Aufruf falsch

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Heute werde ich zuallererst in den Supermarkt gehen und mir eine XXL-Packung Maoam kaufen. Mein stiller Protest gegen Protestaufrufe. Das versteht nur, wer meinen Kommentar aufmerksam liest.

Einen schönen ersten Advent wünscht

Euer Pit Gottschalk

Die Ultra-Fans liegen mit ihrem Boykott-Aufruf falsch

Vor drei Jahrzehnten gab es einen wunderbaren Werbespot für einen Süßigkeitenhersteller. Darin unterbrach der Schiedsrichter sein Fußballspiel und rannte zu den Zuschauern. Schreiend fragte er: "Wollt Ihr Verlängerung?" Der gesamte Zuschauerblock antwortete: "Nein!"

Also fragte er nach: "Wollt Ihr Elfmeterschießen?" Wieder die Antwort: "Nein!" Der Schiedsrichter jetzt hilflos: "Was wollt Ihr denn?" Jedes ältere Semester weiß, was die Meute wollte.* Die Stadionszene war gespielte Demokratie mit Augenzwinkern. Leider ist die Realität weniger lustig.

Das Fanbündnis "Südtribüne Dortmund" erneuerte am Donnerstag auf der Website den Protest-Aufruf für dieses erste Dezember-Wochenende. Sein Aufruf endet mit dem entlarvenden Satz: "Holen wir uns den Fußball zurück – von der ersten bis zur letzten Liga!"

Stimmungsboykott bei Borussia Dortmund

Zahlreiche Fanszenen in ganz Deutschland werden eine  Halbzeit schweigend verbringen, um den Druck zu erhöhen.

Dieser Satz erinnert in Duktus und Herrschaftsanspruch nicht nur an den AfD-Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland, der sich 2017 nach der Bundestagswahl, so wörtlich, "unser Land und unser Volk zurückholen" wollte. Die Ultra-Fanszene unterliegt einem gewaltigen Irrtum.

  • Erstens: Diesen Fans hat der Fußball nie gehört. Der Fußball gehört allen. Den Fans in der Kurve wie den Dauerkartenbesitzern auf der Geraden und dem Sky-Zuschauer zu Hause. Viele von denen waren schon Fans, als die meisten Ultras noch KiKa kuckten. Es gibt also nichts zurückzuholen.
  • Zweitens: Unbestritten ist, dass die Fanszene großartige Sozialprojekte organisiert und einen unfassbar hohen Aufwand betreibt, um das eigene Team zu unterstützen. Daraus resultiert keineswegs die Berechtigung, das Regelwerk zu diktieren. Fansein ist kein Gegengeschäft, sondern Liebe.
  • Drittens: Fans zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Mannschaft immer unterstützen. Immer. Es ist schwer begreiflich, wenn zum Beispiel aus Protest gegen Montagsspiele Tribünen leer bleiben oder zu einem Stimmungsboykott aufgerufen wird. Das ist ein Widerspruch in sich.

Borussia Dortmund hat es im Februar gegen den FC Augsburg erlebt: Der Punktverlust vor der halbleeren Südtribüne hätte am Ende beinahe die Qualifikation zur Champions League gekostet. Heute gegen SC Freiburg geht's wieder um wichtige Punkte im Titelkampf. Wieso riskiert man die?

Mit Gegenargumenten ist die Fanszene schnell bei der Hand: Die Spieler selbst hätten ja gesagt, dass der Punktverlust nicht auf den mangelnden Support zurückzuführen war. Wieder so ein Widerspruch in sich: Heißt das umgekehrt, dass Fansupport gar nicht so ausschlaggebend ist?

Niemand möchte Fangruppen das Recht auf Protest absprechen. Nicht wenige Kritikpunkte sind mehr als berechtigt. Und es stimmt schon: Sportfunktionäre brauchen regelmäßig ihren Weckruf, damit ihr Gespür für die Belange der Anhängerschaft nicht einschlummert.

Aber ist Boykott das probate Mittel? Zweifel sind angebracht. Umso mehr, wenn in den Boykott-Aufrufen trumpesk Anspruch auf den exklusiven  Besitz der höheren und einzigen Wahrheit erhoben wird. So redet man eben nicht miteinander beim Fußball.

*Hier die Auflösung, was der Schiedsrichter damals zu hören bekam.

Heute live im Fernsehen

15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Werder Bremen - FC Bayern, VfB Stuttgart - FC Augsburg, Hannover 96 - Hertha BSC, BVB - FC Augsburg

18.30 Uhr, Sky: Bundesliga, TSG Hoffenheim - Schalke 04

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