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Schwarzgeld? Neues Skandalbuch über den FC Bayern

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Schon eine Idee für Weihnachten? In einer ruhigen Minute hatte ich mich entschieden, nur drei Bücher zu verschenken. Zum einen: das Buch zur Hall of Fame des deutschen Fußballs, erschienen im Verlag Delius Klasing. Zum anderen: "Miro - Ronald Rengs Biografie über Miroslav Klose", vom Piper-Verlag herausgegeben. Womöglich noch: "Ewald Lienen - ich war schon immer ein Rebell", ebenfalls Piper. Dann kam Gerd Müller.

Ich las zuerst seinen Namen und danach den überraschenden Zusatz: "Wie das große Geld in den Fußball kam", erschienen bei C.H. Beck. Man braucht nur ein paar Sätze im Klappentext, um eine Reise zurück in die 60er- und 70er-Jahre anzutreten, als der Bayern-Manager nicht Uli Hoeneß, sondern Robert Schwan hieß. Die Geschichten, die der Historiker Hans Woller erzählt, fesseln sofort. Gerd Müller und Schwarzgeld: Das passt doch nicht…

Denkt man. Ich will gar nicht auf Details im Buch eingehen, das tut schon Kollege Thomas Häberlein (SID) im Aufmacher-Text unten. Was ich aber zusammenfassend sagen kann: Wenn Football Leaks Enthüllungen anstrebt, um den Sittenverfall im Fußballsport aufzuzeigen, liegt vielleicht ein grundsätzlicher Irrtum vor. Früher war nicht alles besser und sauberer. Heute hängen nur ein paar Nullen mehr an den gezahlten Summen.

Schon damals waren Fußball und Politik zu einem gegenseitigen Nutzen miteinander verwoben. Auf seiner Zeitreise in Gerd Müllers Bayern-Kosmos liefert Hans Woller ein Detail nach dem anderen, wie es in München zuging. Die Vergehen sind vermutlich längst verjährt, einige handelnde Personen tot. Aber es ist, so kurios es klingt, irgendwie beruhigend, dass die Fußballzeiten heute nicht unbedingt verruchter als vor Jahrzehnten sind.

Einen verschlossenen Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

PS: Welche Bücher würdet Ihr verschenken?

Schwarzgeld? Neues Skandalbuch über den FC Bayern

"Machenschaften weit jenseits der Legalität"

Der Historiker Hans Woller hat sich mit der Vergangenheit des FC Bayern beschäftigt und dabei in seinem neuen Buch Schlimmes zutage gefördert. In den 60er–und 70er-Jahren waren Schwarzgeldzahlungen gang und gäbe.

Von Thomas Häberlein

Es ist nicht gerade schmeichelhaft, was da über den FC Bayern so geschrieben steht. Der märchenhafte Aufstieg der Münchner zum erfolgreichsten deutschen Fußball-Klub habe eine "kriminelle Kehrseite", der Rekordmeister sei einst in "Machenschaften jenseits der Legalität" verwickelt und Teil eines "Amigo-Systems" gewesen. Es sind Behauptungen, die der renommierte Historiker Hans Woller aufstellt.

Woller hat ein Buch geschrieben, es trägt den Titel: "Gerd Müller oder Wie das große Geld in den Fußball kam" (Verlag C.H.Beck). Es geht um Gerd Müller, über dessen Aufstieg aus ärmlichen Verhältnissen zum "Bomber der Nation" - und dessen Absturz. Es geht aber auch darum, wie der FC Bayern in den Sechziger- und Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts langsam zu dem werden konnte, was er heute ist.

In den Sechzigerjahren war der FC Bayern zunächst ein doch eher kleines Licht, geführt von Männern, die noch durch das Dritte Reich geprägt waren. Aufwärts ging es nicht zuletzt durch "Schwarzgeldzahlungen und Steuerhinterziehung unter den Augen der CSU und der bayerischen Staatsregierung", schreibt Woller. Die Politiker hätten zu den Machenschaften nicht nur geschwiegen, sondern "systematisch Vorschub geleistet".

Das, was er jetzt zutage gefördert habe, "ist die Spitze eines Eisbergs", sagte Wollner dem Münchner Merkur über das am Dienstag erschienene Buch. Was er recherchiert habe, glaubt er, gelte nach seiner Meinung zudem "für die gesamte Bundesliga im Übergang vom Amateur- zum Profifußball". Seine Studie über Müller ist aber vor allem auch eine Abrechnung mit dem FC Bayern - und der Politik.

Historiker schimpft: Bayern-Aufstieg war kriminell

Schwarzgeldzahlungen, Steuerhinterziehung und politische Einflussnahme: In seinem Buch beschreibt der Historiker Hans Woller auch die "kriminelle Kehrseite" beim kometenhaften Aufstieg der Münchner zum deutschen Rekordmeister.

Woller schildert unter anderem, dass die Klubführung um den ab 1966 fest angestellten Manager Robert Schwan pro Jahr und über Jahre hinweg etwa 350.000 Mark an Schwarzgeld benötigte, um Spieler wie Müller oder Franz Beckenbauer bei Laune und im damals klammen Klub zu halten. Bis zu 40 Freundschaftsspiele, viele im Ausland, bestritten die Münchner daher pro Jahr, das Geld wurde auch mal bar bei der Rückreise ausgezahlt.

Beihilfe zur Steuerhinterziehung leisteten nach Wollners Recherchen die mit dem FC Bayern sympathisierenden Mitglieder der Staatsregierung. Bei der Rückkehr von Auswärtsreisen soll der damalige Innenstaatssekretär Erich Kiesl (CSU), später auch mal Bürgermeister von München, den Zöllnern am Flughafen erklärt haben: "Ich bin der Staatssekretär Kiesl, und das ist der FC Bayern - also lasst uns durchgehen."

Woller stützt seine Recherchen auf Archive, zeitgenössische Quellen und mehr als 60 Gespräche mit Zeitzeugen. Die Sache mit dem Schwarzgeld entsprang nicht zuletzt einer Empfehlung des damaligen bayerischen Finanzministers Ludwig Huber. Huber war es auch, der dem FC Bayern schließlich 1972 den Umzug ins Olympiastadion ermöglichte. Für den Klub wurde die Arena zur Goldgrube - die finanzielle Lage entspannte sich rasch.

Und so kommt Wollner zu dem Schluss, dass die "staunenswerte Erfolgsgeschichte" des FC Bayern zumindest "in den Sechziger- und Siebzigerjahren von Anfang an eine kriminelle Kehrseite hatte". Er habe den damaligen Verein bewundert, sagte der Historiker, aber jetzt sei "etwas der Lack abgesprungen".

Thomas Häberlein ist Redakteur beim Sport-Informations-Dienst (SID)

FC Bayern München: Bei diesen Stars endete es im Krach

„Meine Bayern“ heißt die Kolumne von Reporter-Legende Raimund Hinko, die sich mit dem deutschen Rekordmeister befasst. Hinko begleitet die Münchner seit Jahrzehnten. Und schreibt diese Woche über Thomas Müllers Situation.

Philippe Coutinho günstiger zu haben

Philippe Coutinho konnte beim FC Bayern zum Start überzeugen. Falls er bleibt: Was würde dies den Rekordmeister kosten?

Heute im Fernsehen

18 Uhr, Sport Digital: Transfermarkt-TV

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Krieg = Tote = Nicht gut = Nicht salutieren

Von Alex Steudel

Der Sport ist diese Woche ein einziges Krisengebiet, ich weiß gar nicht, ob ich mich gerade als Fußballkolumnist oder als Uno-Beobachter fühlen soll.

Alles fing damit an, dass die türkischen Spieler vor laufenden Kameras salutierten. Wie man das als Fußballer eben so macht, wenn dein Land gerade in ein anderes einmarschiert und dabei ein paar hundert Leute getötet werden.

Ich fand das ziemlich geschmacklos, diese Spieler nicht. Oder sie hatten die Argumentationskette "Krieg= Tote = Nicht gut = Nicht salutieren" im Eifer des Gefechts einfach gerade nicht auf dem Zettel.

Militärische Meinungsäußerungen im Fußball sind übrigens verboten, aber das kümmerte die Profis nicht, sie standen stramm und salutierten, als stünde gerade ein türkischer General auf einem Panzer, der am Spielfeldrand auf- und abfährt, und ihre Gesichtsausdrücke fand ich obendrein ziemlich aggressiv und furchteinflößend. Es fehlte nur, dass ihnen der Speichel die Mundwinkel herunterlief, aber das tun wir jetzt mal als Einzelmeinung ab.

"Did you hear that?"

Die rassistischen Vorfälle gegen englische Spieler beim 6:0 in Bulgarien sorgten für Entsetzen.

Dann haben zwei deutsche Nationalspieler das ganze geliked. Okay, fand ich auch sehr eigenartig. Ilkay Gündogan und Emre Can nahmen ihre Likes zwar gleich wieder zurück (ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie das freiwillig getan haben, oder ob sie vorher von 26 Beratern, Funktionären und Sponsorenvertretern angepflaumt werden mussten), aber da war die Granate schon in den Brunnen gefallen, um im Bild zu bleiben.

Später wunderten sich die beiden natürlich, dass sich alle Welt darüber aufregte, weil es doch ganz, ganz anders gemeint und keine Absicht gewesen war, und noch später, das musste ja so kommen und kommt immer so, waren natürlich die Medien schuld, weil sie ständig über jeden Fehler herfallen müssen und Fünfe nicht gerade sein lassen können.

Sie meinten dieselben Medien, die sonst auch jeden entscheidenden Fehlpass in der 90. Minute eines WM-Endspiels nicht erwähnen, weil er ja aus Versehen passiert ist: Nene, darüber berichten wir nicht, das war ja keine Absicht, der Spieler hat das doch selber gesagt.

Raheem Sterling: Lässiger Gruß an die Rassisten

In der Politik machen sich die Engländer zum Narren. Im Fußball sind sie Vorbilder. Dank Raheem Sterling.

Und gerade als sich die Wogen glätten wollten, als ich gestern Morgen vor dem Computer saß und mich fragte: Über was schreibst du heute eigentlich, das Thema Krieg nervt und ist hinreichend besprochen, da lese und sehe ich, dass die Türken am Montaggabend gegen Frankreich schon wieder wild herumsalutiert haben, diesmal eher aus Trotz und mit wirklich hassverzerrten Gesichtern, und dann lese und sehe ich fast im gleichen Moment, dass bulgarische Fans gegen England die englischen Spieler dauernd rassistisch beleidigt haben, was zu kurzen Besprechungen der Schiedsrichter führte, aber nicht zu dem vorher angekündigten Spielabbruch. Nein, die Begegnung ging munter weiter, es lief ja auch alles bestens für England, während auf den Tribünen gutgelaunt Adolf Hitler gegrüßt wurde.

Uefa eröffnet Verfahren

Die Uefa leitete am Mittwochabend Verfahren gegen den bulgarischen Verband sowie mehrere türkische Spieler ein.

Und ich dachte: Was für ein Haufen von Idioten! Aber ich suchte auch wohlmeinende, wogenglättende Erklärungen. Vielleicht ist der Druck in der Heimat so groß, dass die Türken nicht anders konnten? Wurden die bulgarischen Fans vielleicht als Kinder geschlagen? Ich kramte nach guten Gedanken in meinen schlechten: Bestimmt greift die Uefa jetzt durch! Gut, dass der bulgarische Verbandspräsident jetzt zurücktreten soll! Wie toll und mutig, dass zwei türkische Spieler von Fortuna Düsseldorf wenigstens gegen Frankreich den militärischen Gruß verweigert haben!

Und irgendwann dachte ich mir: Nein, das ist mir zu dumm, ich schreibe nichts über Türkei und Bulgarien und Hitler und Krieg. Ich bin KEIN Uno-Beobachter, wir machen das jetzt einfach so: Ich schreibe künftig nur über Fußball, und die Türken spielen künftig nur Fußball, und die Bulgaren schauen künftig nur brav zu. Schön (naiv), was?

Ich beschloss, die kürzeste Kolumne meines Lebens zu schreiben. Hier ist sie:

Ich freue mich wie verrückt auf den kommenden Bundesligaspieltag. Er kommt ohne Hitlergruß, ohne Krieg und ohne Rassimus, und die größte zu besprechende Krise wird darin bestehen, dass Dortmund im Formtief steckt und Hernandez trotz Knieverletzung am Montag spielen musste, weshalb die Bayern sauer auf die Franzosen sind.

Ärger ganz nach meinem Geschmack.

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Alle mal herschauen!

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