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Süßes für Thomas Tuchel, Saures für Jens Lehmann

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Eine Zahl aus dem Kicker hat mich diese Woche überrascht. In den fünf Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit holte RB Leipzig bisher 316 Punkte. Und Borussia Dortmund im selben Zeitraum seit 2016 nur drei Punkte mehr.

Diese kleine Statistik zeigt einerseits, wie stark RB Leipzig seit Jahren spielt, und beweist andererseits, dass Tradition keine Garantie auf Erfolg gibt: Der BVB muss aufpassen, dass ihn die Neureichen nicht übertrumpfen.

Bisher konnte RB Leipzig noch jeden Aderlass kompensieren, sowohl im Management (Ralf Rangnick) als auch auf dem Rasen (sogar Timo Werner). Und vermutlich auch auf der Trainerbank (Julian Nagelsmann).

Darum steht für Borussia Dortmund am Samstag und am Donnerstag mehr auf dem Spiel als allein das Rennen um die Champions-League-Plätze und den DFB-Pokal. Es geht um die Frage: Wer ist Bayern-Jäger Nummer eins?

Die Beteiligten werden diese Frage immer als nachrangig einstufen. Daran glaube ich aber nicht. Wenn man Bayern München schon nicht an der Meisterschaft hindern kann, will man zumindest den Platz dahinter festigen.

Mit Malte Asmus habe ich darüber im Podcast diskutiert: Bitte klicken!

Ein meisterhaftes Wochenende wünscht

Euer Pit Gottschalk

Thomas Tuchel: Besser als der Ruf

Abteilung Abwehr

Chelsea steht im Finale der Champions League – das ist das Verdienst von Trainer Thomas Tuchel. Er hat die richtigen Spieler gestärkt und seine Taktik erneut angepasst. Das kann auch gegen Manchester City funktionieren.

Von Florian Krebl

Sollte ein beliebiger Fußball-Fan die drei derzeit besten Trainer der Welt aufzählen, wäre Thomas Tuchel dann dabei? Natürlich Pep Guardiola, Jürgen Klopp selbstverständlich - auf die beiden schillernden Star-Coaches können sich wohl die Meisten einigen. Unwahrscheinlich ist aber, dass Tuchel mit ihnen in einem Atemzug genannt würde. Das könnte sich bald ändern.

Gewinnt der 47-Jährige mit dem FC Chelsea am 29. Mai tatsächlich die Champions League gegen Guardiolas Manchester City, kommt wohl niemand mehr an ihm vorbei. Tuchel wird ihn jedoch brauchen, diesen großen Wurf, um viele Zweifler umzustimmen. Seine unbequeme Art, die ihm sowohl bei Borussia Dortmund als auch bei Paris St. Germain in internen Auseinandersetzungen zum Verhängnis wurde, gibt ihm in der Außenwahrnehmung einen Wettbewerbsnachteil.

Freilich hat Guardiola ein ähnliches Problem, doch der hatte schon zweimal mit dem FC Barcelona die Königsklasse gewonnen, bevor er 2013 zu Bayern München kam. Tuchel wurde derweil bei seinem Amtsantritt in London im Januar durchaus zurückhaltend beäugt, seine Erfolge in Paris (zweimal Meister, einmal Pokalsieger, einmal Champions-League-Finale) sowie Dortmund (Pokalsieg 2017) reichten vielen nicht aus, um ihn im ganz oberen Regal anzusiedeln.

Dabei gehört er zweifelsfrei genau dort hin. Wie er den FC Chelsea in gut drei Monaten von einem Mittelfeldteam zu einer Siegermannschaft geformt hat, verdient allerhöchsten Respekt. Im Angriff geht natürlich noch mehr, doch Tuchel war gerade den schwächelnden Timo Werner und Kai Havertz ein geduldiger Mentor - und sie zahlen das Vertrauen mittlerweile in höherer Frequenz zurück. Gleichzeitig hat Tuchel eine Ansammlung von teurem Talent dazu gebracht, mit kompromissloser Disziplin zu verteidigen.

Letztendlich muss Tuchel ganz sicher Chelseas Trophäen-Schrank befüllen, um auch über den Sommer 2022 wirken zu dürfen. Wenn ihm dies aber gelingt, vielleicht sogar schon in diesem Jahr, dann gibt es für Fans und Experten kaum mehr Argumente, um zu verneinen, was eigentlich jetzt schon offensichtlich ist: Thomas Tuchel ist einer der besten Fußball-Trainer der Welt.

Florian Krebl ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

Real Madrid: Ohne Sprit und ohne Geld

Das Champions-League-Aus verdeutlicht, dass bei Real Madrid Reformen vonnöten sind – und löst neue Diskussionen um Zinédine Zidane aus.

Reinhören und wohlfühlen

Generalprobe fürs Pokalfinale

Das Wochenende der Generalproben steht an. in Deutschland stehen sich mit Borussia Dortmund und RB Leipzig stehen sich die DFB-Pokalfinalisten gegenüber.

Das Wochenende der Generalproben steht an. In England wird das Champions-League-Finale schon mal vorgespielt, und in Deutschland stehen sich mit Borussia Dortmund und RB Leipzig stehen sich schon mal die beiden DFB-Pokalfinalisten gegenüber. Und es geht bei diesem Duell auch um den inoffiziellen Titel "Nr. 2 in Deutschland". Pit Gottschalk und Malte Asmus schauen auf dieses Duell, wägen ab, ob Bayern schon beim EInmarsch ins heimische Stadion gegen Gladbach Meister ist oder nicht. Außerdem überprüft einer den Namen seines Kollegen auf Sprechchortauglichkeit.

Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, VfB Stuttgart - FC Augsburg

So abhängig ist der VfB Stuttgart von seinen Schlüsselspielern

Der VfB-Podcast der Stuttgarter Nachrichten beschäftigt sich wöchentlich mit der aktuellen Situation beim VfB Stuttgart. In der 157. Folge sprechen Christian Pavlic und Philipp Maisel mit Taktik-Experte Jonas Bischofberger.

Samstag

15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Borussia Dortmund - RB Leipzig, TSG Hoffenheim - Schalke 04, VfL Wolfsburg - Union Berlin, Werder Bremen - Bayer Leverkusen

18.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Bayern München - Mönchengladbach

Sport-Oscar Laureus: Siebter Titel für den FC Bayern

Bei den Laureus World Sports Awards wurden die Triple-Bayern ausgezeichnet. Wer sonst noch die begehrten Trophäen abräumte: Bitte klicken.

Sonntag

13.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, 1. FC Köln - SC Freiburg

15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Eintracht Frankfurt - Mainz 05

18 Uhr, Sky: Bundesliga, Hertha BSC - Arminia Bielefeld

Was sonst noch so los ist

3:0 gegen Freiburg! Hertha verlässt die Abstiegsränge

Hertha BSC kommt zu einem verdienten 3:0-Erfolg gegen den SC Freiburg und springt in der Bundesliga auf den 14. Tabellenplatz.

Max Kruse in Instagram-Zoff verwickelt

Die Freundin von Max Kruse sieht sich wüsten Beschimpfungen ausgesetzt. Der Union-Star lässt das nicht auf sich sitzen.

"Das könnte sonst falsch ausgelegt werden"

Bayern-Star David Alaba möchte seine Komfortzone verlassen – und meint damit eigentlich etwas ganz anderes.

Schalke-Podcast: Knäbel-Kaderplanung ist riskant

Im WAZ-Podcast "Fußball Inside" wird über den FC Schalke 04, Borussia Dortmund und den Zweitligisten VfL Bochum diskutiert.

Werder: Zäher Zweikampf mit der Zuversicht

Am Wochenende trifft Werder auf Bayer Leverkusen - und braucht dabei unbedingt Punkte für den Klassenerhalt.

Mainz 05 mit Potenzial zum Stolperstein

Eintracht Frankfurt hat den Nachbarn Mainz 05 auf vielen Feldern abgehängt - doch was heißt das schon für Sonntag?

Nachgetreten: Der Fall Lehmann

"Wer mich kennt...”

Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann hat noch einmal für seine rassistische Nachricht an Dennis Aogo um Entschuldigung gebeten. Und jetzt?

Von Alex Steudel

Achtung, diese Kolumne erfüllt den Tatbestand des Nachtretens. Ja, ich weiß, sogar Dennis Aogo, der Mann, der Jens Lehmann am Mittwochmittag stürzte, hat am Mittwochabend gesagt, er finde es nicht gut, dass jetzt alle dauernd auf Jens Lehmann einhacken.

Aber mir ist es eine Herzensangelegenheit, auf Jens Lehmann einzuhacken. Auch wenn schon Freitag ist. Keiner kann von mir erwarten, dass ich meine Freitagskolumne schon am Donnerstag schreibe. Nicht wegen Lehmann.

Ich konnte Jens Lehmann noch nie leiden.

So, jetzt ist es raus.

Rudi Völler hat einmal über ihn gesagt, er werde wohl nie den "Oscar der Beliebtheit" gewinnen. Das fasst im Großen und Ganzen zusammen, was die meisten über den ehemaligen Nationaltorhüter denken. Nicht sehr subtil, aber auch ganz lustig, formulierte es Lehmanns Ex-Mitspieler Karsten Baumann auf Twitter: "Du warfst schon damals ein Vollidiot."

Lehmanns Moralstrafregister ist lang. Er fuhr mal aus Protest in der Halbzeit mit der S-Bahn nach Hause, weil er ausgewechselt worden war. Er zeigte Zuschauern den Mittelfinger, wurde aber nie belangt, weil er es so machte, dass es aussah, als würde er sich mit dem Mittelfinger im Gesicht kratzen.

Lehmann hat einem Fan die Brille geklaut und erst später zurückgegeben. Einmal hat er hinters Tor gepinkelt.

Die Homophobie, die jetzt im Fall Aogo gipfelte, den er als "Quotenschwarzen" bezeichnete, baute Lehmann früh auf. Nachdem sich Thomas Hitzlsperger zur Homosexualität bekannt hatte, fand er das "komisch, glaube ich. Man duscht jeden Tag zusammen, man hat Phasen, in denen es nicht so läuft. Aber Thomas Hitzlsperger ist ein Spieler, der erstens sehr intelligent ist, und zweitens von seiner Spielweise überhaupt nicht den Anlass gegeben hätte, dass man hätte denken können, da ist irgendetwas."

Man wagt auch gar nicht darüber nachzudenken, was Lehmann am Mittwoch wohl gewhatsappt hätte, wenn Dennis Aogo schwarz UND schwul wäre.

"Der Postillon" hat Lehmann diese Woche als "Quotendepp" bezeichnet. Nie war Postillon weniger Satire. Die Bezeichnung passt jedenfalls gut zu Lehmanns Aussagen im Dezember 2020, als er Covid mit einer Grippe querverglich. Jens Lehmann sagt immer so komische Sachen. Wenn er redet, habe ich manchmal das Gefühl, das Übersetzungsprogramm ist kaputt.

Mein persönliches Lehmann-Highlight ist, dass er mit dem Hubschrauber vom Starnberger See zum Training flog, als er noch für den VfB Stuttgart spielte. Wobei er diese Formulierung so nie durchgehen lassen würde. Natürlich hat ein Jens Lehmann nie für den VfB Stuttgart gespielt. Der VfB Stuttgart hat für Jens Lehmann gespielt.

Ronald Reng, der einen ganzen Haufen Spitzenbücher über Fußball geschrieben hat, darunter zwei, in denen es um Torhüter geht, erwähnte Lehmann auf geschätzten 5000 Seiten seines Lebenswerks nur ein einziges Mal, einen Absatz lang. Einen sehr kurzen Absatz lang.

"Lehmann kultivierte die Rolle vom Torwart als einsamem Cowboy, der grimmig und rücksichtslos seinen Weg gehen muss", schrieb Reng. "Erstaunlich war nur, dass Lehmann in fünf Jahren in London von den wichtigsten englischen Werten, der Höflichkeit und der Selbstironie, nichts mitbekommen hatte." Keine Ehre, wem keine Ehre gebührt.

Ich möchte jetzt alle Kolumnenleser bitten, darauf zu verzichten, Steudel und Lehmann zu googeln. Er gibt nämlich einen sehr alten Kommentar von mir in der "Welt", in dem steht, dass ich Lehmann besser finde als Kahn. Ich habe das nie geschrieben und kann alles erklären.

Vergasen-Kommentar: Dennis Aogo zieht Konsequenzen

Einen Tag nach dem von Jens Lehmann ausgelösten Rassismus-Eklat muss sich auch Dennis Aogo für eine verbale Entgleisung entschuldigen.

Das Missgeschick ereignete sich in einem Wintertrainingslager des FC Bayern in Spanien, wo Oliver Kahn in einem Testspiel gegen Elche ausrastete. Ich schrieb einen kritischen Kommentar, der etwas zu kurz war. Ein Kollege in der Redaktion in Berlin fügte auffüllend den Satz hinzu, dass Lehmann eh besser sei als Kahn. Manchmal wache ich heute noch schweißgebadet auf deswegen.

24 Sekunden, nachdem der Artikel erschienen war, klingelte mein Telefon. Markus Hörwick, damals Pressesprecher des FC Bayern, teilte mir mit, dass Kahn nicht amüsiert sei. Er erwarte einen Anruf von mir.

Ich wusste erst gar nicht, was gemeint war. Dann sah ich mir im Netz den Artikel an. Da fühlte ich mich wie ein Stürmer, der alleine auf Kahn zuläuft. Ein eiskalter Schauer lief über meinen Rücken.

Ich rief Kahn auf dem Handy an. Damals rief man an, wenn man einen Superstar sprechen wollte, es gab noch kein verschachteltes Annäherungssystem, das aus Betteln und schriftlichen Anträgen bestand. Kahn wirkte sogar für seine Verhältnisse reserviert. Er fragte mich sinngemäß, ob ich noch ganz dicht sei. Schließlich hätte ich ihm gegenüber ja stets eine völlig andere Einstellung an den Tag gelegt. Was stimmte. Ich beteuerte meine Unschuld, erklärte, stammelte.

Lehmann und Aogo

Erst fliegt Jens Lehmann eine rassistische Nachricht um die Ohren, dann setzt es bei Dennis Aogo aus. Das sorgt für große Aufregung. Was steht an deren Ende?

Ich glaube, der Hauptgrund dafür, dass Kahn bald wieder mit mir redete, war, dass er sich einfach nicht vorstellen konnte, dass wirklich jemand denken könnte, Lehmann sei besser als er.

Lehmann dachte auch immer, er sei der Bessere von beiden. Nur stimmte es halt nie. Er hat uns ja den WM-Titel 2006 gekostet, weil er sich weigerte, in einem ganzen Turnier auch nur einen unhaltbaren Schuss zu halten. Kahn hielt im Spiel um Platz drei gleich mehrere.

So, ich höre jetzt auf. Lehmann ist gestraft genug. Jede Einrichtung in Deutschland, in der ein Mikrofon oder eine Kamera herumsteht, hat gestern angekündigt, ihn nie mehr einzuladen. Der Bundesligist Hertha, den er beriet (DAS hätte ich gern mal live miterlebt), hat ihn schneller gefeuert, als eine Whatappnachricht Neuseeland erreicht.

Und Dennis Aogo hat gesagt, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat. Er hat Mensch gesagt. Nicht Lehmann.

Bei Lehmann wäre es ja auch eher die vierundzwanzigste.

Die gesammelten Steudel-Kolumnen gibt es auch als Taschenbuch und eBook: Weitere Infos und Bestellmöglichkeit hier.

Alle mal herhören!

Leadertalk mit Helmut Schulte

Auch dank einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme des Hamburger Arbeitsamtes wurde Helmut Schulte 1988 Trainer des Zweitligisten FC St. Pauli. Kurz danach gelang dem damals 30-Jährigen Schulte der Aufstieg und er ist heute noch der vierjüngste Trainer, der jemals in der Bundesliga arbeitete. Nach seiner Entlassung bei Schalke 04 wechselte Schulte ins Management und war bei Vereinen wie Lübeck, St. Pauli, Schalke 04, Fortuna Düsseldorf und Union Berlin in unterschiedlichsten Positionen tätig. Heute arbeitet der 63-Jährige für den VfB Stuttgart. Im Podcast „Leadertalk“ spricht Schulte mit Business-Coach und Autor Mounir Zitouni unter anderem über Empathie als Schlüssel zum Erfolg, über die Glaubwürdigkeit der aktuellen Trainer und worauf er selbst bei Trainereinstellungen achtete.

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