Tuchel gegen den Rest der Welt


Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Tuchel, Tuchel, Tuchel: Man kommt diese Woche nicht am Namen des neuen Bayern-Trainers vorbei. Der Zufall hat es so gewollt, dass seine Bundesliga-Rückkehr ausgerechnet im Spitzenspiel gegen seinen Ex-Klub Borussia Dortmund stattfindet - fast sechs Jahre nach der überstürzten Trennung vom BVB.
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke feuerte ihn 2017 nur Tage, nachdem sie gerade gemeinsam den DFB-Pokal gewonnen hatten. Es war der erste Titelgewinn seit dem Double 2012. Gründe für Thomas Tuchels Abschied habe ich damals ausführlich in meinem Reporterbuch "Kabinengeflüster" dargelegt.
Niemand spricht Thomas Tuchel ein Höchstmaß an Fachkompetenz auf dem Trainingsplatz ab. Nicht wenige halten die Zusammenarbeit mit ihm für anstrengend und herausfordernd. Es wäre seinerzeit für Watzke weniger kompliziert gewesen, Tuchel zu halten als zu feuern.
So bleibt Tuchels Vergangenheit in Dortmund ein ewiges Mysterium und Tuchels Gegenwart beim FC Bayern ein spannendes Experiment. Hier kommt Fever Pit'ch ins Spiel: Heute im Podcast reden Malte Asmus und ich mit dem Tuchel-Biografen Daniel Meuren (FAZ) über den Mann der Stunde.
Unter allen Fever Pit'ch-Supportern verlosen wir Exemplare seiner wirklich lesenswerten Tuchel-Biografie. Mir einfach einen Tipp fürs Top-Spiel Bayern gegen BVB am Samstagabend mailen: Wer am besten tippt, bekommt den Zuschlag und das Werk portofrei nach Hause geschickt.
Ein aufbereitetes Wochenende wünscht
Euer Pit Gottschalk
PS: Natürlich ist auch mein Buch "Kabinengeflüster" immer noch erhältlich. Wer mir sein Interesse per Email mitteilt, erfährt die Details, wie man sein Exemplar mit persönlicher Widmung für 14,95 Euro erhält. Mail an: info@pitgottschalk.de
Unser Podcast

Der Trainerwechsel bei Bayern München und die Entscheidung der Bosse für Thomas Tuchel ist vor dem Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund natürlich auch Thema im Fever Pit'ch Podcast. Zu Gast ist diesmal der Journalist und Autor Daniel Meuren (FAZ). Zusammen mit seinem Kollegen Tobias Schächter hat er die Tuchel-Biografie "Der Regelbrecher" geschrieben. Er erklärt bei Pit Gottschalk und Malte Asmus den neuen Bayern-Trainer und gibt eine Art Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Tuchel.

Heute im Fernsehen
20.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, Eintracht Frankfurt - VfL Bochum

Samstag
15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, RB Leipzig - Mainz 05, Union Berlin - VfB Stuttgart, SC Freiburg - Hertha BSC, VfL Wolfsburg - FC Augsburg, Schalke 04 - Bayer Leverkusen
18.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Bayern München - Borussia Dortmund
20.30 Uhr, SPORT1: 2. Liga, Kaiserslautern - Heidenheim
Sonntag
11 Uhr, SPORT1: Doppelpass (mit Roman Weidenfeller)
15.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, 1. FC Köln - Mönchengladbach
17.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, Werder Bremen - TSG Hoffenheim
Thomas Tuchel gegen den Rest der Welt
Von Alex Steudel
Thomas Tuchel muss den Bundesliga-El-Clásico gegen den BVB gewinnen. Und zwar am besten so, dass es dafür fünf Punkte gibt. Sonst ist die Führungsspitze des FC Bayern womöglich gleich wieder am Überlegen, ob er vielleicht doch nicht der richtige Mann für den Trainerposten ist. Das geht ja schnell heutzutage.
Selten lastete vor einem Bundesliga-Spiel so großer Druck auf einem neuen Trainer wie jetzt auf Tuchel. Das ist kein Wunder, schließlich arbeitet der FC Bayern im Chaosmodus, seit Sportvorstand Hasan Brazzo Salihamidzic die Notbremse so hart zog, dass sie gleich aus der Verankerung riss: Ausgerechnet Julian Nagelsmann, der Captain Future des FCB, musste das Trainerparadies verlassen.
Nach schlappen zweieinhalb Übungseinheiten soll jetzt also Nachfolger Tuchel den desolaten FC Bayern (mit acht Siegen am Stück ins Viertelfinale der Champions League eingezogen) zu einem top funktionierenden Vorbild wie Borussia Dortmund (ein Sieg aus den letzten drei Spielen, Aus in der Champions League, Blamage gegen Schalke 04) formen.
Die Fußballwelt steht Kopf!

Natürlich kann der arme Tuchel nichts dafür. Er ist ein brillanter Trainer, der zur Unzeit einen Job antritt. Und ja, bestimmt werden die Bayern-Fans den neuen Headcoach mit der beeindruckend bruchfreien Biografie (für die Stuttgarter Kickers gespielt -> in einer Bar bedient -> andere Meinung als Aki Watzke gehabt -> die Champions League gewonnen), irgendwann ein bisschen mehr mögen.
Bloß tun sie es halt jetzt gerade nicht. Ich habe selten so desaströse Bayern-Umfragen gelesen wie in den letzten Tagen.
Sport1 fragte: Ist die Trennung von Nagelsmann richtig? Antwort: "Nein." (74%). Bild.de fragte: Wie stehen Sie zum Nagelsmann-Aus? Antwort: "Absolutes Unverständnis." (67%)
Der Kicker fragte: Ist Thomas Tuchel der richtige Trainer für Bayern? Antwort: "Nein." (57%). Der Kölner Express fragte: Passt es mit Thomas Tuchel und dem FC Bayern? Antwort: "Nein, da wird es früher oder später krachen." (81%).
Der unermüdliche Selbstversteher Brazzo würde jetzt vermutlich entgegnen: Kannst du nicht rechnen? Da bleiben doch 121 Prozent für mich!
Tatsache ist: Noch nie wurde ein Neuer (außer Manuel) beim FC Bayern vom Volk mit geschlosseneren Armen empfangen: Tuchel trainiert gegen den Rest der Welt.
Nie war aber auch die Kritik an der Hire-and-Fire-Strategie des Klubs (sechs Trainer in sechs Brazzo-Jahren) größer. Selten hat der FC Bayern dabei sogar von eigenen Fans derart hart einstecken müssen wie in den letzten Tagen – vor allem betraf das die Berufsanfänger Salihamidzic und Oliver "Immer weiterfeuern" Kahn sowie Herbert Hainer, den beweglichsten Aufsichtsratsvorsitzenden aller Zeiten ("Julian macht es klasse"/20. März – "Der Trend geht eher nach unten"/25. März).

Lothar Matthäus, auch nicht gerade der Typ Empathie-Beauftragter der Bundesregierung, hat die Sache auf den Punkt gebracht: "Das Mia-san-Mia-Gefühl ist weg, Wärme, Herzlichkeit und Miteinander fehlen, die Atmosphäre im Klub ist eine andere. Ich weiß, dass viele im Verein so denken."
Ich bin zwar nicht im Verein, aber ich denke es auch: Der Klub in der Weltstadt mit Herz ist nur noch so menschlich wie ein kleines Steak. Und einer muss es jetzt ausbaden.
Viel Glück damit, Thomas Tuchel!
Die Steudel-Kolumnen gibt es auch in Buchform. Das aktuelle Werk heißt "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten für 14,95 Euro. Wer es sofort haben will: Hier bestellen! Wer ein signiertes Exemplar bevorzugt – eine Mail an post@alexsteudel.de schreiben, und der Rest geht beinahe wie von selbst.
Zwei Tiger in einer Runde. Und ich. #dopa @FlorianKoenig1 @janawosnitza https://t.co/Yul4TOkGsC
— Pit Gottschalk (@pitgottschalk) March 30, 2023
1. FC Köln im Panik-Modus
Von Thomas Weitekamp
Auf den ersten Blick klingt das nach richterlicher Willkür. Ein durchschnittlicher Bundesliga-Klub nimmt einen 16-Jährigen unter Vertrag, der weit weg ist vom Profifußball - und die Fifa verhängt eine Transfersperre, welche die Zukunft dieses Klubs nachhaltig gefährden kann.
Der zweite Blick zeigt dann, dass der 1. FC Köln nach Fifa-Regularien formell völlig korrekt bestraft worden ist. Der aufnehmende Verein gilt automatisch als Anstifter, wenn der neue Spieler anderswo seinen Vertrag ohne triftige Gründe aufgelöst hat. Und dies hat dann automatisch die nun ausgesprochene Sperre zur Folge: Zwei Transferperioden keine Neuzugänge.

Das Gefühl, dass an dieser Rechtsprechung der Fifa vieles falsch ist, bleibt. Warum muss der vermeintliche Anstifter beweisen, dass er nicht angestiftet hat? Und wie soll das überhaupt möglich sein? Warum sieht der Artikel 17.4 keinen Spielraum in der Ausgestaltung der Sanktion vor? Die Vertragsauflösung eines Teenagers in Slowenien ist im Zweifel anders zu bewerten als die eines bereits hochbezahlten Profis, auch aus Rücksicht auf den jungen Sportler.
Warum überhaupt ist eine Pauschalstrafe festgeschrieben, die keine Rücksicht nimmt auf Hintergründe oder vorheriges Verhalten der betroffenen Klubs. Prominente und finanzstarke Vereine etwa, die sich wiederholt und vor aller Augen über bestehende Transfer- und Finanzregeln hinwegsetzen, werden ebenso behandelt wie der Durchschnittsklub, der einen 16-Jährigen unter Vertrag nimmt.
Zumindest beim Verfassen der Transferregeln scheint doch ein wenig Willkür im Spiel gewesen zu sein.
Thomas Weitekamp ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)
Was sonst so los ist




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