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Der beste Südschlager seit langem – dank VfB!
Am Sonntag steigt das Verfolgerduell: Die Bayern empfangen Stuttgart, das Überraschungstermin der Saison - wir hoffen alle auf einen Knaller
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Man muss schon tief in Fußballgeschichtsbücher einsteigen, wenn man zur Partie FC Bayern gegen VfB Stuttgart den Begriff „Verfolgerduell“ finden will. Doch genau das ist es diesmal, ein Verfolgerduell, gewöhnungsbedürftig, aber toll: Am Sonntag werden wir sehen, wer dem sagenhaften Tabellenführer Bayer Leverkusen auf den Fersen bleibt.
Dass ich den VfB in einem solchen Zusammenhang überhaupt nenne, erscheint mir nach wie vor surreal. Die Schwaben haben schließlich erst im Mai ihren Doktor in Abstiegswissenschaften gemacht. Sie sind das Team, das von unten kam. Wer vor einem Jahr eine brauchbare Summe auf Stuttgart als Meister 2023/24 getippt hat, könnte im Sommer mit dem Gewinn anfangen, einen Kreisligisten zum deutschen Paris Saint-Germain zu pimpen.
Unter den üblichen Umständen wäre ein Erfolg des VfB in München also wahrscheinlich wie ein gemeinsamer Sommerurlaub der Vorstände des FC St. Pauli und RB Leipzig. Das letzte ernstzunehmende Duell gegen den Rekordmeister, egal ob daheim oder auswärts, haben die Schwaben vor über 13 Jahren, im März 2010, gewonnen.
In jenem Monat hielt der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull die Welt in Atem, und René Adler wurde zum ersten DFB-Torwart der WM 2010 bestimmt; Manuel Neuer zu seinem Vertreter. So lange ist das her.
Ich schreibe „ernstzunehmend“, weil die Stuttgarter tatsächlich acht Jahre später einmal in der Allianz-Arena gewannen – aber das 4:1 gilt nicht, es geschah am letzten Spieltag der Saison 2017/18. Die Bayern führten die Bundesligatabelle mit schlappen 24 Punkten Vorsprung an und hatten keinen Bock mehr. Für den VfB liefen im Jahr 2018 Leute wie Akolo (?), Thommy (??) und Donis (???) auf.
Zwar sind die Bayern weiterhin Dauermeister und haben sich mit Harry Kane sensationell verstärkt, 24-Punkte-Zustände herrschen heute nicht mehr. Vorige Saison wurde beinahe Borussia Dortmund Meister.
Dieses Jahr steht Leverkusen vorn, weil sich der BVB auf die Champions League spezialisiert hat – und der VfB nervt plötzlich die Spitzenteams, weil ein neuer Trainer (Sebastian Hoeneß) und eine funktionierende Superoffensive (Serhou Guirassy, Deniz Undav, Chris Führich) am Werk ist.
Die Älteren unter uns wissen: Der VfB war schon früher spitze. Stuttgart wurde immer wieder mal Meister, zuletzt 2007. Ich erinnere mich an legendäre Duelle, die früher stattfanden, zum Beispiel 1988 das 3:3 im Olympiastadion – eines der besten Fußballspiele, die ich je gesehen habe. Damals hieß umschalten noch kontern und Box-to-Box Mittelfeld. Der VfB führte nach 80 Minuten 3:1, aber Wegmann und Ekström glichen aus. Es war die Zeit, als Fritz Walter und Jürgen Klinsmann das laut Walter „beste Trio“ der Liga bildeten.
Ich lag mit Grippe im Bett, war aber 90 Minuten lang gesund.
Kommen solche Zeiten wieder? Hoffentlich. Vielleicht ja schon am Sonntag! Ich freue mich saumäßig auf das Spiel, wie wir Schwaben sagen.
PS: Es klingt womöglich so realistisch wie eine RTL-Realityshow, ist aber wirklich passiert – im exakt ersten Moment, nachdem ich den Einstieg dieser Kolumne getippt hatte, erreichte mich eine Mail unseres „Hystory“-Kolumnisten Udo Muras mit Spieltag-Infos. Sein erster Satz zum Südschlager: „Verfolgerduell am Sonntagabend in München, Zweiter gegen Dritter: das gab es bei dieser Paarung zuletzt vor 14 Jahren, obwohl da das Titelrennen schon entschieden war. Am letzten Spieltag 2008/09 ging es um den Einzug in die Champions League, Bayern gewann 2:1.“
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