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Über Corona-Chaos und Halbgötter in kurzen Hosen

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Leipzig meldet: 34.000 Zuschauer beim Bayern-Spiel geplant. Die Uefa etwas später: Verbot von Auswärtsfans aufgehoben. Und irgendwo zwischen den Sportmeldungen des Tages versteckt: das Corona-Chaos von Brasilien.

So versucht's der Fußball seit einiger Zeit: Irgendwie der Realität entfliehen und ein Schlupfloch bei der Vielzahl von Corona-Maßnahmen finden. Doch niemand war so dreist wie die Argentinier am Wochenende.

Vier Argentinier haben offensichtlich falsche Angaben über ihre Reiseroute gemacht, damit sie in Brasilien spielen durften. Das Gesundheitsamt stellte die Übeltäter noch am Arbeitsplatz - mitten auf dem Rasen.

Man mag die Behördenaktion für übertrieben halten. Berechtigt war das Signal allemal: Hier lag mutmaßlich ein Rechtsbruch vor. Kein Halbgott in kurzen Hosen, er kann noch so berühmt sein, steht über dem Gesetz.

Allein der Versuch, die gesetzlichen Vorsichtsmaßnahmen zu durchbrechen, ist Hohn für die 4,5 Millionen Corona-Toten, die weltweit zu beklagen sind. Da kann Lionel Messi, der Steuersünder, gerne jammern.

Wir müssen demütig bleiben. Wenn zum Beispiel die Hamburger Behörden beim HSV nur sehr vorsichtig die Zuschauerbeschränkungen lockern, dann wollen sie den HSV nicht ärgern, sondern genau das bleiben: vorsichtig.

Da taugt der Vergleich mit ausverkauften Konzerthallen wenig, wie's Bild in Solidarität mit dem Verein versuchte ("Behörden-Schwachsinn"). In den Fußballstadien wird eben nicht still gesessen und geschwiegen.

Seien wir doch froh, dass zumindest ein bisschen was geht. Dass die 2G-Regelung den Geimpften und Genesenen mehr Freiheiten erlaubt. Und dass irgendwann wirklich bessere Zeiten kommen. Auch in Südamerika.

Einen geduldigen Dienstag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Über Corona-Chaos und Halbgötter in kurzen Hosen

Messi und seine Corona-Trottel

Messi und seine Corona-Trottel

Sie lügen bei der Einreise und ignorieren die Quarantäne-Anordnung. Bis Gesundheitsamt und Polizei das Spiel der Argentinier in Brasilien stoppen.

Von Heiner Gerhardts

Lionel Messi schaute ratlos zu seinem Freund Neymar rüber. "Warum haben sie nicht vorher gehandelt?", fragte Argentiniens Kapitän hörbar verstört im Tohuwabohu. Nicht nur die beiden Superstars von Paris St. Germain verstanden am Sonntag nach dem Abbruch des Superclasico zwischen Brasilien und den Gauchos die Fußballwelt nicht mehr.

Die Spieluhr ging gerade auf Minute fünf zu, als Beamte der brasilianischen Behörde für Gesundheitsüberwachung Anvisa sowie der Bundespolizei den Rasen der Neo Quimica Arena in Sao Paulo betraten, hilflos im Schlepptau Verbandsfunktionäre im feinen Zwirn. Aus dem Rudel verschwanden wenig später diskret Argentiniens Spieler in die Kabine und kamen nicht mehr zurück.

Das vorzeitige Ende der mit Spannung erwarteten WM-Qualifikationspartie, acht Wochen nach dem Triumph von Messi und Co. bei der Copa America über Neymar und die Seinen. Über das Nachspiel entscheidet nun der Weltverband als Ausrichter der Weltmeisterschaft 2022.

Die Fifa hat am Montag mit "Bedauern" auf die "Szenen vor dem Abbruch" reagiert. "Millionen von Fans" seien so "daran gehindert" worden, ein "Spiel zwischen zwei der größten Fußballnationen der Welt zu genießen".

Laut Fifa wurden "die ersten offiziellen Spielberichte" an den Weltverband geschickt: "Diese Informationen werden von den zuständigen Disziplinarinstanzen analysiert - und zu gegebener Zeit wird eine Entscheidung getroffen."

Fifa-Präsident Gianni Infantino bezeichnete die Vorfälle in einer Videobotschaft auf der Generalversammlung der Europäischen Klubvereinigung ECA als "verrückt", betonte jedoch: "Wir müssen mit diesen Herausforderungen umgehen, die zur Corona-Krise hinzukommen."

Vermutlich fällt die Fifa ein salomonisches Urteil angesichts des engen Kalenders. Die beiden Eliminatorias-Spitzenreiter liegen eh klar auf Katar-Kurs.

Im Video: Hier endet Brasilien vs. Argentinien im Eklat

Im Video: Hier endet Brasilien vs. Argentinien im Eklat

Beim Länderspiel-Klassiker zwischen Brasilien und Argentinien spielen sich unfassbare Szenen ab. Mitarbeiter brasilianischer Behörden sorgen für den Abbruch.

Auslöser der Farce waren die Premier-League-Profis Emiliano Martinez, Emiliano Buendia (beide Aston Villa), Cristiano Romero und Giovani Lo Celso (beide Tottenham Hotspur), die am Freitag auf dem Einreiseformular nicht angegeben hatten, dass sie sich in den letzten 14 Tagen in England aufgehalten hatten, einem der vier Länder auf Brasiliens roter Pandemie-Liste. So umgingen sie die 14-tägige Zwangs-Quarantäne. Martinez, Romero und Lo Celso standen gar in der Startelf der Gauchos.

Hätten die Behörden dennoch nicht früher agieren können? Deshalb zeigte sich Brasiliens Verband CBF "absolut überrascht vom Zeitpunkt, (...) mit der Partie schon im Gange". Zumal die Regelung an sich paradox ist, weil sie nicht für Brasilianer gilt. Als ob sich der Virus an Reisepässe hält...

Laut CBF-Interimspräsident Ednaldo Rodrigues hätte der von der kontinentalen Dachorganisation CONMEBOL für die Partie bestimmte Delegierte gar bestätigt, dass das Quartett spielen könne. Argentiniens Coach Lionel Scaloni behauptete dann auch: "Zu keinem Zeitpunkt sind wir davon unterrichtet worden, dass sie nicht spielen dürfen."

In einer Klarstellung der Anvisa heißt es dagegen, dass man bereits am Samstag Vertreter der CONMEBOL, der CBF und des argentinischen Verbandes AFA über die Quarantäne der vier Spieler unterrichtet habe. Einen zulässigen Ausnahmeantrag habe es vonseiten der Argentinier auch nicht gegeben.

Laut Internetportal UOL Esporte hätten sich die Argentinier dann am Sonntag im Hotel und gar in der Umkleidekabine eingeschlossen, um sich dem Zugriff der brasilianischen Behörden zu entziehen.

Als der erste Beamte den Platz betrat, versuchte ihn Gaucho-Verteidiger Nicolas Otamendi wieder vom Rasen zu führen. Zuvor hatten Funktionäre am Seitenrand die Ordnungshüter ebenfalls zurückgedrängt.

Knapp 50 Minuten nach Beginn der Quarantäne-Farce brach Schiedsrichter Jesus Valenzuela (Venezuela) die Partie ab. Weil die Argentinier nicht mehr aus der Kabine zu bringen waren. Die Selecao legte demonstrativ vor Ort noch eine Trainingseinheit ein. Am 16. November stehen sich beide im Rückspiel wieder gegenüber. Dann hoffentlich ohne Spielraum für Chaos.

Heiner Gerhardts ist Mitarbeiter beim Sport-Informationsdienst (SID)

Polizei ermittelt gegen vier Spieler

Polizei ermittelt gegen vier Spieler

Südamerikas Fußball gab sich der Lächerlichkeit preis: Weil vier argentinische Spieler flunkerten und brasilianische Beamte im Spiel den Rasen betraten.

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